Video-Interviews von SLADO e.V. zur Kommunalwahl 2020: Dortmunder OB-Kandidat*innen zu queeren Themen

Unterwegs für die Gleichstellung von LSBTIQ. Was sagen die Kandidat*innen dazu? Foto: Leopold Achilles

Am 13. September werden in Dortmund unter anderem der Rat der Stadt sowie ein neuer Oberbürgermeister oder eine neue Oberbürgermeisterin gewählt. Fünf der Kandidat*innen für dieses Amt sind: Thomas Westphal (SPD), Andreas Hollstein (CDU), Daniela Schneckenburger (Bündnis 90/Die Grünen), Utz Kowalewski (Die Linke) und Michael Kauch (FDP).  Alle haben nun vor der Wahl zu Fragen aus der queeren Community Stellung genommen. Dafür hat SLADO, der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen, Videointerviews mit ihnen geführt.

Einigkeit: Antidiskriminierung als zentrale Führungsaufgabe des zukünftigen Stadtoberhaupts

Für die Interviews haben die Kandidat*innen zu folgenden Fragen Stellung genommen: Was bedeutet Vielfalt für Sie persönlich? – Was werden Sie als Oberbürgermeister*in tun, damit LSBTIQ in Dortmund in Schulen, Ämtern und in der Öffentlichkeit nicht mehr diskriminiert werden? – Was muss Ihrer Meinung nach in Dortmund für LSBTIQ-Jugendliche mehr getan werden? Braucht Dortmund ein größeres queeres Jugendzentrum? – Wer soll sich im Rathaus zukünftig um die Themen queerer Menschen kümmern? – Was muss sich in Dortmund ändern, damit es ein attraktives Nachtleben gibt – auch für queere Menschen? ___STEADY_PAYWALL___

Alle fünf Interviewten haben dabei deutlich gemacht, dass sie Antidiskriminierung als zentrale Führungsaufgabe des zukünftigen Stadtoberhaupts ansehen. Thomas Westphal: „Das ist eine Anforderung, die muss man vorleben, also selber auch deutlich machen, man lebt diskriminierungsfrei, handelt auch so.“ Andreas Hollstein: „Es ist wichtig, dass man gerade bei Minderheitenrechten sensibel umgeht und genau hinhört.“

Daniela Schneckenburger schlägt vor, „dass wir ein Antidiskriminierungsbüro in Dortmund einrichten, das eine Ombudsfunktion hat.“ Utz Kowalewski: „Ich glaube, dass wir in Bezug auf diese Frage mehr Bildungsaktivitäten brauchen.“ Michael Kauch: „Konkret möchte ich das Diversity Management, das die Stadt schon begonnen hat, fortführen.“

Fortbestand der Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente in Dortmund

Regenbogenfarben am 30. Juni auch in Dortmund.

Eindeutig haben sich die Kandidat*innen für den Fortbestand der Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente, die derzeit im Amt des Oberbürgermeisters angesiedelt ist, ausgesprochen. Daniela Schneckenburger plädiert dafür, „dass wir die Koordinierungsstelle im Amt der Oberbürgermeisterin erhalten und fortführen.“

Utz Kowalewski: „Ich glaube, dass die Koordinierungsstelle im Amt des Oberbürgermeisters da genau richtig platziert ist. Die würde ich gern beibehalten wollen und personell unter Umständen noch ein bisschen besser ausstatten.“

Michael Kauch: „Wir wollen, dass die Koordinierungsstelle für LSBTIQ weiter direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt wird, damit es auch eine Querschnittfunktion für die gesamte Verwaltung ist.“

Andreas Hollstein: „Ich glaube, dass die Themen Rassismus, Vielfalt, Migration und auch queeres Leben im Bereich des Oberbürgermeister-Büros richtig angesiedelt sind.“ Thomas Westphal verwies in seiner Antwort ebenfalls darauf, dass in den vergangenen Jahren mehrere Koordinierungsstellen eingerichtet wurden: „Das möchte ich fortführen, das soll ausgebaut werden und mit einer Vernetzung vielleicht noch ein Stück intensiviert werden.“

Offenheit für eine Ausweitung der queeren Jugendarbeit in Dortmund

Offen zeigten sich die Kandidat*innen für eine Ausweitung der queeren Jugendarbeit. SLADO betreibt seit 2009 die Jugendbildungs- und Beratungseinrichtung Sunrise im Fritz-Henßler-Haus. Michael Kauch: „Zunächst einmal ist es toll, was das Sunrise an Arbeit leistet. Klar ist natürlich, wenn mehr Jugendliche die Angebote wahrnehmen, müssen wir schauen, brauchen wir hier gegebenenfalls einen Aufwuchs.“

Daniela Schneckenburger: „Man muss nochmal genau draufschauen, ob die Größenordnung stimmt, ob wir uns inhaltlich weiterentwickeln müssen und ob wir Jugendlichen insofern ein verbreitertes Angebot machen müssen.“ Thomas Westphal gab als Ziel an, „dass man sich völlig unbefangen, frei bewegen kann, das wird wichtig sein im Stadtraum.“

Andreas Hollstein verwies in seiner Antwort auch auf die Möglichkeit dezentraler Angebote: „Wenn wir sagen, wir sind in der Stadtgesellschaft weiter und wir wollen gern in den Nachbarschaften auch die Möglichkeit geben, queeres Leben in normalen Jugendtreffs zu leben, dann sollte man das natürlich tun.“ Utz Kowalewski plädierte sowohl für mehr Dezentralität als auch für ein gut ausgestattetes zentrales Jugendzentrum: „Das Sunrise ist jetzt in bisschen klein für den Bedarf. Ich glaube schon, dass wir da was Größeres brauchen.“

SLADO begrüßt Bereitschaft der OB-Kanidat*innen, über LSBTIQ-Themen zu sprechen

SLADO begrüßt die Bereitschaft aller fünf Kandidat*innen, zu den Themen, die Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Inter und andere queere Menschen (LSBTIQ) in Dortmund berühren, Stellung zu nehmen. „Wir freuen uns über die Sensibilität, die die Kandidat*innen gegenüber LSBTIQ* versprechen“, sagt Paul Klammer von SLADO.

„Die großteils sehr klaren Positionen stimmen uns zuversichtlich, dass wir mit dem nächsten Oberbürgermeister oder der nächsten Oberbürgermeisterin, aber auch mit den demokratischen Ratsfraktionen wie schon in den vergangenen Jahren konstruktiv zusammenarbeiten werden, um die Situation für LSBTIQ* in Dortmund weiter zu verbessern.“

Weitere Informationen:

  • SLADO e.V. ist der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund. Der Verein besteht seit April 1998 und setzt sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transidenten in Dortmund ein. Er ist als gemeinnützig und als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkannt.

 

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