Verkehrsbericht: Polizei Dortmund dokumentiert mehr Unfälle durch erhöhte Risikobereitschaft und Rücksichtslosigkeit

Vor allem auf den Autobahnen haben die Unfälle massiv zugenommen - nicht zuletzt, weil FahrerInnen sich mehr ihrer Unterhaltungselektronik als dem Verkehr widmen.
Vor allem auf den Autobahnen im Bereich der Polizei Dortmund haben die Unfälle massiv zugenommen. Nicht zuletzt, weil FahrerInnen sich mehr ihrer Unterhaltungselektronik als dem Verkehr widmen. Fotos: Polizei

Von Gerd Wüsthoff

Einen Verkehrsbericht für 2017 mit viel Licht und Schatten stellte der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange vor. Zwar sind positive Entwicklungen zu verzeichnen: Es gibt die seit zehn Jahren niedrigste Zahl an Todesfällen und Schwerverletzten im städtischen Direktionsbereich. „Fünf tödlich verletzte Menschen im Stadtgebiet Dortmund und Lünen sind immer noch jeder einzelne zu viel“, erklärt Lange.

Mehr Baustellen, aber auch erhöhte Risikobereitschaft und Rücksichtslosigkeit führen zu mehr Unfällen

Der Schatten, wie ihn Lange bezeichnete, liegt auf den 500 Kilometern Bundesautobahn im Direktionsbereich mit 21 Verkehrstoten, 240 Schwerverletzten und 1531 Leichtverletzten. „Damit haben wir einen Höchststand der letzten fünf Jahre zu verzeichnen“, erläutert Lange. Ein Umstand, welcher in der Polizeidirektion mit Sorge betrachtet wird.

Mehr Baustellen bedeuten mehr Stau und damit mehr Stauenden - hier kommt es zu den meisten Unfällen.
Mehr Baustellen bedeuten mehr Stau und damit mehr Stauenden – hier kommt es zu den meisten Unfällen.

Einen Grund sieht die Polizei in den erhöhten Infrastrukturmaßnahmen und den damit verbundenen Baustellen: „Für 2017 hat der ADAC für NRW 250.000 Staumeldungen mit 455.000 Kilometer Gesamtlänge und 143.000 Staustunden verzeichnet“, zitiert Polizeisprecher Oliver Peiler die ADAC-Erhebung von 2017. Das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr 2016. „Damit“, erklärt Lange, „erhöht sich das Unfallrisiko, insbesondere an den Stauenden.“

Es sind aber nicht nur die Stauenden, welche ein erhöhtes Unfallrisiko an und in Baustellen darstellen, sondern insbesondere die gewachsene Risikobereitschaft und zunehmende Rücksichtlosigkeit der Autofahrer selbst. Hierzu zählen insbesondere Ablenkungen durch Smartphone- und Tabletnutzungen während der Autofahrt – nicht alleine in Baustellen.

Mal eben einen Zwei-Sekunden-Blick auf das Kommunikationsgerät zu werfen, bedeutet bei 50 Stundenkilometern einen Blindflug von 30 Metern. „30 Meter, in denen sich die Verkehrssituation grundlegend in eine Gefahr für Leib und Leben ändern kann“, sagt Ralf Ziegler, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Dortmund.

Selbst das Telefonieren über eine Freisprecheinrichtung während der Fahrt ist wie eine Autofahrt unter Alkoholeinfluss. So ermittelte die Polizei 2017 im Direktionsbereich Dortmund über 11.500 Mobilfunkverstöße während der Autofahrt.

Das Auto als Waffe: Drängeln, hemmungsloses Rasen und die Raser-Szene in Dortmund

Die Polizei geht sehr konsequent gegen die Raserszene in Dortmund vor.
Die Polizei geht sehr konsequent gegen die Raserszene in Dortmund vor – u.a. am Wallring.

„Die zunehmende Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr ist auch ein Spiegel für die sich verändernde Gesellschaft“, erklärt Lange. Auf die Frage, ob denn das Auto zunehmend auch als „Ego-Ersatz“ benutzt werde, mussten Lange und Peiler bitter lachen. „Ja leider“, war die Antwort des Polizeichefs.

Dass sich unsere Gesellschaft zunehmend verroht, ist, neben zunehmender Rücksichtslosigkeit im Verkehr und der sich verrohenden Sprache, auch speziell an einer erhöhten Zahl von Tempoverstößen und an den Übergriffen auf Polizisten und Ersthelfern zu sehen.

„Allerdings gehen wir restriktiv gegen die Zeitgenossen vor“, erklärt Lange. Zu diesen Maßnahmen gehören verstärkte Tempoüberwachungen, mit entsprechenden Bußgeldern und Führerscheinentzügen. „Der Entzug der Fahrerlaubnis, bis hin zu Nachschulungen, ist eine empfindliche Strafe“, erklärt Peiler. „Besonders im Fall von Testosteron getriebenen jungen Männern, welche nicht wissen, wohin mit diesem Hormonschub“, so Lange.

Hier ist besonders die immer noch aktive Raserszene in Dortmund zu nennen. „Unsere restriktiven Kontrollen, gerade gegenüber dieser Szene, führt sogar dazu, dass wir Beschwerden aus der Szene über unsere Kontrollen erhalten“, führt Peiler an.

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