Bislang waren es vor allem friedliche Demonstrationen gegen den türkischen Angriff auf die kurdischen Gebiete und den von Kritikern als völkerrechtswidrig eingestuften Einmarsch in Nordsyrien, die in Dortmund für Schlagzeilen sorgten. Nun hat es in der Nacht zu Montag (21. Oktober 2019) einen versuchten Brandanschlag auf die türkische Ulu-Camii-Moschee in Eving gegeben. Verletzt wurde niemand, es gab nur geringen Schaden. Aber vor allem in türkischen Medien schlägt der Vorfall hohe Wellen.
Die Dortmunder Polizei wertet die Videoaufzeichnung der Moschee in Eving aus
Bislang gibt es noch keine Erkenntnisse, wer die Täter waren. Die Polizei wertet die Aufnahmen aus – die Moschee verfügt über eine Videoüberwachung. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen politisch motivierten Anschlag aus kurdischen Kreisen handelt. Doch bestätigt ist das nicht. ___STEADY_PAYWALL___
Ersten Ermittlungen zufolge näherten sich am Montag gegen 1.30 Uhr zwei Personen über die Derner Straße aus Richtung Osten dem Gebäude im Gründlingsweg. Sie traten hinter einem geparkten Auto hervor und warfen zwei Flaschen in Richtung der Moschee. Eine zerbrach an der Fassade, die andere auf dem Boden vor der Moschee.
Die Flüssigkeit in den beiden Gefäßen entzündete sich daraufhin. Der Versuch, eine dritte Flasche zu werfen, scheiterte. Sie fiel auf den Boden der Straße und ging dabei in Flammen auf. Anschließend flüchteten die beiden Täter über die Straße An den Teichen in Richtung Norden. Als die Polizei eintraf, war das Feuer bereits erloschen. An der Fassade und an einem Fenster des Gebäudes entstand geringer Sachschaden.
Lange: „Wir werden als Polizei alles tun, was möglich ist, um die Gemeinden zu schützen“
Ob der syrische Grenzkonflikt mit der Türkei als Hintergrund der Tat gedient hat, ist aktuell ein Gegenstand der Ermittlungen. Es wird jedoch in verschiedene Richtungen ermittelt.
Eine Ermittlungskommission des Staatschutzes der Polizei hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei Dortmund steht im engen Austausch mit der betroffenen Gemeinde und hat ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Moscheen in Dortmund und Lünen gerichtet.
„Mich hat diese Tat schockiert und ich kann das daraus entstandene Sicherheitsbedürfnis der Moscheen nachvollziehen. Wir werden als Polizei alles tun, was möglich ist, um die Gemeinden zu schützen. Zur Aufklärung der Tat habe ich eine Ermittlungskommission bei unserem Staatsschutz eingerichtet.
Die Polizei sucht ZeugInnen, die Hinweise zur Tat und/oder den flüchtigen Personen geben können. Melden Sie sich bitte bei der Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter der Rufnummer 0231-132-7441.
Die Plattform der Türkischen Vereine verurteilt den Anschlag auf die Evinger Moschee
Der Generalkonsul des Konsulates der türkischen Republik in Essen, Şener Cebeci, besuchte am Montagmittag die ULU-Camii-Moschee in Dortmund-Eving. Dieser versuchte Anschlag ist Wasser auf die Mühlen der türkischen Nationalisten, die dies für ihre Zwecke im Kampf gegen die KurdInnen in der Türkei und Nord-Syrien zu instrumentalisieren suchen.
Auch die Plattform der Türkischen Vereine in Dortmund lässt über ihren Sprecher Emre Gülec mitteilen, dass sie den „heimtückischen Angriff auf die DITIB Ulu Moschee in Dortmund-Eving aufs Schärfste verurteilt“.
Rund 50.000 in Dortmund lebende türkischstämmige MitbürgerInnen und über 40 migrantische Sselbstorganisationen und Vereine seien aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen sehr besorgt.
Die Plattform wolle an die Sicherheitskräfte und Behörden appellieren, „die Verantwortlichen dieses schrecklichen Angriffes unverzüglich zu finden und vor Gericht zu bringen“, heißt es in der Stellungnahme.
Damit sich ein solcher Angriff nicht wiederholen könne und die Sicherheit der Moscheen und Vereine gewährleistet sei, müssten dringend präventive Maßnahmen getroffen werden. Als Teil dieser Gesellschaft wolle man mit aller Entschlossenheit weiterhin alles tun, das friedliche Zusammenleben in Dortmund aufrechtzuerhalten. „Wir stehen für unsere Verantwortung für ein besseres Miteinander in Dortmund ein“, so Emre Gülec.
Dahmen: „Dortmund ist eine weltoffene und vielfältige Stadt. Dieser Anschlag trifft uns alle“
Zwei Stunden nach dem Konsul machten sich auch der SPD-Landtagsabgeordnete Volkan Baran sowie Norbert Dahmen (CDU), Rechts- und Ordnungsdezernent der Stadt Dortmund, vor Ort ein Bild und sprachen mit dem Vorsitzenden der Moschee-Gemeinde. Dem Gespräch wohnte auch Polizeipräsident Gregor Lange bei.
„Wir sind alle über den Anschlag zutiefst erschüttert. Dortmund ist eine weltoffene und vielfältige Stadt. Hier treffen unterschiedliche Religionen aufeinander. Dieser Anschlag trifft uns alle“, betonte Norbert Dahmen, ohne auf die mögliche politische Dimension einzugehen.
„Noch wissen wir ja nicht, wer der Täter ist. Aber ich vermute, dass es PKK-Unterstützer waren“, betonte Volkan Baran. Er verurteilte sowohl den aus seiner Sicht völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei, aber auch den versuchten Brandanschlag scharf.
SPD-MdL Volkan Baran verurteilt die Gewalt, aber auch völkerrechtswidrigen Angriff
„Es geht nicht an, dass die Konflikte nach Deutschland und nach Dortmund getragen werden. Die Situation muss vor Ort diplomatisch gelöst werden. Gewalt kann keine Lösung sein“, mahnte der SPD-Landtagsabgeordnete. Er begrüßte die bislang friedlichen Demonstrationen in Dortmund – es sei das gute Recht der KurdInnen, ihre Rechte auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit auszuüben.
Doch ein solcher Anschlag – sollte er denn aus kurdischen Kreisen verübt worden sein – würde nur eine Gewaltspirale auslösen, weil sich dann die jeweils andere Seite zu Vergeltungs- und Racheaktionen ermutigt sehe. „Das ist nicht im Sinne eines friedlichen Miteinanders. Alle Beteiligten müssen sich am Riemen reißen“, so Baran.
Anders als der Generalkonsul, der diesen Anschlag für die nationalistische Propaganda in der Türkei und der in Deutschland lebenden Türkinnen zu nutzen suchte, schloss sich der türkisch-stämmige SPD-Politiker der Linie seiner Bundestagsfraktion an. Diese hatte den türkischen Angriff als völkerrechtswidrigen Vorgang bezeichnet, der zur Anklage gebracht werden müsse.
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LINKE NRW (Pressemitteilung)
Anschlag auf Moschee untersuchen – Anti-muslimischen Rassismus bekämpfen
In der Nacht auf Montag ist eine Moschee in Dortmund mit Molotov-Cocktails angegriffen worden. Ein Video der Tat zeigt, wie zwei Männer Brandsätze auf das Gebäude im Stadtteil Eving werfen. Eine Flasche zerbrach an der Fassade der Moschee, eine auf dem Boden davor. Die beiden Täter konnten fliehen. DIE LINKE. NRW stellt sich gegen jedweden Rassismus und fordert die Landesregierung auf, anti-muslimischen Rassismus als Bedrohung für in NRW lebende Muslim*innen ernst zu nehmen.
Jules El-Khatib, stellvertretender Landessprecher von DIE LINKE.NRW, erklärt dazu: „Der Angriff auf die Dortmunder Moschee (Ulu Cami) muss klar und deutlich verurteilt werden. Was in der Nacht auf Montag in Dortmund geschah, ist nur eine Steigerung dessen, was sich seit langem schon anbahnt: Die Umsetzung der angedrohten Gewalt gegen Moscheen durch Faschisten, wie es in Duisburg oder Berlin durch Combat18 passierte. Als Linke stellen wir uns klar und entschieden gegen anti-muslimischen Rassismus. Wir fordern die Landesregierung auf die Bedrohung von Moscheen und Muslimen endlich ernst zu nehmen, anstatt zu warten bis etwas passiert. Darüber hinaus Bedarf es einer ernsthaften Debatte darüber, wie anti-muslimischer Rassismus wirksam bekämpft werden kann.“
Polizei Dortmund (Pressemitteilung)
Nach Angriff auf Dortmunder Moschee – Vertreter von Polizei und muslimischer Gemeinden in engem Austausch
Am gestrigen Montagabend (21. Oktober) haben sich im Polizeipräsidium die Vertreter muslimischer Institutionen der Städte Dortmund und Lünen zu einem gemeinsamen Dialog mit der Dortmunder Polizei getroffen.
Der Polizeipräsident Gregor Lange zeigte sich persönlich betroffen: „Mich hat diese Tat schockiert. Daher kann ich den muslimischen Gemeinden in Dortmund und Lünen versichern, dass die Dortmunder Polizei ihr Möglichstes unternehmen wird, um ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.“
Als direkte Reaktion auf die Tat in der Nacht zu Montag, in der zwei unbekannte Täter Brandsätze auf eine Moschee im Dortmunder Norden warfen, hat die Polizei eine personalintensive Ermittlungskommission innerhalb der Kriminalinspektion Staatsschutz eingerichtet. Zudem sind die eingesetzten Polizistinnen und Polizisten in besonderem Maße sensibilisiert worden und werden mit besonderer Wachsamkeit die Moscheen in Dortmund und Lünen im Blick behalten. Auch die Bezirksbeamten werden hier in der nächsten Zeit einen Schwerpunkt ihrer Arbeit setzen. Die Polizei stieß mit ihrem Angebot, direkt vor Ort mit dem Kriminalkommissariat für Prävention/Opferschutz Beratungen in der Moscheegemeinde durchzuführen, auf reges Interesse.
Die Beteiligten waren sich mit dem Polizeipräsidenten einig: Der 2014 zwischen der Polizei und den muslimischen Gemeinden installierte Dialogkreis bewährt sich gerade dann, wenn es schwierig wird. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Polizei ist die beste Grundlage für ein hohes Maß an Sicherheit.
Dialogkreis der Abrahamsreligionen Dortmund (Pressemitteilung)
Dialogkreis der Abrahamsreligionen Dortmund zu Anschlag auf Moschee
Der Dialogkreis der Abrahamsreligionen in Dortmund ist besorgt wegen des Brandanschlags auf die Evinger Moschee und drückt der Moscheegemeinde sein Mitgefühl aus. Wir sind froh und dankbar, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Der Hintergrund der Tat ist derzeit noch unbekannt, aber wir lehnen jede Gewalttat ab, nicht zuletzt gegen Gotteshäuser. Auch wenn es politische Kontroversen gibt, müssen sie ohne Gewalt ausgetragen werden.
Wir Vertreter der Abrahamsreligionen treten für ein friedliches Zusammenleben ein. So haben wir es auch vor zwei Wochen gezeigt, als wir nach dem Anschlag von Halle ebenfalls gemeinsam der Jüdischen Kultusgemeinde unser Mitgefühl zum Ausdruck gebracht haben.
Wenn es Interesse an einem persönlichen Gespräch gibt, ist der Dialogkreis gerne zu einem Besuch bereit.
Der Dialogkreis der Abrahamsreligionen Dortmund
Rabbiner Baruch Babaev,
Ahmad Aweimer, Vorsitzender des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund
Pfarrer Ansgar Schocke, Katholische Stadtkirche
Pfarrer Friedrich Stiller, Evangelischer Kirchenkreis (Sprecher des Dialogkreises)
RMGD Dortmund (Pressemitteilung)
Erklärung des Rates der Muslimischen Gemeinden in Dortmund –
RMGD zu den Brandanschlag auf ULU Moschee in Dortmund-Eving
Der Rat der Muslimischen Gemeinden in Dortmund – RMGD verurteilt den Brandanschlag am Montag 21.10.2019 auf die ULU Moschee in Dortmund-Eving. Die Attentäter griffen mit Molotow-Cocktails die Moschee an. Wir danken Gott dafür, dass nur ein Brandsatz die Moschee direkt getroffen hat und dabei keine Personen verletzt wurden. Das aber hat Ängste bei den Besuchern und den Nachbarn der Moschee bzw. bei allen muslimischen Gemeinden hervorgerufen.
Wir sind schockiert und verurteilen diese schändliche Tat aufs Schärfste. Wir lehnen es ab, die Gotteshäuser zu einem Angriffsziel für irgendwelche Konflikte zu machen. Gotteshäuser sind heilig, wo sich die Gläubigen sicher und geborgen fühlen sollten. Der Anschlag gilt uns allen. Der RMGD hielt in der ULU-Moschee am 23.10.2019 eine dringende Sitzung und erklärte der Gemeinde und deren Nachbarn seine Solidarität.
Der RMGD dankt die Polizei und deren Präsidenten sowie der Stadt Dortmund, Mitglieder des Rates, Landtagsabgeordnete, Bezirksvertreter und Allen aus Politik und Gesellschaft für deren Anteilnahme und Besuch der Gemeinde. Ebenfalls bedanken wir uns bei der Kath. Stadt Kirche Dortmund, dem Evangelischen Kirchenkreis Dortmund und der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, die mit dem RMGD den „Dialogkreis der Abrahams-religionen Dortmund“ bilden und ihr Mitgefühl zum Ausdruck brachten. Wir danken allen Dortmunderinnen und Dortmundern, die Solidarität gezeigt haben.
Der RMGD und alle seine Mitgliedsgemeinden werden stets besonnen handeln und sich nicht provozieren lassen. Für ein friedliches Zusammenleben in Vielfallt werden wir uns immer einsetzen. Wir werden die bereits gute Dialogarbeit mit allen: Stadt, Polizei, Religionsgemeinschaften usw. weiterhin verstärkter pflegen. Dazu rufen wir die RMGD-Gemeinden sich verstärkt an den breitangelegten Dialogarbeiten in Dortmund zu beteiligen.
Der RMGD erwartet eine baldige lückenlose Aufklärung und begrüßt auch die Entschlossenheit bei den Sicherheitsbehörden.
Polizei Dortmund (Pressemitteilung)
Moschee mit brennbarer Flüssigkeit beworfen – Polizei sucht weiterhin Zeugen
Wie berichtet, haben unbekannte Täter in der Nacht zu Montag (21.10.) Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit auf eine Moschee in Dortmund-Eving geworfen. Die Ermittlungen dauern an. In dem Zuge sucht die Polizei weiterhin Zeugen.
Ersten Erkenntnissen zufolge näherten sich gegen 1.25 Uhr zwei Personen über die Derner Straße in Richtung Südwesten dem Gebäude im Gründlingsweg. Sie waren zu Fuß unterwegs und trugen jeweils eine Tüte. Einer von ihnen hatte weiße Schuhe an. Nachdem sie zwei Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit auf die Moschee geworfen hatten und ein dritter Wurfversuch gescheitert war, flüchtete das Duo über die Straße An den Teichen in Richtung Norden.
Ermittlungen ergaben, dass zur Tatzeit mehrere Fahrzeuge auf der Derner Straße unterwegs waren. Möglicherweise befinden sich darunter auch Zeugen, die Hinweise zur Tat geben können. Diese und andere Hinweisgeber melden sich bitte bei der Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter 0231-132-7441.
DITIB NRW – Region Essen e.V. (Pressemitteilung)
Erklärung der islamischen Religionsgemeinschaft DITIB NRW – Region Essen e.V. zu den Anschlägen auf die Moscheen in Dortmund-Eving und Schwelm.
Wir sind entsetzt von Anschlägen auf unsere Moscheen in Dortmund und Schwelm.
Am 21.10.2019 haben Attentäter mit Molotow-Cocktails die Ulu Moschee in Dortmund angegriffen. Wir danken Gott dafür, dass nur ein Brandsatz die Moschee direkt getroffen hat und dabei keine Personenschäden entstanden sind. Nach kurzer Zeit des Brandanschlages in Dortmund wurden am 29.10.2019 abgetrennte Schweineköpfe an unsere neu zu bauende Moschee in Schwelm abgeworfen.
Wir sind schockiert und verurteilen aufs Schärfste diese feindlichen Taten. Wir lehnen es ab, die Gottes- und Gebetshäuser zu einem Angriffsziel bei irgendwelchen Konflikten zu machen. Die Gottes- und Gebetshäuser sind ganz besondere und heilige Orte im Alltag von Gläubigen. Sie sind für die Menschen geschützte Plätze. DITIB-Regionalverband Essen und seine Mitgliedsgemeinden werden stets besonnen handeln und werden sich nicht provozieren lassen. Wir erwarten von den Sicherheitsbehörden eine baldige lückenlose Aufklärung und eine umgehende Durchführung der notwendigen Schutzmaßnahmen gegen eventuelle neue Angriffe.
Vorstand der islamischen Religionsgemeinschaft DITIB NRW – Region Essen e.V.