Tom Uhlig und Burak Yilmaz sind im August bei „ADIRA“ zu Gast:

Vorträge gegen Antisemitismus als Kulturgut

„Antisemitismus - Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alex Völkel
„Antisemitismus – Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt.  Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Beratungsstelle ADIRA (Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus) lädt zu zwei Veranstaltungen ein: So wird am 18. August 2022 Tom Uhlig zu Antisemitismus im Kulturbetrieb sprechen und am 29. August wird Burak Yilmaz sein Buch „Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass“ vorstellen.

18. August 2022 — 18.30 Uhr: 

Antisemitismus als Kulturgut: Strategien der Verharmlosung im künstlerischen Betrieb

Antisemitismus hat im Kulturbetrieb andere Ausdrucksmöglichkeiten als in anderen Sphären der Gesellschaft. Von Fassbinders Stück »Der Müll, die Stadt und der Tod« über Günther Grass Gedicht »Was gesagt werden muss« zu antisemitischen Darstellungen auf der Documenta, kann sich die Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden auf den doppelten Boden verlassen, die ihr die künstlerische Verbrämung bietet.

Anstatt, dass über die dort aufgerufenen Bilder von »reichen Juden« oder dem Israel als »Gefährdung des Weltfriedens« diskutiert wird, forciert der Kulturbetrieb eine Verschiebung hin zum debattenförmigen Gerede über Kunstfreiheit.

Der wirkmächtigste Versuch einer solchen Verschiebung jüngerer Geschichte war wohl die Initiative Weltoffenheit GG 5.3 – ein beispielloser Zusammenschluss von Kulturgiganten, die lamentierten, der Bundestagsbeschluss gegen die antisemitische Boykottbewegung BDS würde ihre Arbeit erheblich einschränken.

In dem Vortrag wird ein Streifzug durch die jüngeren Debatten um Antisemitismus im Kulturbetrieb unternommen und danach gefragt, was die Verharmlosung von Antisemitismus dort eigentlich so attraktiv macht. Tom Uhlig ist politischer Referent in Frankfurt sowie Mitherausgeber der Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie »Freie Assoziation« und der Zeitschrift »Psychologie & Gesellschaftskritik«.

29. August 2022 — 18.30 Uhr: 

Buchvorstellung: »Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass«

»Der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus beginnt im eigenen Kopf«, sagt Burak Yilmaz. Er wächst in Duisburg auf, postmigrantisch. Sein Bildungsweg – katholisches Elite- gymnasium, Koranschule, Universität – durchkreuzt Milieus, seine Arbeit gefährliche Überzeugungen: Als Reaktion auf den Antisemitismus in seinem Jugendzentrum organisiert er Fahrten nach Auschwitz mit muslimischen Teenagern.

Ein Explosionsgemisch aus Schmerz,Enttäuschung, Zugehörigkeit entsteht. Das Buch »Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass« ist ein Zeugnis gegen den Hass, ein einzigartiger Lebensbericht und der dringend nötige Vorstoß an einen neuralgischen Punkt der deutschen Öffentlichkeit.

Burak Yilmaz lebt als selbstständiger Pädagoge in seiner Heimatstadt Duisburg. Er initiierte u.a. das Projekt »Junge Muslime in Auschwitz« und leitet die Theatergruppe »Die Blick- wandler«. Für sein vielfältiges Engagement gegen Antisemitismus und für eine inklusive Erinnerungskultur bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Mehr Informationen:

  • Die Veranstaltungen finden in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Dortmund statt.
  • Der Eintritt ist frei.
  • Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich – per Mail unter kontakt@adira-nrw.de oder telefonisch unter 0231 – 55 74 72 51
  • Ort: Prinz-Friedrich-Karl-Straße 9, 44135 Dortmund (im Wolfgang-Polak-Saal)

Reaktionen

  1. Dortmunder Fachtagung „Antisemitismus im Wandel? Zwischen Israelhass und Verschwörungsmythen“ am 07. September 2022 (PM)

    Zwei Formen des Antisemitismus sind gegenwärtig besonders virulent: Erstens lässt sich insbesondere in der Corona-Pandemie eine zunehmende Verbreitung antisemitischer Verschwörungsmythen beobachten. Zum zweiten artikuliert sich ein immer enthemmter auftretender israelbezogener Antisemitismus, der auch in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden trifft. Beide Ausprägungen des Antisemitismus führten in den letzten Jahren immer wieder zu gewalttätigen Handlungen – antisemitische Straftaten befinden sich auf einem Höchststand.

    Zugleich offenbaren sich gesellschaftlich, trotz dieser Entwicklungen, weiterhin Lücken in der Benennung und Bekämpfung von Antisemitismus. Dies stellt Fachkräfte, Multiplikator*innen und kommunale Verantwortungsträger*innen vor neue Herausforderungen in der Antisemitismusprävention und -intervention.

    Im Rahmen des 1. Dortmunder Fachtages stellen wir uns die Frage „Antisemitismus im Wandel? Zwischen Israelhass und Verschwörungsmythen“ und werfen einen Blick auf spezifische neue Herausforderungen für die Antisemitismusprävention und -intervention. Der Fachtag findet am Mittwoch, 7. September 2022 im Dortmunder U (Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund) statt. Weitere Informationen können der Homepage zur Anmeldung (https://fachtag-dortmund.mohr-live.de/?reload) entnommen werden.

    ADIRA, BackUp, das Projekt „Quartiersdemokraten“, die Partnerschaft für Demokratie in Dortmund, U-Turn sowie die Stadt Dortmund – Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie freuen sich auf Ihre Teilnahme sowie spannende Diskussionen.

  2. Documenta fifteen – Was war da los? Vortrag: Ahmed Tubail (PM)

    Schon vor der Eröffnung der documenta fifteen debattierten die Medien darüber, inwiefern das Kuratorenkollektiv Ruangrupa die Kritik des postkolonialen Diskurses über die Politik Israels hin zum Antisemitismus überschreite. Ausgehend von dem Kasseler „Bündnis gegen Antisemitismus“ sprangen fast alle Medien auf den Vorwurf des Antisemitismus an, ebenso wie der Zentralrat der Juden und Kulturpolitiker bis hin zu höchsten Repräsentanten des Landes.

    Die Diskussion eskalierte und weitete sich zu einem medialen und kulturpolitischen Skandal aus, in dessen Folge neben personellen Konsequenzen sogar die Absetzung der documenta gefordert wurde. Obwohl sich viele der inkriminierten Kunstwerke von arabischen Künstlerkollektiven auf die Besatzungspolitik Israels bezogen, waren Stimmen von Palästinensern in den Medien weitgehend ausgeblendet.

    Einer der wenigen, der sich zu Wort meldete und die Angriffe auf die documenta kritisierte, war Ahmed Tubail, der ein längeres Interview in der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA)“ veröffentlichte. Ahmed Tubail lebt in Kassel und hat die Skandalisierung um die documenta vor Ort detailliert verfolgt. In der Veranstaltung berichtet er über die Eskalationsstufen, über Vorwürfe und Hintergründe, die Reaktionen der Kasseler Stadtgesellschaft und seine palästinensische Sichtweise. Bei der Veranstaltung werden auch die kritisierten Kunstwerke gezeigt, über die gerne diskutiert werden kann.

    Ahmed Tubail stammt aus Gaza und kam 1985 zum Studium nach Kassel. Er arbeitet an der Universität Kassel als IT-Administrator. Ahmed Tubail ist Mitglied der Palästinensischen Gemeinde Kassel, des Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP) und ist aktiv in der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Kassel.

    Datum: 25.04.2023
    Uhrzeit: 18:30 – 20:00 Uhr

    Eintritt frei
    Infos/Anmeldung: veranstaltungen@auslandsgesellschaft.de, Tel. 0231 838 00 19

    Veranstaltungsort:
    Auslandsgesellschaft.de e.V.
    Steinstraße 48
    44147 Dortmund
    Dozent/Referent: Ahmed Tubail

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