Der Kompromiss stößt nicht auf Gegenliebe: Die Fuß- und Radverkehrsverbände weisen den Vorschlag des Verwaltungsvorstands zur Sperrung der Wegeverbindung zwischen den Westfalenhallen 3 und 4 zurück. „Wenn der Weg wie geplant an bis zu dreißig Tagen im Jahr gesperrt wird, ist er für Fuß- und Radverkehr verloren, sagt Sven Teschke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und erklärt: „Im Alltagsverkehr und insbesondere auf dem Weg vom Kreuzviertel zum Bahnhaltepunkt Signal-Iduna-Park sind verlässliche Geh- und Fahrzeiten erforderlich.“
„Wir hoffen, dass die Politik unseren Argumenten mehr Gehör schenkt als der Verwaltungsvorstand“
Temporäre Sperrungen wirkten fast so negativ wie eine dauerhafte Sperrung, weil die Zeit für einen möglichen Umweg immer eingeplant werde müsse. Darum sprechen sich die Organisationen ADFC, Aufbruch Fahrrad Dortmund, BUND, FUSS, VCD und VeloCityRuhr erneut nachdrücklich gegen temporäre Sperrungen des Wegs aus. Bereits 2019, als erstmals Pläne zur Schließung des Wegs bekannt wurden, hatten sich 33 Organisationen, die 8000 Menschen vertreten, für den Erhalt des Weges und gegen dauerhafte oder temporäre Sperrungen eingesetzt.
„Wir hoffen, dass die Politik, die diese Frage letztlich entscheiden muss, unseren Argumenten mehr Gehör schenkt als der Verwaltungsvorstand“, sagt Lorenz Redicker vom VCD. Ganz unbegründet ist die Hoffnung nicht: Die Bezirksvertretung Innenstadt-West hat sich bereits im April 2020 einstimmig dafür ausgesprochen, den Weg „für die Allgemeinheit ohne Einschränkung dauerhaft offen zu halten“.
Auch der Beirat Nahmobilität, der Politik und Verwaltung berät, hat dem Rat und den zuständigen Ausschüssen empfohlen, temporäre Sperrungen des Wegs auszuschließen. Er spricht sich dafür aus, mögliche Gefahren, die von den falsch parkenden Lkw ausgehen, nicht durch Sperrungen des Wegs, sondern durch Beendigung des Falschparkens zu beseitigen.
Die als Ersatz geplante Führung auf Umwegen über die Rosenterrassen überzeugt die Verbände nicht
Die Westfalenhallen begründen den Wunsch nach einer Sperrung nämlich mit Sicherheitsbedenken. „Dazu muss man wissen: Der Weg ist außerordentlich sicher“, sagt Peter Fricke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und VeloCityRuhr. Eine Häufung von Unfällen sei bisher nicht bekannt geworden. „Wenn man diesen Weg aus Sicherheitsgründen schließen will und nicht mit zweierlei Maß misst, muss man so ziemlich jede andere Straße in Dortmund ebenfalls sperren“, so Fricke weiter.
Ganz vereinzelt entständen Konflikte, wenn Gabelstapler hinter den kreuz und quer geparkten Lkw hervorkämen. Das Problem lasse sich aber leicht lösen, indem man Parkflächen markiere und einen Sicherheitsdienst anweise, auf Ordnung zu achten. „Das ist lösbar, sei es mit eigenem Personal oder mit Unterstützung eines externen Unternehmens“, sagt Fricke. Wenn geordnet geparkt werde und die Sichtlinien frei blieben, gebe es auch keine Gefahr. Nach zwei Jahren könne man Bilanz ziehen und faktenbasiert über möglichen Änderungsbedarf entscheiden.
Die als Ersatz für den Weg geplante Führung des Radverkehrs auf Umwegen über die Rosenterrassen überzeugt die Verbände nicht: „Rad- und Fußverkehr brauchen direkte Wege, keine Trostpflaster“, sagt Redicker. Werner Blanke vom ADFC verweist zudem auf den schleppenden Ausbau der Radwege und sagt: „Es ist widersinnig, einerseits über eine Fahrradstadt Dortmund und den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Verkehrsmittel zu reden – und andererseits durch die Sperrung eines wichtigen Wegs Radverkehr, Fußverkehr und die Nutzung der Bahn zu erschweren und so Anreize zur vermehrten Autonutzung zu schaffen.“
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de: