Hilfsorganisationen für Obdachlose setzen in Dortmund ein Zeichen

Weckruf: Inflation und Energiekrise treffen die Menschen in Armut mit besonderer Härte

Aktiv gegen Armut und Wohnungslosigkeit: Kana, Gast-Haus, Team Herzensbus und bodo am Tag der Armut 2022. Sebastian Sellhorst für Nordstadtblogger

Mit einer Zeltstadt auf dem Friedensplatz haben am internationalen Tag zur Beseitigung großer Armut die Kana Suppenküche, das Gast-Haus, das Team Herzensbus und bodo auf die schwierige Situation von Menschen ohne Wohnung und in Armut aufmerksam gemacht. Die Organisationen blicken mit Sorge auf den kommenden Winter.

Immer mehr Menschen geraten durch die Kostenexplosionen in Not

Heinrich Bettenhausen und Katrin Lauterborn vom Gast-Haus e.V. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Steigende Energiekosten und die Inflation beschäftigen alle Bürger:innen – doch Wohnungslose und Menschen in Armut, trifft die Krise besonders hart. „Ab Mitte des Monats wird unser Gastraum voller und voller“, beobachtet Heinrich Bettenhausen, Vorsitzender des Gast-Haus e.V..

„Das Geld reicht nicht mehr, um die Grundbedürfnisse bis zum Ende des Monats zu sichern und das gilt inzwischen für breite Teile der Gesellschaft“, so Bettenhausen.

Alleinerziehende, Alte – es werden immer mehr Menschen, die Hilfsangebote in Anspruch nehmen müssen. „Schon in der Pandemie haben wir Verelendungstendenzen festgestellt“, ergänzt Katrin Lauterborn, Geschäftsführerin des Gast-Haus. „Jetzt wird es für unsere Gäste noch einmal schwieriger.“

Dieser Winter wird eine besondere Herausforderung

Wohin im Winter? Manchen habe nicht einmal ein Zeltdach über dem Kopf. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Erfahrungen, die Bastian Pütter von bodo teilt. Seine Bedenken: Vor dem Hintergrund der eigenen Krise gerät die Not der Anderen in den Hintergrund.

Bereits jetzt müsse man hinsehen, aktiv werden und sich auf die steigende Zahl der Bedürftigen vorbereiten: „Was wir im Winter brauchen, sind Räume, an denen die Menschen, die zu uns kommen, sich versorgen, zur Ruhe kommen, sich aufwärmen können.“

Für ihn gibt es in Dortmund zu wenig Angebote und vor allem stehen sie  längst nicht allen Menschen offen. Seine Forderung: „bedingungsloser Zugang zu Schlafplätzen, unabhängig von der Herkunft, dem Sozialleistungsanspruch oder dem Kostenträger.“

Wir brauchen Orte zum Aufwärmen und zum Aufenthalt

An Obdachlosen sparen? „Wir sind doch die letzten, die die Heizung ausdrehen können, oder?“ Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Auch das Team vom Herzensbus oder der Kana Suppenküche beobachtet, wie bereits jetzt die Schlangen der Bedürftigen länger werden und die Fallzahlen in der Sozialberatung steigen. „Wir haben jetzt wieder so viele Gäste wie vor Corona“, sagt Colin Fischer von Kana. Noch immer ist die Platzzahl in der Suppenküche am Nordmarkt coronabedingt begrenzt.

All dies ist vor dem Winter eine besondere Herausforderung, denn die Orte der Versorgung sind auch Orte zum Aufwärmen und zum Aufenthalt. „Wir wurden schon gefragt, ob wir denn selber auch Energie sparen können“, erzählt Katrin Lauterborn noch und schüttelt den Kopf. Für sie eine traurige Vorstellung, denn was bleibt dann? „Wir sind doch die letzten, die die Heizung ausdrehen können, oder?“


Kana, Gast-Haus, Herzensbus und bodo rufen vor dem Winter wieder zu Schlafsack-Spenden auf. Spender:innen können gut erhaltene Schlafsäcke beim Gast-Haus, Rheinische Straße 22 (montags bis samstags von 8 ‑ 13 Uhr), oder im bodo-Buchladen, Schwanenwall 36‑38 (montags bis freitags 10 ‑ 18 Uhr, samstags 10 ‑ 14 Uhr) abgeben, sie werden unter den vier Einrichtungen aufgeteilt.

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  1. Einladung zum WDR 5 Stadtgespräch mit Karl-Josef Laumann – Thema: Armut (PM)

    Wir möchten Sie gerne zu unserem WDR 5 Stadtgespräch einladen. Gemeinsam mit Karl-Josef Laumann, dem zuständigen Minister in NRW für Arbeit, Gesundheit und Soziales, diskutieren wir am 10. November in Dortmund über das Thema Armut. Die Frage des Abends lautet: Wie kommen arme Menschen durch den Winter? Zu Gast sind neben Minister Laumann auch David Hinder, der sich bei der Initiative #ichbinarmutsbetroffen engagiert und Ulrike Trümper, die Leiterin der Tafel im Kreis Unna.

    Die Veranstaltung beginnt in der Werkhalle in Dortmund um 20.00 Uhr, Einlass ist ab 19.15 Uhr. Wir haben vor Ort auch Mikrofone für die Gäste im Publikum. Jeder/Jede im Publikum kann sich während der Veranstaltung melden und mitdiskutieren. Wir würden uns freuen, Sie beim Stadtgespräch zu begrüßen und mit Ihnen über dieses wichtige Thema zu sprechen. Die Veranstaltung findet in der Werkhalle des Union-Gewerbehofs, Huckarder Straße 10 – 12, 44147 Dortmund.

    Alle Informationen finden Sie auch hier: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/stadtgespraech/steigende-kosten-armut-100.html

  2. Große Aufregung wegen beantragter Zuwendung: Am Ende freut sich DIE LINKE über 20.000 Euro für das Gast-Haus statt Bank (PM)

    Die explodierenden Energiepreise machen natürlich auch vor der Obdachlosen-Betreuung „Gast-Haus“ an der Rheinischen Straße nicht Halt. Grund genug für die Fraktion DIE LINKE in der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt-West eine Zuwendung in Höhe für 20.000 Euro für diese Einrichtung zu beantragen – mit dem Ziel, das Geld noch in diesem Jahr, also vor dem Wintereinbruch, auszuzahlen.

    „Die Einrichtung benötigt das Geld dringend. Das Gast-Haus muss höhere Kosten für Gas und Strom schultern. Und durch die hohe Inflationsrate und die hohen Energiepreise werden immer mehr Menschen bedürftig und müssen möglicherweise eines der Angebote des Gast-Hauses in Anspruch nehmen, etwa ein Essen einzunehmen“, sagte die Vorsitzende der BV-Fraktion DIE LINKE, Anne Eberle – und verfasste einen Antrag auf Zuwendung.

    Die BV-Mitglieder waren nach der Lektüre des linken Antrages schnell überzeugt. Eine gute Idee für eine sehr gute und wichtige Sache, befand die BV – und erlebte ihr blaues Wunder. Denn das Rechtsamt schaltete sich ein und ließ die Geschäftsführung der Bezirksvertretung wissen, dass es kommunalverfassungsrechtlich nicht möglich sei, dem Gast-Haus eine Förderung der Bezirksvertretung Innenstadt-West zukommen zu lassen. Grund: Die obdachlosen und wohnungslosen Menschen würden sich nicht nur in der Innenstadt-West aufhalten, sondern auch in anderen Stadtbezirken. Zudem sei in der Satzung des Vereins keine bezirkliche Beschränkung verankert. Nach dieser rechtlichen Auffassung hätte dann die BV West jahrzehntelang rechtswidrig gehandelt. Obwohl die Zuständigkeit bei der BV liege, betonte Anne Eberle: „Betreuung und Unterstützung örtlicher Vereine, Verbände und sonstiger Vereinigungen und Initiativen im Stadtbezirk.“

    Die Aufregung war groß. „Es trifft ja auf viele andere Vereine zu, dass die Mitglieder und betreuten Personen nicht ausschließlich in der Innenstadt-West wohnen“, ärgerte sich Fraktionsmitglied Iris Bernert-Leushacke. Die BV hätte dem Rat empfehlen können, das Gast-Haus statt Bank zu fördern und zwar aus dem Haushaltbudget der BV West. Doch die Auszahlung wäre dann in diesem Jahr nicht mehr möglich gewesen. Zudem hätte die BV die Zuständigkeit der Förderung der Vereine im Bezirk abgegeben.

    Am Ende beschloss die Bezirksvertretung – einstimmig –, die 20.000 Euro fürs Gast-Haus dennoch zu beantragen. Und der OB gab grünes Licht. Er werde den Beschluss nicht beanstanden. „Das Geld wird in diesem Jahr überwiesen“, sagte Anne Eberle zufrieden. „Wir sind nun gespannt, wie das Rechtsamt mit diesem Beschluss und den Beschlüssen aus den Vorjahren umgehen wird.“

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