„Unzureichendes Angebot“ - Abkopplung vom Öffentlichen Dienst

Warnstreiks beim WDR: DJV und ver.di fordern deutlich mehr Geld für die Beschäftigten

In Dortmund getroffen haben sich heute Kolleg:innen (fest und frei, Redaktion und Prodiktion) aus den WDR-Studios Dortmund, Essen, Duisburg, Siegen, Münster und Bielefeld. War eine gute Veranstaltung vor den Fußballmuseum mit einer klaren Botschaft für die morgen stattfindende Verhandlungsrunde.
In Dortmund getroffen haben sich heute Kolleg:innen (fest und frei, Redaktion und Prodiktion) aus den WDR-Studios Dortmund, Essen, Duisburg, Siegen, Münster und Bielefeld. War eine gute Veranstaltung vor den Fußballmuseum mit einer klaren Botschaft für die morgen stattfindende Verhandlungsrunde. Foto: Volkmar Kah für den DJV NRW

Schon beim Morgen-Magazin des WDR auf ARD und ZDF wird deutlich: Es wird wieder gestreikt. Die Journalist:innen-Gewerkschaften DJV und ver.di haben ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen. Gemeinsam will man so den Druck für die nächste Vergütungstarifrunde machen. Grund für die Arbeitsniederlegungen ist das nach Gewerkschaftseinschätzung „unzureichende Angebot“ der WDR-Geschäftsleitung, das eine Gehaltserhöhung von lediglich 2,25 Prozent ab dem 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von 30 Monaten vorsieht. Unter der Bedingung einer Gebührenerhöhung bot der WDR zusätzlich 2,46 Prozent ab dem 1. Januar 2025 an.

„Was der WDR bisher vorgelegt hat, ist schlechter als in fast allen anderen ARD-Anstalten“

Unmittelbar vor der nächsten Runde der Vergütungstarifverhandlungen für die festangestellten Beschäftigten und die arbeitnehmerähnlichen Freien am morgigen Freitag (15. August 2024) haben die Gewerkschaften DJV, Ver.di und VRFF für Donnerstag erneut zum Warnstreik beim WDR aufgerufen. Der eintägige Streik dauert von Donnerstag, 2 Uhr früh, bis Freitag, 2 Uhr. Die Streikenden aus ganz NRW trafen sich am Donnerstagvormittag in Dortmund und Köln zu zentralen Kundgebungen.

Foto: Volkmar Kah für den DJV NRW

„Wir hoffen, der Arbeitgeber hat die Zeit seit der letzten Verhandlungsrunde am 2. Juli dazu genutzt, sein Angebot stark zu verbessern. Der erfolgreiche fünftägige Warnstreik Mitte Juli und der erneute Weckruf heute sollten für den WDR Grund genug sein, die bisherige Verhandlungstaktik gründlich zu verändern. Es geht um Respekt und Wertschätzung für die Forderungen der Mitarbeiter:innen“, sagt DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah. 

„Was der WDR bisher vorgelegt hat, ist schlechter als in fast allen anderen ARD-Anstalten und liegt meilenweit von der traditionellen Kopplung an den Öffentlichen Dienst entfernt. Das akzeptieren wir nicht“, so Kah.

Beschäftigte sollen von Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst abgekoppelt werden

Ganz ähnliche Töne schlägt auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft an: Auch ver.di NRW intensiviert die Streikmaßnahmen beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) und dem Beitragsservice im Hinblick auf die bevorstehenden Entgelt-Verhandlungen: „Das Angebot der Arbeitgeberseite ist völlig unzureichend und missachtet die Leistungen der Mitarbeitenden“, kritisiert ver.di-Gewerkschaftssekretär Sergio Perder.

Die Beschäftigten beim WDR haben den Kaffee auf – bei den Gewerkschaften gab es aber Nachschub. Foto: Volkmar Kah für den DJV NRW

„Nachdem die Arbeitgeberseite über mehrere Verhandlungsrunden hinweg keine substanziellen Vorschläge gemacht hat, bleibt sie nun bei einem Angebot, das weit hinter dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder zurückbleibt. Die Beschäftigten im WDR verdienen eine faire Entlohnung, die ihrer tagtäglichen Arbeit gerecht wird“, so Perder.

Auch Christof Büttner, ver.di-Verhandlungsführer, äußert sich kritisch: „Die Arbeitgeberseite muss aufhören zu versuchen, die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst der Länder abzukoppeln.“ 

Der Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder wird traditionell als Vergleichsmaßstab herangezogen und auch von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) als Maßstab akzeptiert.

Neue Vergütungsstruktur bedeutet deutliche Verschlechterungen für freie Mitarbeitende

Darüber hinaus kritisiert ver.di die geplante Einführung einer neuen Vergütungsstruktur, die deutliche Verschlechterungen für freie Mitarbeitende vorsieht. „Keine Honorarkürzungen bei gleicher Arbeit“, betont Büttner. „Die Freien sind zu Recht sauer, und wir werden diese Verschlechterungen nicht hinnehmen.“

Foto: Volkmar Kah für den DJV NRW

ver.di fordert für freie Mitarbeitende eine Erhöhung der Effektivhonorare um 10,5 Prozent, bei zeitbezogenen Schichten mindestens 100 Euro mehr pro Schicht.

Für Angestellte wird eine Gehaltserhöhung um 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat gefordert und für Auszubildende die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um mindestens 250 Euro pro Monat.

„Die festen und freien Beschäftigten des WDR haben nun mehrfach ganz klar bewiesen, dass sie weiter für ein faires Angebot ihres Arbeitgebers kämpfen werden – der Ball liegt jetzt im Feld des WDR. Höchste Zeit, dass er den Beschäftigten entgegenkommt und ihnen ein reelles Tarifangebot macht“, betont DJV-Geschäftsführer Volkmar Kah.


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  1. ver.di ruft zu Streik im WDR-Studio Essen auf (PM ver.di NRW)

    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) ruft die Beschäftigten der WDR-Studios in Essen, inklusive der arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für den Streiktag Aufträge vom Studio Essen angenommen haben, zu einem Warnstreik auf. Der Streik wird am heutigen Donnerstag (29. August 2024) von 14:00 Uhr bis 21:00 Uhr stattfinden.

    „Der WDR will die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst der Länder abkoppeln. Darüber hinaus sind die Kolleginnen und Kollegen unzufrieden mit den Vorstellungen des WDR zu einem neuen Honorarrahmen“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner. „Wir rechnen in der regionalen Berichterstattung des betroffenen Studios mit Beeinträchtigungen.“

    Die WDR-Intendanz hat für heute ein Treffen mit Wirtschaftsvertretern im Studio Essen geplant und sieht sich nun mit Streikenden konfrontiert. „Die Beschäftigten wollen mit diesem Streik ein klares Signal für faire Arbeitsbedingungen an die WDR-Geschäftsführung senden“, so Büttner weiter. ver.di fordere die WDR-Leitung auf, in den kommenden Verhandlungsrunden auf die Beschäftigten zuzugehen und gemeinsam konstruktive Lösungen zu finden.

    Zum Hintergrund:

    Die Tarifrunde beim WDR dauert seit fast 250 Tage an. Während die Verbraucherpreise stark gestiegen sind, erhielten Beschäftigte des WDR zuletzt am 1. Dezember 2022 eine Gehaltssteigerung von 2,8 Prozent.

    In der aktuellen Tarifauseinandersetzung fordert ver.di für freie Mitarbeitende eine Erhöhung der Effektivhonorare um 10,5 Prozent bei zeitbezogenen Schichten, jedoch mindestens 100 Euro mehr pro Schicht.

    Für Angestellte eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat. Und für Auszubildende eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um mindestens 250 Euro pro Monat. Für alle Forderungen gilt eine Laufzeit von 12 Monaten.

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