Vielfältige Friedhofskultur: Zwischen Bestattungsort und Erholungsfläche

Vortrag des Evinger Geschichtsvereins beschäftigt sich mit der Entwicklung der Bestattungskultur

So sieht der neu gestaltete Eingangsbereich des Nordfriedhof aus. Foto: Evinger Geschichts- und Kulturverein e.V.

Am sogenannten „Schwarzen Mittwoch“ (11. Februar 1925) fanden 136 Bergleute durch eine Explosion auf der Zeche Minister Stein den Tod. Sie wurden in einer großen Trauerfeier beigesetzt. Daran denkend nimmt sich der Evinger Geschichtsverein bei seinem offenen Treffen am 17. Februar 2025 der Entwicklung der Friedhofs- und Bestattungskultur, am Beispiel des Nordfriedhofs, an. Der Vortrag, mit anschließender Fragemöglichkeit zu Bestattungen, beginnt um 18 Uhr (Evinger Geschichtsverein, Nollendorfplatz 2). Der Eintritt ist frei.

Der Nordfriedhof spiegelt eine über 125-jährige Ortsgeschichte wider

Etwas Abseits von der Osterfeld- und Burgholzstr. beginnt der Nordfriedhof. Gleich am Eingang hat Christian Berndt, Leiter des Friedhofsbezirks Nord, sein Büro. Er erklärt, dass sich mit den Namen Kirchhof, Gottesacker und Friedhof unterschiedliche Zeiten verbinden. Auf Kirchhöfen, nahe der Kirche und ihren Reliquien, fanden die ersten christlichen Beerdigungen statt. Mit der wachsenden Bevölkerungszahl in den Städten wurden die Kirchhöfe zu klein und es entstanden „Gottesacker“ außerhalb der Ortschaften.

Trauerzug für die verunglückten Bergleute des Grubenunglück (1925) auf der Zeche Minister Stein. Foto: Evinger Geschichts- und Kulturverein e.V. / van Elst

Christian Berndt erklärt, dass Friedhöfe, die seit etwa 1850 verstärkt angelegt wurden, nicht auf das Wort „Frieden“ zurückgehen, sondern auf  „vrithof“, was für umfriedeter Platz steht. Der städtische Nordfriedhof wurde 1897 im damals selbstständigen Eving als 4. Dortmunder Friedhof nördlich des alten heute nicht mehr bestehenden Evinger Friedhofes vor den Toren Dortmunds eröffnet.

„Der Nordfriedhof spiegelt eine vielfältige Friedhofskultur und eine über 125-jährige Ortsgeschichte wider. Er ist ein großes Geschichtsbuch des Ortes“, sagt Wolfgang Skorvanek, der Vorsitzende des Evinger Geschichtsvereins.

Der Nordfriedhof ist historisch eher ein Friedhof der kleinen Leute. Prunkvoll sind lediglich die Gräber der Priester der St. Josefs-Gemeinde, des Wirtes Thiemann, des Fleisch- und Wurstfabrikanten Quadbeck aus der Nordstadt sowie des Bergbaumaschinenkonstrukteurs Hermann Löbbe.

60.000 Beisetzungen fanden seit 1897 bisher auf dem Nordfriedhof statt

Ein Friedhofsrundgang erinnert aber auch an die dunkelsten Zeiten der Deutschen Geschichte. Große Grabanlagen zeugen von den vielen Bombenopfern des 2. Weltkriegs. Über 370 Kreuze sind auf dem Nordfriedhof aufgestellt. An den Unfalltod von 200 Bergleuten und an die März-Gefallenen des Kapp-Putsches erinnern ebenfalls große Grabmale. Überwiegend sind Reihengräber auf dem Friedhof vertreten. Seit 1897 fanden hier bisher 60.000 Beisetzungen statt.

Die Bestattungskultur befindet sich zunehmend im Wandel. Höhere Mobilität, weniger Geld oder geringere familiäre Beziehungen führen zu veränderten Antworten auf die Frage, wie und wo man beigesetzt werden möchte. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnen-, statt einer Erdbestattung. Urnenbestattungen als kleine Gräber oder unter einer Obstbaumwiese, aber auch unter Waldbäumen sind auf dem Nordfriedhof möglich und werden häufig angefragt.

So entstehen immer mehr freie Grünflächen, die Platz für Blumen, Sträucher, Vögel und Eichhörnchen bieten und so die Friedhofsräume zu lebendigen Orten machen. Bereits 1958 begann die Umgestaltung des Nordfriedhofs zum Park, ohne dabei zu vergessen, dass es sich um einen Friedhof handelt. Im vergangenen Jahr entstand zuletzt ein großer Aufenthaltsbereich am Haupteingang, der an die Dortmunder Bergbautradition erinnert und zum Verweilen einlädt.

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