Von Mira Kossakowski
Sich in einer fremden Gesellschaft mit anderen kulturellen Gegebenheiten zurecht zu finden, ist für niemanden einfach – besonders, wenn durch fehlende Sprachkenntnisse die Kommunikation schwerfällt. In Dortmund bieten die muttersprachlichen Familienbegleiterinnen seit 2014 diese dringend notwendige Hilfe an. Jetzt sind sie an einen neuen Standort umgezogen: Am 15. Januar wurden die neuen Büros von Dezernentin Daniela Schneckenburger eröffnet.
Neue Büroräume im Hannibal-Gebäude in der Nordstadt: Alle Angebote unter einem Dach
Die Eröffnung der Büroräume im Hannibal-Gebäude in der Bornstraße 83 hat eine wichtige Symbolfunktion: Die Angebote der Träger befinden sich nun unter einem Dach.
Denn die muttersprachlichen Familienbegleiterinnen setzen auf Kooperation statt Konkurrenz: Der Trägerverbund besteht aus Caritasverband Dortmund e.V., Diakonisches Werk Dortmund und Lünen gGmbH, GrünBau gGbmH sowie dem Sozialen Zentrum Dortmund.
Deshalb freuten sich alle Beteiligten bei der Eröffnung am 15. Januar über das große Interesse am Angebot der muttersprachlichen Familienbetreuerinnen. Die muttersprachlichen Familienbegleiterinnen Mitarbeiterinnen stellten das Angebot und die Räumlichkeiten mit musikalischer Begleitung durch „RomStar“ genauer vor.
Schritt für Schritt zur gelungenen Integration mit Hilfe der mehrsprachigen Familienbegleiterinnen
Die Familienbegleiterinnen arbeiten für das Projekt „Willkommen Europa“. Es wurde 2014 als Nachfolger des Vorgängerprojektes „Schritt-Weise“ aufgebaut, das 2013 den Integrationspreis der Stadt Dortmund erhielt. Die fünf muttersprachlichen Mitarbeiterinnen unterstützen Familien aus Osteuropa, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, bei ihren ersten Schritten in Dortmund.
Die muttersprachlichen Familienbegleiterinnen arbeiten besonders eng mit dem Jugendamt zusammen. Sie führen Hausbesuche bei den Familien durch, bewerten Problemstellungen und bieten offene Sprechstunden an. Auch bei Amtsbesuchen oder dem Ausfüllen von Formularen helfen sie, denn nicht selten sind Hilfesuchende Analphabeten und können weder lesen noch schreiben.
„Manchmal hat man das Gefühl, dass man nicht viel ausrichten kann“, erzählt Farina Müller, eine der Mitarbeiterinnen. Doch sie ergänzt schnell, dass es immer einen Weg gebe, Familien zu helfen. Da jede Problemstellung individuelle Herausforderungen mit sich bringt, ist eine starke Vernetzung mit anderen Anlaufstellen und Trägern für die Arbeit der Familienbegleiterinnen unerlässlich.
Jung und vielfältig: Besonders junge Menschen aus Osteuropa leben in der Dortmunder Nordstadt
Während 2015 etwa 8000 Menschen aus Osteuropa in Dortmund lebten, waren es im vergangenen Jahr deutlich mehr. 50 Prozent von ihnen leben in der Dortmunder Nordstadt, alleine 2000 Menschen im Quartier Nordmarkt. Die Zahlen zeigen außerdem, dass es sich vor allem um sehr junge Kinder und Jugendliche handelt: Über 1000 Kinder sind jünger als sechs Jahre, weitere 1300 zwischen sechs und 16 Jahren alt.
„Diese Veränderung trägt dazu bei, dass die Stadt jünger und vielfältiger wird“, stellt Dezernentin Daniela Schneckenburger fest. Doch diese Veränderung führt auch zu völlig neuen Problemstellungen: Besonders der Zugang zu Betreuungsangeboten und Bildung muss ermöglicht werden.
Die neuen Büroräume ermöglichen durch die Lage eine schnelle und angemessene Beratung und Betreuung durch die Projektmitarbeiterinnen. Wie wichtig „Willkommen Europa“ ist, weiß auch Daniela Schneckenburger: Für sie ist das Projekt nicht nur eine Möglichkeit zu Unterstützung, sondern auch ein „Stück Hineinführen in eine andere Gesellschaft.“
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