Volles Haus beim Jahreseinstieg des neu formierten ver.di-Bezirks Westfalen: Die Dienstleistungsgewerkschaft nutzte den Neujahrsempfang für den Rück- und den Ausblick. Nicht nur wegen der Kommunalwahlen waren viele Vertreter*innen von Parteien, Gewerkschaften, Verbänden und Institutionen im DSW21-Werkssaal in Dortmund zu Gast.
Der fusionierte ver.di-Bezirksverband Westfalen vertritt 62.000 Mitglieder
Mit dem Jahreseinstieg wird der Abschluss der Fusion der ehemals eigenständigen Bezirke Dortmund, Hamm/Unna und Hellweg Hochsauerland zum Bezirk Westfalen quasi besiegelt. Im vergangenen Jahr war der Jahreseinstieg deshalb ausgefallen. „Wir haben uns aber nicht mit uns selbst beschäftigt“, betonte die neue Bezirks-Vorsitzende Dagmar Bremer.
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Natürlich hätten die Veränderungsprozesse viel Kraft und Zeit gebunden. ver.di sei eine bunte Organisation und bestehe aus 13 Fachbereichen. Sie organisiert die Vertretung von 62.000 Mitgliedern.
„Man hat das Gefühl, dass immer in einem Fachbereich gestreikt wird“, sagte Bremer lachend. 2019 gab es die großen Tarifrunden bei der AWO, bei den Ländern und im Einzel- sowie im Groß- und Außenhandel. Aber auch bei Banken, Versicherungen, bei der DAK, dem WDR und dem Cinestar gab es teils langwierige Auseinandersetzungen. Das gilt auch für Amazon in Werne.
„Egal bei welchen Tarifverhandlungen: In allen Betrieben und Einrichtungen haben die Kolleginnen und Kollegen ihren jeweiligen Forderungen Nachdruck verliehen und fast durchweg gute Ergebnisse erkämpft“, betont Bremer.
Erfolgreiche Mitbestimmung – alle Arbeitsdirektoren wurden einstimmig gewählt
Als Erfolg für sich verbucht die Dienstleistungsgewerkschaft auch die Bestellung von Arbeitsdirektoren in drei kommunalen Unternehmen in Dortmund. Bastian Prange hat als Arbeitsdirektor und Geschäftsführer bei dem städtischen Entsorger EDG begonnen.
Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Manfred Kossack wurden nun bei DSW21 und DEW21 eigenständige Arbeitsdirektoren bestellt – Harald Kraus und Dirk Wittmann haben zum Jahreswechsel ihre Tätigkeit aufgenommen. Das Besondere: Alle drei Vorschläge kamen von ver.di und wurden durch die jeweiligen Aufsichtsräte einstimmig beschlossen.
„Das ist keine Selbstverständlichkeit. Gerade in der heutigen Zeit muss man lange suchen, bis man eine Stadt wie Dortmund findet, wo die Mitbestimmung in kommunalen Unternehmen einen so hohen Stellenwert hat“, würdigt die neue Bezirksvorsitzende. „Das wird über alle Parteien hinweg getragen.“
Ziele: Verbesserte Betreuungsstrukturen und Engagement gegen Tarifflucht
Selbstkritisch genug zeigte sich Bremer – mit Blick auf die Fusion und die Worte von Hermann Hesse: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – „das trifft nur bedingt zu“, macht die ver.di-Vorsitzende deutlich. Denn der Prozess hat viele Ressourcen gebunden und auch zu Verstimmungen geführt. Auch Reibungsverluste sind offensichtlich.
Nach außen hin war der Umbau der Zentrale am Königswall das sichtbarste Zeichen für die Veränderungen und Umstrukturierungen. Die Gewerkschaft verspricht sich eine Bündelung der Kapazitäten und damit eine Verbesserung beim Dienstleistungsangebot für die Mitglieder.
„Wir sind optimistisch, dass dich die neuen Betreuungsstrukturen positiv auf die Mitgliederzahlen, das Engagement von jungen Menschen und die gewerkschaftliche Arbeit in den Betrieben auswirkt“, betont Bremer.
Als Schwerpunkte für 2020 benannte sie das Engagement gegen die Flucht der Arbeitgeber aus der Tarifbindung sowie die Einschränkung „der Auswüchse der Digitalisierung in der Arbeitswelt und die Ausweitung der Arbeitszeiten in den privaten Bereich“. Aber auch die Beschränkung von Sonntagsöffnungszeiten sowie den Einsatz für tragfähige Sicherungssysteme im Sozialsystem, der Alten- und Krankenpflege nannte sie als gesamtgesellschaftliche Aufgaben.
Klare Kante gegen Rechtspopulismus und die Spaltung der Gesellschaft
Klare Kante forderte sie in der Politik und in NRW mit Blick auf die Kommunalwahlen: „Wir müssen realisieren, dass die rechten Strömungen immer mehr Einzug halten in unsere Parlamente. Da ist an erster Stelle natürlich die AfD zu nennen“, so Bremer.
Die vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft habe sich da klar positioniert: „ver.di tritt ein für Demokratie, Sozialstaatlichkeit und Rechtsstaatlichkeit, steht für unveräußerliche Menschenrechte und bekennt sich zu den Werten und Prinzipien des Grundgesetzes“, skizzierte sie die auf dem Bundeskongress in Leipzig formulierten Leitlinien.
„Die AfD versucht sich als Stimme der ,kleinen Leute’ zu inszenieren. Sie will aber die Gesellschaft Spalten, in dem sie Bevölkerungsgruppen ausgrenzt und Hass und Hetze verbreitet. Unsere Antwort darauf ist Solidarität, soziale Gerechtigkeit für alle Menschen, unabhängig von Einkommen, Geschlecht und Herkunft“, sagte Bremer unter dem Applaus der zahlreichen Gäste, darunter auch die Vertreter*innen aller demokratischen Parteien mit dem scheidenden OB Ullrich Sierau sowie den OB-Kandidat*innen von SPD, Grünen und FDP.
Die Forderungen gab sie den Politiker*innen gleich mit auf den Weg: „Die Menschen brauchen Sicherheit und Vertrauen in die Zukunft, zum Beispiel durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Abbau des Niedriglohnsektor und von prekären Arbeitsverhältnissen sowie durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und durch eine Rente, die zum Leben reicht“, so die ver.di-Vorsitzende. „Wir werden dafür ein verlässlicher Bündnispartner sein und jedem die Hand reichen, der das Gleiche will!“
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