Wir haben einiges produktiv zu verlernen, finden die Macherinnen des Favoriten-Festivals. Warum kaufen, wenn auch leihen geht?, fragt Dr. Najine Ameli von der Bibliothek der Dinge Bochum. Der Soziologe Aladin el-Mafaalani und der Polizeiforscher Thomas Feltes sprechen über das Vertrauen in die Polizei. Tafelforscher Stefan Selke sieht Utopiemüdigkeit in der Armutsbekämpfung. „GrünFrau“ produziert mitten in Hörde Gemüse für die regionale Versorgung.
Anne Mahlow, Margo Zālīte und Sina-Marie Schneller sind das neue Leitungsteam des Dortmunders Theaterfestivals Favoriten, das alle zwei Jahre die spannendsten Stücke der freien Szene in NRW bündelt und diesmal nach den Möglichkeiten eines produktiven Verlernens fragt.
Am 8. August stirbt der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé in der Dortmunder Nordstadt durch Polizeikugeln aus einer Maschinenpistole. Die Wut und Trauer in der Nachbarschaft zeigen die entkoppelten Erfahrungswelten: Wer weiß und nicht arm ist, erlebt Polizei als ansprechbar, hilfreich, oft als zugewandt. Besonders in migrantischen und nichtweißen Communities hingegen erodiert das Vertrauen.
Beamer, Einrad, Gartenschere: In der Bibliothek der Dinge Bochum stehen rund 2.000 Gegenstände zur Ausleihe bereit. Dr. Najine Ameli setzte hier ihre Forschung zur „Share Economy“, der Wirtschaft des Teilens jenseits von Schwimmbad, U-Bahn, Bücherei in die Praxis um.
Der Soziologe Stefan Selke machte als erster das „System Tafel“ zum Forschungsgegenstand. Den Optimismus, eine gesellschaftliche Debatte auch mit den Tafeln über die Tafeln in Gang zu bringen, hat er inzwischen verloren. Niemand wolle Armut mehr abschaffen.
Geht urbanes Gärtnern auch „im Großen“, für mehr als nur die eigene Nachbarschaft? Auf einer früheren Brache in Dortmund produziert die Stadtteilgärtnerei „GrünFrau“ Gemüse für die lokale und regionale Versorgung – und beschäftigt Frauen in Langzeitarbeitslosigkeit.
Zwei obdachlose Männer sind in der Hitzewelle Mitte August in Dortmund auf der Straße gestorben. EU-BürgerInnen können, wenn kein Anspruch auf Sozialleistungen besteht, kommunale Hilfsangebote oft nicht wahrnehmen.
Außerdem: Wie wird man Linkshänder?, Von der Straße auf den Tennisplatz, Was tun mit der Heizkostenrechnung?, Tod bei Zwangsräumung, geheimnisvolle Grut, Verkäufergeschichten und der kommentierte Veranstaltungskalender.
Mehr Informationen:
- Seit 1995 schafft der gemeinnützige bodo e.V. Perspektiven für Menschen ohne Wohnung.
- Mit Streetwork und stationären Angeboten leistet der Verein Überlebenshilfen auf der Straße, berät und begleitet auf dem Weg zurück in eigenen Wohnraum.
- Mit dem monatlichen sozialen Straßenmagazin ermöglicht bodo Menschen in sozialen Notlagen einen Zuverdienst.
- Mit Beschäftigungsprojekten schafft der Verein Arbeitsplätze, qualifiziert und vermittelt in den ersten Arbeitsmarkt.