Die Inflation frisst Einkommen auf: Wegen rasant steigender Preise gehen den Haushalten in Dortmund in diesem Jahr rund 286 Millionen Euro an Kaufkraft verloren – vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an. Allein bei Lebensmitteln müssen die Verbraucher:innen mit Mehrausgaben von 132 Millionen Euro rechnen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.
Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen
Die NGG beruft sich hierbei auf eine regionale Kaufkraftanalyse des Pestel-Instituts (Hannover). Danach sind Menschen mit schmalem Portemonnaie besonders betroffen: In den 125.900 Haushalten, in denen in Dortmund Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2.000 Euro leben, belaufen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom Heizen bis zum Einkauf im Supermarkt – bis Jahresende auf 79,3 Millionen Euro.
NGG-Regionalgeschäftsführer Torsten Gebehart spricht von „alarmierenden Zahlen“. Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen, wenn die Politik nicht durch weitere, gezielte Entlastungen gegensteuere.
„Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – Beschäftigte, die keine Spitzenverdiener sind, müssen derzeit jeden Cent zweimal umdrehen. Wer ohnehin schauen muss, wie er bis zum Monatsende durchkommt, bei dem schlagen die aktuellen Mehrausgaben enorm zu Buche“, so Gebehart.
Laut Pestel-Institut sind die gestiegenen Lebensmittelpreise ein besonderer Inflationstreiber: Der durchschnittliche Haushalt in Dortmund hat in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 38 Euro im Monat zu tragen. Die Mehrausgaben für Energie belaufen sich auf monatlich 34 Euro, Mobilität verteuerte sich um zehn Euro.
Die Inflation droht, die teils kräftigen Lohnerhöhungen zunichte zu machen
Nach Beobachtung der NGG treffen die Preissprünge im Supermarkt „ausgerechnet die Menschen besonders stark, die selbst mit Lebensmitteln arbeiten – ob im Restaurant, in der Brauerei oder in der Backwarenfabrik“. Zwar sei es der Gewerkschaft in diesem Jahr gelungen, durch Tarifabschlüsse etwa im Gastgewerbe kräftige Lohnerhöhungen zu erzielen.
Die Inflation drohe jedoch, diese zunichte zu machen. „Was wir jetzt brauchen, sind spezielle Hilfen für Beschäftigte mit geringen Einkommen. Aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Arbeitsuchende. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus. Die Ampel muss nachlegen“, fordert Gebehart.
Der Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund spricht sich für einen „Energiepreisdeckel“ aus, um Privathaushalte vor explodierenden Kosten für Gas und Strom zu schützen. Dabei müssten alle Entlastungen sozial ausgewogen sein. Gebehart: „Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Deshalb wäre es auch konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe.“
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Inflation – viele verlieren, wer gewinnt? ( Veranstaltung von DGB und Attac Dortmund)
In der Vortragsreihe von DGB Dortmund und Attac Dortmund wird Dr. Axel Troost, Volkswirt, Memorandumgruppe, die Haupttreiber der dramatisch steigenden Energiepreise, aber auch die weiteren Gründe für die Preissteigerungen behandeln.
Er ist Sprecher des Partei übergreifenden Instituts Solidarische Moderne (ISM) und wird versuchen, Licht in die Vielzahl offener Fragen zu bringen: Befinden wir uns am Beginn einer Inflationsspirale? An welche Kriterien ist der Begriff „Inflation“ gebunden? Wer ist am meisten davon betroffen und wer könnte sogar Gewinner einer Inflation sein? Wie kann eine Inflation bekämpft werden und wie können sich die am stärksten Betroffenen dagegen wehren?
Der Vortrag beginnt um 19 Uhr am kommenden Montag (15.8.). Teilnahme ist persönlich im DGB-Haus, Ostwall 17 – 21 oder online möglich. Anmeldungen notwendig bei Strucksberg[ät]posteo.de Nähere Infos unter http://www.attac.de/dortmund