„Integration funktioniert aus meiner Sicht am besten über die Arbeit. Ich finde es bedauerlich, dass es nicht längst flächendeckend zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist“ – Mit diesen Sätzen begann der Gewinner des Abends, Thomas Kocher, seine Dankesrede. Der Geschäftsführer der Werner Kocher GmbH & Co KG nahm den Interkulturellen Wirtschaftspreis 2017 auf dem Festakt im Deutschan Fußballmuseum in Dortmund von Laudator Pascal Ledune, stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund, und dem Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük, entgegen.
Das Multikulturelle Forum prämiert seit zwölf Jahren mit Partnern kleine und mittelständische Unternehmen
Mit dem Preis prämiert das Multikulturelle Forum gemeinsam mit Partnern bereits seit zwölf Jahren in Folge kleine und mittelständische Unternehmen aus dem westfälischen Ruhrgebiet, die kulturelle Vielfalt als festen Bestandteil in der Personalpolitik verankern.
In seiner Grußrede betonte Gastgeber Küçük, wie wichtig es gerade jetzt sei, dass Unternehmerinnen und Unternehmer öffentlich Stellung für kulturelle Vielfalt zu beziehen. Mit Blick auf den Wahlerfolg der AfD rief er die große Mehrheit in Deutschland, die für Demokratie und Vielfalt steht, dazu auf, sich Gehör zu verschaffen und Gesicht zu zeigen: „Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie, und eine ebenso starke Zivilgesellschaft.“
Genau diesen Weg war der Preisträger gegangen, das wurde in der Laudatio deutlich: Laudator Pascal Ledune, der den diesjährigen Schirmherrn Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund, vertrat, zitierte aus der Jurybegründung, das Unternehmen Kocher Elektrotechnik berichte immer wieder öffentlich über seine positiven Erfahrungen mit seiner vielfaltsorientierten Personalpolitik und insbesondere mit Geflüchteten als Auszubildende und ermutige andere Unternehmen, auch diesen Weg einzuschlagen.
„Kocher Elektrotechnik hat es auf vorbildliche Art verstanden, Wertschätzung für die kulturelle Vielfalt im Unternehmen zu zeigen und diese jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen Mitarbeiter entgegenzubringen“, so Ledune in seiner Ansprache.
Ausgezeichnete Unternehmen haben Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsstellen für Geflüchtete angeboten
Neben dem mit 1000 Euro dotierten Hauptpreis an die Dortmunder Experten für elektrotechnische Anlagen verlieh die Jury des Interkulturellen Wirtschaftspreises zwei weiteren Betrieben Urkunden der besonderen Anerkennung für ihr Engagement zur Förderung von Vielfalt im eigenen Unternehmen.
Die Firma K. Bellwon Elektrotechnik GmbH aus Lünen sei vorbildlich mit Schulen und Trägern der sozialen Arbeit vernetzt und biete Geflüchteten Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsstellen an. Der Heizungs- und Sanitärbetrieb Frank Schabbehardt aus Kamen stelle nicht nur selbst Geflüchtete ein, sondern habe zwei weitere in anderen Unternehmen in Ausbildung gebracht und sei ehrenamtlich im Flüchtlingshelferkreis engagiert, so die Jurybegründung.
Gastredner des Abends war Jürgen Billerbeck, Geschäftsbereichsleiter Human Resources bei der REWE Dortmund, sich vom Engagement der Preisträger beeindruckt zeigte: „Ich weiß nicht, ob wir den Preis gewonnen hätten.“
Kulturelle Vielfalt sei für die REWE Dortmund mit 63 vertretenen Nationalitäten und geschätzten 30 Prozent Personal mit Migrationshintergrund sowie einer vielfältigen Kundschaft Normalität und Notwendigkeit zugleich. „Im kommenden Jahr ist vielleicht der eine oder andere REWE-Markt unter den Bewerbern“, kündigte er an und sprach sich für weniger bürokratische Hürden bei der Beschäftigung von Flüchtlingen aus.
Abgerundet wurde die Preisverleihung durch die Acoustic-Band „Aroma“ und dem Balljongleur Mehmetcan Örücü alias „King of 360“, der zeigte, warum er mit seinen Tricks zurecht im Guinessbuch der Rekorde aufgeführt wird.
Der Interkulturelle Wirtschaftspreis wird von einer Partnerschaft regionaler Akteure getragen: Neben dem Multikulturellen Forum sind es die IHK zu Dortmund, die Handwerkskammer Dortmund, die Wirtschaftsförderung Kreis Unna, die Wirtschaftsförderung Hamm, die Stadt Dortmund und der Verein Selbständiger Migranten.