Der vierte Globale Klimastreik der „Fridays For Future“-Bewegungen hat wieder Zehntausende AktivistInnen mobilisiert. Bundesweit nahmen rund 630.000 Menschen an 520 Orten an den Protestkundgebungen teil, in Dortmund waren es rund 3.500 bis 4.000 Menschen. In Dortmund distanzierte sich die Bewegung klar von jeglicher Parteipolitik und forderte mehr Solidarität mit den Ländern des globalen Südens ein. Denn die Folgen und Auswirkungen der industriellen Wirtschaft und des unbedachten Konsums der großen westlichen Industrienationen, sorgten dort für eine weitere massive Verschlechterung der Lebensbedingungen und die Zerstörung der Umwelt.
Klare Distanzierung von Parteipolitik, Halbherzigkeit und Symbolakten
Dass die Bewegung das von der Bundesregierung geschnürte Klimapaket als lieblos und unzureichend einstuft, war in den letzten Wochen unmissverständlich klar geworden. Auch den Ausruf des Klimanotstandes des Europaparlaments bewerteten die AktivistInnen eher als symbolischen Schauakt der Politik als denn als ernstgemeinten Schritt, nun endlich etwas zu unternehmen und den Worten Taten folgen zu lassen.
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So verwundert es nicht weiter, dass die jungen AktivistInnen heute klar zum Ausdruck brachten, dass sie sich von jeglicher Parteipoltitik distanzieren und die TeilnehmerInnen der Demonstration aufforderten jedwede Banner, Transparente und ähnliches mit parteipolitischem Charakter aus dem Demozug fern zu halten.
Während DemonstrantInnen der Grünen und der Linken der Aufforderung unverzüglich nachgekommen seien, so eine Beobachterin, hätten Anhänger der MLPD nicht auf die Aufforderung reagiert. Dies ist nicht das erste mal dass die Kontrahenten aneinander geraten. Bereits im Oktober war ein massiver Streit zwischen FFF und der MLPD ausgebrochen.
Klimagerechtigkeit impliziert die Probleme Armut, Gleichberechtigung und Ausbeutung
Die KlimaaktivistInnen sehen in dem Gebaren der Partei einen Missbrauch der Großveranstaltungen für politische Propagandazwecke. Erneut stellten sie klar, dass die FFF-Bewegung sich aus Menschen zusammensetzt, die verschiedene Hintergründe in Religiosität, Nationalität, sexueller Orientierung und allgemein politischem Weltbild besitzen.
In den Redebeiträgen zum vierten Globalen Klimastreik wurde vor allem das Thema Klimagerechtigkeit behandelt. Dies sei ein großes Wort, das für die AktivistInnen immer in Verbindung mit sozialer Gerechtigkeit, Frauenrechten, Armut und Ausbeutung in Verbindung zu setzen sei.
Durch den Klimawandel würden diese Probleme in den Ländern des globalen Südens massiv verstärkt. Als Beispiel nannten sie unter anderem die verheerende Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004, die die Küsten des Indischen Ozeans verwüstete, 230.000 Menschenleben kostete und 1,7 Millionen Menschen obdachlos machte.
Patriarchalische Systeme brechen und Verantwortung für die Folgen der Kolonialisierung übernehmen
Unter den damaligen Opfern seien viermal so viele Frauen gewesen als Männer. Der Grund hierfür liege in der Tatsache, dass diese meist zuhause gewesen seien, da sie keiner Lohnarbeit nachgingen und sie die Warnungen viel zu spät erreicht hätten.
Auch vom Thema Armut seien weltweit mehr Frauen als Männer betroffen, denn auch in Ländern des globalen Südens koste Bildung und somit der Schulbesuch Geld. Die ersten, die aus finanziellen Gründen aus den Schulen genommen würden, seien die Mädchen, die sich dann im Haushalt verdingen müssten.
Es gelte patriarchalische Systeme weltweit zu durchbrechen. Der Klimawandel sei auf diesen Gebieten nicht die Ursache für die Probleme, er trage jedoch sehr dazu bei, dass sich die Zustände verschlechtern würden. Außerdem trage die westliche Welt Verantwortung für die Folgen von Kolonialisierung, damit verbundener Genozide und dem Kollaps der Ökosysteme durch Raubbau an der Natur zur Gewinnung von Bodenschätzen und Rohstoffen.
FFF folgt nicht nur einer bloßen Ideologie, sondern will auch alternative Lösungen bieten
Was die Länder und Nationen der Nordhalbkugel stark und reich gemacht habe, müsse der globale Süden bis heute und in immer stärkerem Masse ausbaden. Es gelte, Grenzen in den Köpfen zu durchbrechen. Dass beispielsweise noch heute Rodungen in den Regenwäldern des Amazonas von westlichen Unternehmen durchgezogen würden sei nicht hinnehmbar.
FFF machte deutlich dass sie nicht nur einer bloßen Ideologie folgen und gesellschaftliches Umdenken einfordern, sondern dass sie sich bewusst sind, dass auch an alternativen Lösungen gearbeitet werden müsse, gerade in Hinblick auf die Umstellung zu erneuerbaren Energien, wodurch unter anderem im Braunkohletagebau z. B. in der Lausitz oder dem Rheinland viele Arbeitsplätze wegfallen würden. Hier gelte es, in den Gebieten, die von der bisherigen Industrie geprägt worden seien, alternative Stellen zu schaffen, die den ArbeitnehmerInnen einen soliden Lebensunterhalt sichern könnten.
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