Bis zu 700 TeilnehmerInnen haben sich nach Angaben der Polizei an der relativ kurzfristig organisierten „BlockaDO“-Demonstration unter dem Motto „Es reicht! Gegen Rechte Gewalt“ vom U-Bahnhof Kampstraße in der Dortmunder City bis zum Wilhelmplatz in Dorstfeld beteiligt.
„BlockaDO“-Demonstration als Antwort auf zunehmende Attacken durch Neonazis
Der Protestmarsch war eine Reaktion auf zunehmende Angriffe von Neonazis auf Linke und Antifaschisten. Die Neonazis wollten sich die Demo in ihrem selbsterklärten „Nazi-Kiez“ aber nicht gefallen lassen.
Sie hatten eine Mahnwache („Gegen die linksextreme Demonstration nach Dorstfeld“) angemeldet, die jedoch nur etwas abseits vom Wilhelmplatz stattfinden durfte.
Daher versuchten sie frühzeitig den Wilhelmplatz zu belegen. Allerdings hatten sie – nachdem sie sich beim Ostermarsch und beim Aufmarsch am 4. Juni relativ frei bewegen konnten – nicht mit dem rigorosen Vorgehen der Polizei gerechnet.
Die Polizei ging restriktiv gegen Rechtsextreme und ihre Störungen in Dorstfeld vor
Zunächste kassierten 50 Neonazis Platzverweise für den Wilhelmplatz. Anschließend setzten die Beamten mehrere Neonazis fest und ließen die Feuerwehr anrücken, um ein Solidaritätstransparent für die rechtsextreme „Goldene Morgenröte“ aus Griechenland entfernen zu lassen. Auch weitere Banner und Fahnen ließ die Polizei entfernen.
Auch als sich die Neonazis daher in umliegenden Geschäften „auf die Lauer“ legten, standen Beamte bereit, um Provokationen zu verhindern.
Dies musste u.a. der stellvertretenden Bundesvorsitzende der Partei „Die Rechte“, Christoph Drewer, erfahren. Als dieser aus einer Pizzeria mit einer Fahne in Richtung Antifa-Demo stürmen wollte, wurde er rigoros zurück in die Pizzeria gedrängt und überwältigt.
Der Kampfsportler hatte gegen die Beamten keine Chance. Seine Kameraden griffen nicht ein – lediglich der Wirt stand ihm verbal bei, indem er seine Stammgäste in Schutz nahm. Insgesamt sechs Neonazis kamen vorübergehend ins Gewahrsam.
Die Aktivitäten trafen die Rechtsextremen: Michael Brück kündigte daher eine Anmeldung für eine „Spontandemo gegen Polizeiwillkür“ an, zog diese jedoch später zurück. Denn die AntifaschistInnen sprangen nicht auf diesen neuerliche Provokation an und verließen den Platz.
„HTLR“-Banner: Provokationen von maskierten Neonazis auf dem Wilhelmplatz
Nicht unterbinden konnten sie hingegen beim Eintreffen der Demo, dass aus dem Haus Wilhelmplatz 1 große Transparente mit „HTLR“ (für „Hitler“) und eine durchgestrichene „110“ entrollt wurden.
Dies machten mit Sturmhauben maskierte Neonazis – genau in solchem Outfit sollen auch die Täter gewesen sein, die einem Antifaschisten mit einem Messer verletzt haben sollen. Diese Attacken waren der Hauptgrund für die Demo.
Auf der Auftaktkundgebung sprach Marijke Garretsen von der DGB-Jugend und sagte: „Allen Betroffenen rechter Gewalt gilt unsere Solidarität“. Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat von der Partei DIE LINKE erklärte, das rassistische Klima in dieser Gesellschaft führe zu erhöhter Gewalttatigkeit der Nazis und müsse ebenso bekämpft werden.
Die antifaschistische Gruppe AA170 führte mit einer Chronologie rechter Übergriffe vor Augen, wie die jüngsten Ereignisse in einer Kette von Übergriffen stehen. Die Demonstration war laut, friedlich und kraftvoll. Entlang der Demostrecke wurden Flugblätter verteilt, die über die jüngsten Ereignisse aufklärten und zu Protesten am 23. August und der Großdemonstration am 24. September mobilisierten.
Forderung nach Raumkampf: Neonazis die Stadtteile wieder streitig machen
Jens Jaschik, Landessprecher der linksjugend [’solid] NRW und Sprecher der linksjugend Dortmund erklärte, dass eine Offensive gegen den rechten Terror notwendig sei.
„Wir müssen ihr Selbstbewusstsein brechen: ihnen die Stadtteile streitig machen, ihre Aufmärsche blockieren und ihre Sticker runterreißen. Denn es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, so Jaschik.
Claus Ludwig von der Sozialistischen Alternative SAV und bekannt aus dem polizeikritischen Theaterstück „Der Einsatzleiter“ rief dazu auf, weiter aktiv zu bleiben.
Er sagte: „Wir können uns auf diesen Staat nicht verlassen. Antifa bleibt Handarbeit. Heute war nur der Anfang, wir werden noch breiter werden und mobilisieren zur Großdemonstration am 24. September.“
Behinderungen durch dem Demo für den Bus- und Bahn verkehr von und nach Dorstfeld
Wegen der Demo gab es zeitweise Behinderungen im Autoverkehr. Deutlich stärker betroffen waren die NutzerInnen des ÖPNV. Denn zwischen Unionstraße und Dorstfeld kam der Stadtbahn-Verkehr auf den Linien U43/44 für längere Zeit zum Erliegen. Auch der Busverkehr durch die Wittener Straße wurde zeitweise ausgesetzt.
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