Der Spuk war schneller beendet als erwartet: Nur rund 500 Hooligans und Neonazis versammelten sich am Samstag (8. Oktober 2016) ab 14 Uhr auf der wenig attraktiven Standkundgebung im Schatten des Harenberg-City-Centers unweit des Dortmunder Hauptbahnhofs.
Verbot des Aufmarschs durch die Polizei drückte mächtig auf die Stimmung
Das Verbot des geplanten Aufzugs durch die südliche und östliche Innenstadt durch Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange, welches das OVG Münster erst am Freitagabend für die Hooligans überraschend bestätigte, hatte offenbar nachhaltig Wirkung: Weniger Teilnehmer als erwartet kamen – denn der Erlebniswert hielt sich massiv in Grenzen.
Weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit und den Gegendemonstranten wollte bei den Teilnehmern der Demonstration „Gemeinsam stark Deutschland“ wenig Stimmung aufkommen. Da half auch die gute Zusprache durch den Bremer Anmelder Marcel Kuschela wenig.
Eine dichte Polizeikette sorgte für eine räumliche Trennung zu den rund 200 AntifaschistInnen, die sich im Bereich des Fußballmuseums versammelt hatten. Zudem wurden die Hooligans vor Betreten des abgesperrten Kundgebungsbereichs selektiv in Zelten durchsucht.
Die Polizei hatte die TeilnehmerInnen der Hooligan-Kundgebung jederzeit genau im Blick und griff auch durch: Drei Teilnehmer der Hooligan-Demo kamen ins Polizeigewahrsam, gegen einen weiteren wurde Haftbefehl erlassen.
Technische Probleme sorgten für Verzögerungen – viele Hooligans reisten vorzeitig ab
Ein Hooligan zeigte bei der Anreise einen Hitlergruß. Er erhielt nach der Personalienfeststellung einen Platzverweis und durfte nicht mehr an der Versammlung teilnehmen. Insgesamt rund 2000 Beamte aus mehreren Bundesländern waren im Einsatz.
Technische Probleme mit der Lautsprecheranlage sorgten für massive Verzögerungen beim Beginn der Kundgebung und machten die Reden zeitweise auch akustisch schwer verständlich.
Daher zogen sich große Gruppen regelmäßig in Richtung Bahnhof zurück, um sich mit Bier zu versorgen und um pinkeln zu gehen. Zahlreiche „erlebnisorientierte“ Hooligans reisten auch schon kurz nach Beginn wieder ab, weil das gesamte „Ambiente“ für sie nicht wirklich attraktiv war.
Denn der von der Polizei ausgesuchte Platz erinnerte mehr an einen Streichelzoo: Der Bereich war komplett mit Gittern umstellt. Passanten und Beamte konnten bequem um die Versammlung herumgehen und sie beobachten. Es gab keine Rückzugsräume – die Teilnehmer standen wie auf dem Präsentierteller.
Kaum Stimmung – Rede von Klaus Schäfer fiel mangels Zuhörern aus
Auch die RednerInnen wussten die schwindenden „Massen“ nicht wirklich zu begeistern. Einzig die Rechtspopulistin Tatjana Festerling, ehemalige Pegida-Frontfrau und AfD-Politikerin, unterhielt die Hooligans mit drastischen Worten.
Die anderen „Ehrengäste“ – unter anderem ein Rechtspopulist aus Holland, der erklärte, warum Deutschland den Deutschen wichtig ist – stießen auf wenig Interesse.
Während einer akustisch ebenfalls schwierigen Musikeinlage verließen immer mehr Teilnehmer das Areal Richtung Hauptbahnhof. Die meisten reisten dann auch ab. Die Teilnehmerzahl sank nach Polizeiangaben nach nur einer Stunde auf 120 Personen.
Um 17 Uhr musste die Veranstaltung mangels Teilnehmern vorzeitig beendet werden. Das Ende kam so früh, dass mehrere Reden – unter anderem die des ehemaligen Dortmunder Feuerwehrchefs, Klaus Schäfer – ausfallen mussten.
Brennendes Fahrzeug in der Kapellenstraße – Ermittlungen laufen noch
Einschränkungen für die Bahnreisenden hielten sich in Grenzen. Allerdings sorgten die Sperrungen im Bereich des Königwalls für Staus.
Um 14.35 Uhr wurden Polizeibeamte auf einen brennenden Pkw in der Kapellenstraße in Dortmund-Mitte aufmerksam. In der Nähe das Brandorts wurden eine Flasche und vermutlich Brandbeschleuniger aufgefunden. Die Feuerwehr löschte den Brand, die Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Ein Zusammenhang mit der Versammlung von Rechtsextremisten und Hooligans kann nicht ausgeschlossen werden und gilt – so die Polizei – nach jetzigem Kenntnisstand sogar als sehr wahrscheinlich.
Ein parallel in der Nordstadt stattfindender Demonstrationszug von Kurden verlief mit 280 Teilnehmern absolut störungsfrei.
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