Das Ende einer Ära an der Weißenburger Straße: Das RWE-Kraftwerk ist drei Monate früher als geplant vom Netz gegangen. Mit der Außerbetriebnahme des Kraftwerks – quasi zum 125. Geburtstag – geht ein Stück Geschichte zu Ende. Seit 1897 wurde im Heizkraftwerk (HKW) Dortmund Strom erzeugt und ist damit der älteste Standort von RWE überhaupt.
Der Rückbau der Anlagen soll im kommenden Jahr beginnen
Nach mehreren Ausbauten, Modernisierungen und Erweiterungen wurde das Kraftwerk Dortmund 1961 zum Heizkraftwerk. Strom ist nur noch Nebenprodukt. Zuletzt verfügte die Anlage über zwei Turbinen und vier Kessel für die Dampf- und Wasserfernwärmeversorgung.
Das Heizkraftwerk Dortmund sollte ursprünglich noch bis Ende September 2022 in Betrieb bleiben, doch nun wurde das Kraftwerk bereits jetzt zum letzten Mal abgefahren.
RWE und der Betreiber des Dortmunder Fernwärmenetzes DEW21 haben sich darauf geeinigt, den Wärmebezug schon früher zu beenden. Da das HKW Dortmund ausschließlich DEW21 beliefert, wäre der weitere Betrieb des Kraftwerks unwirtschaftlich.
RWE hat bereits mit den Planungen für den Rückbau der Anlagen auf dem Areal begonnen, der voraussichtlich Mitte 2023 beginnen kann. Danach übernimmt DEW21 das gesamte Grundstück.
Keine negativen Folgen für die Beschäftigten
Für die Beschäftigten des Dortmunder Standortes sind nach Aussage des Unternehmens damit keine negativen Folgen verbunden. Ein Teil von ihnen hat bereits den Standort gewechselt und ist auf der Anlage des RWE-Müllheizkraftwerks in Essen-Karnap beschäftigt. Von dort wird das HKW Dortmund seit 2019 per Fernsteuerung betrieben.
Die in Dortmund verbliebenen Mitarbeiter:innen wechseln Ende Juni nach Essen-Karnap oder gehen in Altersteilzeit. „Ich kann unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur ein großes Lob für die konzentrierte Arbeit aussprechen, die sie trotz der nahenden Schließung in den letzten Jahren hier am Standort Dortmund geleistet haben“, so Niklas Clemens, Kraftwerksleiter im HKW Dortmund.
Der Standortwechsel ist für die Beschäftigten keine Überraschung. Bereits bei der Umstellung des Betriebs auf Fernsteuerung, wurden die Mitarbeitenden frühzeitig informiert und in persönlichen Gesprächen auf die Veränderung vorbereitet.
Abschaltung ist für DEW21 ein wichtiger Meilenstein zur Klimaneutralität
Für DEW21 markiert die Abschaltung einen wichtigen Meilenstein: „Der Aufbau der klimafreundlichen Wärmeversorgung ist so weit fortgeschritten, dass wir bereits drei Monate eher als geplant auf die Wärmelieferung aus dem Kraftwerk Dortmund verzichten können“, erklärt Peter Flosbach.
„Damit können wir bereits früher und mehr klimaneutrale Wärme einsetzen, was wiederum die CO2-Emissionen unserer Stadt reduziert“, so der Technik-Geschäftsführer bei DEW21.
Statt mit Wärme aus dem Kraftwerk Dortmund wird das Fernwärmenetz in der Innenstadt mit Abwärme von den Deutschen Gasrußwerken gespeist.
„Neben dem Projektfortschritt haben wir aber mit Blick auf die vor uns liegenden, warmen Sommermonate die passenden Voraussetzungen, um bereits jetzt auf die gasbasierte Wärme zu verzichten – ohne dass es Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit hat“, so Peter Flosbach. Im September wird DEW21 planmäßig die Ablösung des Dampfnetzes in der Innenstadt abschließen.
Die neue Energiezentrale an der Weißenburgerstraße
Dann sollen auch alle neuen modernen Energiezentralen einsatzbereit sein. Insgesamt sollen drei Energiezentralen im Stadtgebiet installiert werden (Adlerstraße, Lindenhorst, Weißenburgerstraße).
Die Energiezentralen werden vorrangig in der sechsmonatigen Heizperiode die Wärmeversorgung in der Dortmunder Innenstadt unterstützen und Verbrauchsspitzen abdecken. Der Neubau der Energiezentrale Weißenburgerstraße hat eine Wärmeleistung von über 100 Megawatt, das reicht für Wärme von ca. 10.000 Haushalten.
Die Energiezentrale an der Weißenburgerstraße ist die größte der drei Energiezentralen und leistet somit den größten Anteil – hat die doppelte Wärmeleistung von Lindenhorst und die dreifache von der Adlerstraße (Adlerstraße 28 MW, Lindenhorst 50 MW, Weißenburgerstraße 100 MW)
Im neuen Heizwerk sind vier erdgasbefeuerte Kessel verbaut, die an das lokale Gasnetz angeschlossen sind, so dass kein Lieferverkehr notwendig ist. In der Funktionsweise sind die Gaskessel mit haushaltsüblichen Gasthermen zu vergleichen. In der Kesselanlage wird das aus dem kommunalen Erdgasnetz bezogene Erdgas verbrannt und mit der dabei entstehenden Wärme das Heizwasser des Dortmunder Fernwärmenetzes aufgewärmt.
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Reader Comments
Peter Kroos
Der Rückbau der denkmalgeschützten Anlagen der 1910er bis 1930er Jahre um 2009 wurde u.a. noch mit dem Fortbestand und Ausbau des Kraftwerks argumentiert. Ein Skandal!
Scheen
Womit erzeugen die Gasrusswerke im Hafen die Abwärme? Wenn sie mit fossilen Quellen arbeiten sehe ich keine positiven Auswirkungen auf die CO2 Produktion.
Fahrbahnsperrung auf der B1: Querung mit Wärmeleitungen wird fortgesetzt (PM)
Derzeit quert die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) die B1 mit Wärmeleitungen. Um diese Arbeiten an der klimafreundlichen Wärmeversorgung für die Dortmunder Innenstadt fortsetzen zu können, muss DEW21 die B1 in Höhe des Max-Ophüls-Platzes vom 1. Juli ab 18:00 Uhr bis zum 4. Juli, 6:00 Uhr, in Fahrtrichtung Unna sperren.
Eine Umleitung über Im Rabenloh, Wittekind-, Lindemann.- und Rheinische Straße sowie über den Wall und die Ruhrallee ist ausgeschildert. Damit sich Verkehrsteilnehmer*innen auf diese Verkehrseinschränkungen einstellen können, hat DEW21 diese bereits seit einigen Tagen mit Hinweistafeln an der B1 angekündigt.
DEW21 bittet Anwohner*innen und Verkehrsteilnehmer*innen um Verständnis für die auftretenden Beeinträchtigungen.
Fast 13 Mio. Euro für mehr klimafreundliche Wärme in Dortmund – DEW21 erhält Fördermittel für die Erweiterung der Fernwärme (PM)
Den Umbau der Fernwärmeversorgung in der Dortmunder Innenstadt hat die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) erfolgreich abgeschlossen und bietet Privathaushalten sowie Unternehmen vor Ort nun eine klimafreundliche Versorgung, durch die jährlich rund 50.000 t CO2 eingespart werden können.
DEW21 möchte in Zukunft noch mehr Menschen in Dortmund Zugang zur klimafreundlichen Fernwärmeversorgung ermöglichen und plant daher, das Netz in innenstadtnahen Bereichen zu erweitern.
Ein Projekt ist die Verlegung von Fernwärmeleitungen in den Bereichen Unionviertel sowie Tremonia-Nord und Tremonia-Süd. Ein weiteres Projekt ist die Erweiterung der Fernwärme im Bereich der Bülowstraße im Nordwesten Dortmunds. Für die Umsetzung dieser Projekte hat DEW21 nun den Zuschlag für eine Förderung in Höhe von insgesamt 12,9 Mio. Euro aus dem „Programm Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen (progres.nrw)“ vom Land Nordrhein-Westfalen erhalten.
Regierungspräsident Heinrich Böckelühr: „Fernwärme ist ein Schlüssel zur Erreichung des Ziels klimaneutraler Städte in Deutschland. Das Land NRW stellt hier seit Jahren attraktive Fördermöglichkeiten bereit. Gerade die Stadt Dortmund geht mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes diesen Weg konsequent und hat hier landesweit eine Vorreiterrolle inne.“
„Wir freuen uns über die Förderung durch progres.nrw und die damit verbundene Planungssicherheit für die Umsetzung unseres Vorhaben. Ohne dieses Förderprogramm wäre die Umsetzung der Dortmunder Wärmewende in dieser Größenordnung nicht preiswürdig möglich“, erklärt Peter Flosbach, Technischer Geschäftsführer der DEW21, im Rahmen der Übergabe des Förderbescheids. „Durch die Erweiterung der Fernwärme können wir die CO2-Reduktion in unserer Stadt konsequent erhöhen und so einen weiteren Beitrag dazu leisten, dass Dortmund bis 2035 klimaneutral wird.“
Gespeist wird die Dortmunder Fernwärme heute durch klimafreundliche, industrielle Abwärme der Deutschen Gasrußwerke. Diese hat die frühere gasbasierte Wärme aus dem Kraftwerk Dortmund abgelöst. Bereits heute liegt der regenerative Anteil der Fernwärme von DEW21 bei etwa 80 Prozent – bis 2035 soll die Fernwärme ebenfalls klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, plant DEW21 die Nutzung industrieller Abwärme weiter zu steigern. Darüber hinaus spielen für die Zukunft auch erneuerbare Wärmequellen wie die energetische Verwertung von lokal anfallender Biomasse, Großwärmepumpen, Tiefengeothermie sowie die Nutzung von erneuerbaren Gasen in den neu errichteten Energiezentralen eine Rolle.