Verkehrsclub Deutschland erstellt umfassendes Konzept zur Optimierung des Bahnverkehrs in und um Dortmund

Durch das Bahnkonzept des Verkehrsclubs Deutschland können sowohl Nah- als auch Fernverkehrskapazitäten in Dortmund optimiert werden. Fotos: S. Fijneman
Durch das Bahnkonzept des Verkehrsclubs Deutschland können sowohl Nah- als auch Fernverkehrskapazitäten in Dortmund optimiert werden. Fotos: Sascha Fijneman

Der Verkehrsclub Deutschland (Dortmund/Unna) hat ein neues Bahnkonzept für Dortmund entwickelt. Im Kern geht es um eine Kapazitätserweiterung des Bahnknotens Dortmund durch einige wenige gezielte Investitionen in die Gleisinfrastruktur sowie eine Neubelegung der Bahnsteige im Hauptbahnhof. Das Konzept ist langfristig angelegt und könnte bei erfolgreicher Umsetzung als Modell und Vorbild für andere Kommunen dienen. VCD-Bahnexperte Paul Niemann schlägt mehrere Maßnahmen vor, um den Bahnverkehr zum einen logistisch zu optimieren, zum anderen um das Bahnfahren an sich für die KundInnen attraktiver zu gestalten. 

Jahrelange Beschäftigung mit der Materie, um die Schwachstellen gezielt zu beheben

v.l.n.r.:Lorenz Remicker, Paul Nieman und Michael Hüttemann vom VCD haben sich über mehrere Jahre mit der Materie beschäftigt.
Informierten (v.l.): Lorenz Redicker, Paul Nieman und Michael Hüttemann vom VCD.

Über mehrere Jahre hinweg haben sich Paul Niemann und Kollegen mit Infrastruktur und Betrieb des Bahnverkehrs in und um Dortmund befasst, ihn analysiert und Schwachstellen aufgedeckt, an denen sie nun mit ihrem Bahnkonzept ansetzen wollen.

Da sie sich des Ausmaßes ihrer Arbeit bewusst sind, haben sie es absichtlich so angelegt, dass zunächst auch Teilkonzepte umgesetzt werden können.

Für sie besteht die Problematik unter anderem darin, dass aktuell mehrere Hürden einen möglichen Ausbau des Nah- und Fernverkehrsangebotes in Dortmund ausbremsen. So schränken Kreuzungen im Bahnhofsvorfeld die Kapazität ein, schnelle Züge Richtung Osten müssen aktuell immer über Hamm fahren, was die Verbindungen nach Unna und Soest unattraktiv macht.

Hierin erkennen die Verantwortlichen des VCD auch einen der Hauptgründe für die Stauanfälligkeit und die hohe Schadstoffkonzentration auf der B1. Das Rhein-Ruhr-Express (RRX)-Konzept macht künftig einen Kapazitätsausbau Richtung Technische Universität fast unmöglich. Und auch die Verbindungszeiten nach Herdecke, Lüdenscheid und Schwerte/Iserlohn sind wenig attraktiv.

Michael Hüttemann: „Wir wollen zeigen, was möglich und machbar ist.“

Die Maßnahmen, die der VCD vorschlägt sorgen auch für kürzere Fahrtzeiten und weniger Verspätungen.
Die Maßnahmen, die der VCD vorschlägt, sorgen auch für kürzere Fahrtzeiten und weniger Verspätungen.

Durch ihre Vorschläge erhoffen sich die Verantwortlichen des VCD, erhebliche zusätzliche Potentiale im Nahverkehr zu aktivieren, geringere Verspätungsanfälligkeit zu erreichen und die Nutzung für die KundInnen zu optimieren. Auch die Knotenfunktion des Hauptbahnhofs im Fernverkehr soll durch die Planungen gestärkt werden.

„Wir wollen hier zeigen, was machbar ist. Es ist eine Fülle von Ideen zusammengekommen, die aber auch zunächst nur in Teilen umgesetzt werden können. In Anbetracht der zu erwartenden Gesamtkosten, die wir großzügig auf 200 Millionen Euro schätzen, sicherlich eine sinnvolle und pragmatische Lösung“, so der stellvertretende Vorsitzende des VCD in Dortmund/Unna, Michael Hüttemann. 

Das VCD-Konzept sieht zum Beispiel einen Ausbau der Westeinfahrt im Bereich von Dorstfeld vor. Die Experten möchten hier eine neue Gleisverbindung einrichten, durch die Züge aus Bochum und Hagen ins nördliche Gleisbett wechseln könnten. Hierdurch würde die kreuzungsfreie Verbindung von Bochum und Hagen nach Münster und Lünen, zum Betriebsbahnhof Spähenfelde und zum neuen RRX-Betriebsbahnhof möglich.

Infrastrukturelle Optimierung der Westeinfahrt des Hauptbahnhofes für mehr Parallelverkehr

Durch neue Weichen und Gleise soll mehr Parallelverkehr ermöglicht werden.
Durch neue Weichen und Gleise soll mehr Parallelverkehr ermöglicht werden.

Außerdem sollen hier zusätzliche Weichen dafür sorgen, dass mehrere Züge parallel ein- und ausfahren können. Züge aus Richtung Hamm, Bochum, Witten und Hagen hätten so jederzeit freie Einfahrt in den Dortmunder Hauptbahnhof.

Durch die Optimierung der Signaltechnik soll ein häufiges, schnelles und sicheres Kreuzen des Gleisfeldes ermöglicht werden. Hierdurch könnten Züge in knapperen Abständen fahren und es käme zu weniger Verspätungen.

Vor allem der Fernverkehr und der Rhein-Ruhr-Express könnten dann in Dortmund wenden und Richtung Unna, Soest und Paderborn weiterfahren. „Zudem könnte der RRX kreuzungsfrei über Lünen nach Münster fahren. Der zweigleisige Ausbau ist hier möglich auch ohne die geplante kostenintensive, riesige Brücke“, erläutert Niemann seine Überlegungen.

Einen weiteren neuralgischen Problemfall sieht der VCD im Bereich der Haltestelle Bochum-Langendreer. Hier könnten durch eine neue Gleisverbindung Züge von Dortmund-Hauptbahnhof über die Universität nach Witten fahren. Derzeit kann die Kapazität für die S1 zwischen Langendreer und Bochum-Hauptbahnhof kaum erweitert werden. 

Technische Universität kann in dichterem Takt angefahren werden

Ein weiteres Ziel des VCD ist es, den Bahnverkehr für KundInnen attraktiver zu gestalten.
Durch die Maßnahmen soll der Bahnverkehr für KundInnen attraktiver werden.

Durch das neue Gleis könnte die Universität in dichterem Takt angefahren werden und die Kapazität zwischen Dortmund Hauptbahnhof und Uni würde auf 6.000 Fahrgäste pro Stunde und Richtung deutlich erhöht.

Außerdem sollen auf diesem Wege attraktive Anbindungen von der Uni Richtung Süden entstehen, die bisher lediglich bis in die Hauptbahnhöfe von Dortmund und Bochum führen.

Des Weiteren sieht das Konzept vor, den Regionalexpress 4 zwischen Wuppertal und Dortmund sowie die S-Bahnlinie S5 zwischen Hagen und Witten durch die Regionalbahn RB48 zu ersetzen. Sie könnte im 30-Minutentakt von Dortmund nach Bonn fahren. Bisher werden beide Strecken im Stundentakt befahren.

Ein weiterer positiver Aspekt dieser Überlegungen ist, dass Dortmund als ICE-Knoten gestärkt würde. Durch den direkten Anschluss Wittens an den S-Bahnknoten Dorstfeld entstünde eine Entlastung zugunsten des Fernverkehrs. So könnte es in Zukunft alle 30 Minuten am Dortmunder Hauptbahnhof einen Knoten zwischen ein bis zwei Zügen von Köln nach Dortmund über Düsseldorf/Essen und einem von Köln nach Dortmund über Wuppertal geben. Insgesamt kommt es hierdurch im Fernverkehr zu wesentlich kürzeren Fahrzeiten.

Konzept wird nun den Verkehrsbetrieben, der Politik und der Stadt zur Beratung vorgelegt

Auch der Fernverkehr profitiert von den Plänen des VCD.
Auch der Fernverkehr profitiert von den Plänen des VCD.

„Wir werden unser Konzept nun den Verkehrsbetrieben, der Politik und der Stadt zur Beratung vorlegen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass gerade die Maßnahmen in Bezug auf den Rhein-Ruhr-Express in die bereits bestehenden Planungen involviert werden können“, so Michael Hüttemann.

Das Konzept beinhaltet außerdem einen Beispielfahrplan für den geplanten Knoten Dortmund-Hauptbahnhof, durch den die bessere Taktung der Abfahrtszeiten, der erweiterte Parallelverkehr und weitere positive Auswirkungen veranschaulicht werden. Darüber hinaus sind auch Überlegungen zur besseren Umsetzung von Barrierefreiheit bei den verschiedenen Fahrzeugtypen und unterschiedlichen Bahnsteighöhen Teil der Arbeit des VCD.

„Durch das Bahnkonzept erhoffen wir uns, in Dortmund ein zentrales Vorzeigemodell für einen Bahnknoten zur optimierten Ost-West-Verbindung im Ruhrgebiet zu erreichen“, so Michael Hüttemann abschließend. In den Planungen der Deutschen Bahn werde Dortmund wie ein Dorfbahnhof behandelt, dem wenig Beachtung geschenkt würde. Damit solle es nun bald vorbei sein und die Ruhrgebietsmetropole werde ihrem Namen dann wohl hoffentlich auch im Angebot des Nah- und Fernverkehrs gerecht.

Die genauen Einzelheiten des VCD-Bahnkonzeptes können als pdf eingesehen werden.

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