Jahrelange Spurensuche führt in die Justizvollzugsanstalt in Dortmund:

Wie das tragische Schicksal eines Mannes seinen australischen Neffen nach Dortmund verschlägt

Peter Dowding mit einem Bild von seinem Onkel Kenneth Bruce Dowding.
Peter Dowding mit einem Bild von seinem Onkel Kenneth Bruce Dowding. Foto: Chimène Goudjinou

Der australische Anwalt Peter Dowding hat 30 Jahre lang das Schicksal seines Onkels Kenneth Bruce Dowding recherchiert. Dieser ging nach Frankreich, um Französisch zu lernen und kam nie wieder zurück nach Australien. Was Peter Dowding alles herausgefunden hat und wie ihn seine Suche nach der Geschichte seines Onkels nach Dortmund verschlagen hat.

Mit einem One-Way-Ticket nach Frankreich

Die Justizvollzugsanstalt Dortmund in der Lübecker Straße wird oft als „Lübecker Hof“ bezeichnet.
Kenneth Bruce Dowding war deutscher Kriegsgefangener. Archivbild: Alex Völkel

Kenneth Bruce Dowding war in Melbourne Lehrer. Weil er auch Französisch lehren wollte, ist er nach Frankreich gereist um Französisch zu lernen. Seine Familie bekam wöchentlich Briefe von ihm aus Frankreich.

‚‚Er hat seiner Mutter nicht immer alles gesagt, was er in Paris getan hat“, verrät sein Neffe Peter Dowding. Doch habe er irgendwann gestanden, dass er sich in eine schwedische Frau verliebt habe.

Auch nachdem er die Frau kennengelernt hat, versprach Bruce Dowding seiner Familie zurück nach Australien zu kommen. Doch hat und konnte er es schlussendlich nicht in die Tat umsetzen. Obwohl er Pazifist war, schloss er sich der britischen Armee als Übersetzer an und geriet dann in deutsche Kriegsgefangenschaft. ___STEADY_PAYWALL___

Peter Dowding legt Blumen für die Opfer der Willkürjustiz nieder.
Peter Dowding legt Blumen für die Opfer der Willkürjustiz nieder. Foto: Chimène Goudjinou

Doch war das noch nicht sein Ende. Er konnte der Gefangenschaft entfliehen und gelang nach Marseille.

Dort kam er in Kontakt mit verschiedenen Fluchtorganisationen. Er selbst engagierte sich dann im Netzwerk ‚‚Pat-Line“.

Diese organisierten und ermöglichten hunderten geflüchteten, untergetauchten alliierten Soldaten, abgeschossenen Fliegern und belgischen und französischen Kriegsfreiwilligen den Weg nach Großbritannien.

Eine Familie in Unwissenheit über den Tod ihres Sohnes

Peter Dowding in der Kapelle der JVA Dortmund.
Peter Dowding in der Kapelle der JVA Dortmund. Foto: Alfons Zimmer

Bruce Dowdings Familie machte sich Sorgen um ihn. Den letzten Brief den sie von ihm erhalten haben, kam aus dem Gefangenenlager in Frankreich. Sie wussten nicht, dass das Mitglied der „Pat-Line“ Harold Cole die Organisation bei der Gestapo Ende 1941 verraten hat und auch Dowding als Mitglied identifiziert hat.

„Erst nach dem Krieg wurde meine Familie informiert, dass mein Onkel im Untergrund gearbeitet hat“, sagt Peter Dowding. Bruce Dowding wurde, als er Mitarbeiter:innen in Nordfrankreich warnen wollte, mit weiteren Gruppenmitgliedern verhaftet und inhaftiert. Die Gruppe wurde als Nacht- und Nebel-  Gefangene ins Reich und ins Bochumer Gefängnis gebracht und am 16. April 1943 vor den Volksgerichtshof gestellt.

Peter Dowding hat 30 Jahre lang das Schicksal seines Onkels Kenneth Bruce Dowding recherchiert.
Peter Dowding hat 30 Jahre lang das Schicksal seines Onkels Kenneth Bruce Dowding recherchiert. Foto: Chimène Goudjinou

Von den sieben Angeklagten wurden fünf zum Tode verurteilt, darunter Bruce Dowding. Am 30. Juni 1943 wurde er dann im Dortmunder Gerichtsgefängnis mit der Guillotine enthauptet. Von diesen ganzen Geschehnissen, bekam seine Familie in Australien nichts mit.

Auch wenn Peter Dowding seinen Onkel nie kennenlernen konnte, war er immer gegenwärtig. „Wenn etwas nicht klappte, wurde immer gesagt, dass der Bruce jetzt gewusst hätte was zu tun wäre“, erzählt Peter Dowding.

Bruce Dowding war immer ein Teil von Peter Dowdings Leben

Peter Dowding besuchte die JVA Dortmund.
Peter Dowding besuchte die JVA Dortmund um zu sehen, wo sein Onkel sein Leben lassen musste. Foto: Alfons Zimmer

Seinem Vater hat er versprochen ein Buch über die Geschichte seines Onkels zu schreiben. Dieses Versprechen, hat Peter Dowding mit der Veröffentlichung des Buches „Secret Agent, Unsung Hero – The Valeur of Bruce Dowding“ eingehalten.

Ihm ist bewusst, dass er mit dem Buch nicht viel Geld machen wird. Doch ist für ihn das nicht die Hauptsache. „Viele Menschen haben Bücher über die Untergrundbewegung geschrieben, in denen auch mein Onkel erwähnt wurde. Doch wurde nicht erklärt wer er war“, sagt Peter. Er und sein Vater waren nahezu besessen davon herauszubekommen, was mit ihrem Onkel und Bruder passiert ist.

Stück für Stück konnte Peter Dowding durch seine 30 Jahre lange Recherche nachvollziehen, was mit seinem Onkel passiert ist. So kam es  auch dazu, dass er in die Justizvollzugsanstalt in Dortmund gegangen ist, um zu sehen, wo sein Onkel sein Leben lassen musste.

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