Es bedarf einer Änderung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen

„Unsere Wirtschaft steht im Stau”: Stimmungstief hält auch bei der IHK zu Dortmund weiter an

Autos und Lkw müssen massive Umwege und Staus in Kauf nehmen.
Nicht nur sprichwörtlich steht die Wirtschaft im Stau – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schlecht. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die bundesweite Wirtschaftskrise hält auch in der Region der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund weiterhin an: Schlechte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, schwache Inlandsnachfrage, gestiegene Arbeitskosten, hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie der Fachkräftemangel belasten die Betriebe zunehmend.

Mehr Unternehmen schätzen die Lage als schlecht ein

Im Vergleich zum Vorjahr ist der IHK-Konjunkturklimaindex im Ruhrgebiet gesunken und liegt bei 93 Punkten (Jahresbeginn 2024: 94 Punkte). Schlechter war dieser bisher nur im Herbst 2022 mit 77 Punkten. An der Umfrage der IHK haben zum Jahresbeginn über 130 Unternehmen mit mehr als 22.000 Beschäftigten teilgenommen.

IHK Präsident Heinz-Herbert Dustmann Foto: Stephan Schütze für die IHK zu Dortmund

IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann ordnet die Ergebnisse ein: „Bundesweit schrillen die Alarmglocken der Wirtschaft. Das BIP ist in den vergangenen zwei Jahren gesunken. Hinzu kommen Prognosen aller führenden Institute und Verbände, die klarmachen: Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die deutsche Wirtschaft stagniert und dieser Zustand trifft auch für unsere Unternehmen im IHK-Bezirk zu. Wir verharren im Stimmungstief!“

Die Wirtschaftslage wird von jedem fünften Unternehmen (21 Prozent) als gut eingestuft, zum Vorjahreszeitraum waren es noch 25 Prozent. Gleichzeitig ist die Anzahl der Unternehmen, welche die Lage als schlecht einschätzen, im Vergleich zum Vorjahr um vier Punkte gestiegen und liegt bei 23 Prozent.

Schwache Inlandsnachfrage bedrohen unter anderm das Wachstum der Betriebe

Zu den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen gehören die schwache Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (jeweils 67 Prozent). Dazu zählen fehlende Planbarkeit, politischer Stillstand, überbordende Bürokratie, mangelnde Stabilität sowie unklare Rahmenbedingungen. 

„Es muss ein echter, spürbarer Ruck mit sofortiger Umsetzung und Änderung der aktuellen Rahmenbedingungen erfolgen. Denn eins hat die Wirtschaft schon lange nicht mehr: Zeit zum Warten“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber.

Unterschiedliche Stimmungslage der Wirtschaftssektoren

Wie bereits im Vorjahr ist die Stimmung der Handelsunternehmen im Branchenvergleich am schlechtesten. Nur 50 Prozent der Betriebe schätzen die aktuelle Geschäftslage als befriedigend ein, jedes zweite Handelsunternehmen bewertet die Lage als schlecht.

Das Container-Terminal Dortmund (CTD) platzt aus allen Nähten. Der Hafenbahnhof soll Entlastung bringen.
Nur 50 Prozent der Betriebe schätzen die aktuelle Geschäftslage als befriedigend ein, jedes zweite Handelsunternehmen bewertet die Lage als schlecht. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Im Industriesektor stufen die Betriebe ihre Geschäftslage deutlich negativer ein als vor einem Jahr. So ordnen 19 Prozent der Unternehmen die aktuelle Situation als gut ein.

Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 33 Prozent. Die zukünftigen Erwartungen prognostiziert die Industrie mit einer besseren Geschäftslage (19 Prozent), vor einem Jahr waren es 16 Prozent. 

Im Branchenvergleich bewerten die Dienstleistungsunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage am positivsten. 29 Prozent der Unternehmen ordnen ihre Geschäftslage als gut ein. Allerdings erwarten nur 15 Prozent der Dienstleister in Zukunft eine bessere Geschäftslage.

Stefan Schreiber mahnt: „Die hohen Energiepreise, die komplizierten Verfahren und die vielen Vorgaben rächen sich. Wir stecken in einer De-Industrialisierung. Arbeitskräfte, Kaufkraft und Wertschöpfung gehen verloren, der Standort wird unattraktiv. Das können wir uns nicht leisten. Die Unternehmen brauchen eine klare Perspektive seitens der Politik. Und zwar sofort.“

Eine zusätzliche Belastung stellt die Verkehrsinfrastruktur dar

Seit vielen Jahren wurden Investitionen in die Straßeninfrastruktur vernachlässigt, was zu erheblichen Belastungen im Berufsverkehr führt. Hinzu kommen zahlreiche Ausfälle, Personalmangel und Verspätungen auf den Schienen.

„Viele Brücken und Straßen sind aus den 50er bis 60er Jahren und teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Der Bahnverkehr ist ebenfalls von zahlreichen Problemen gekennzeichnet. Unsere Wirtschaft steht wortwörtlich im Stau”, so Schreiber. Um langfristig attraktiv und konkurrenzfähig zu bleiben, braucht es daher eine enge Zusammenarbeit aller Akteure, um die Wettbewerbsfähigkeit der in Region zu erhalten.


Fotocollage: IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann (l.) und HWK-Präsident Berthold Schröder Foto: Stephan Schütze / IHK zu Dortmund und Marcel Kusch / HWK Dortmund

Wahlaufruf von IHK und HWK, um eine
wirtschaftspolitische Kehrtwende einzuleiten

Zur anstehenden Bundestagswahl appellieren die IHK zu Dortmund und die Handwerkskammer Dortmund (HWK) gemeinsam an ihre Mitglieder, am 23. Februar von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen: „Stimmen Sie für eine Politik, die den Mittelstand stärkt und die Zukunft Deutschlands nachhaltig gestaltet. Die Wahl entscheidet über die Zukunft unseres Landes – nutzen Sie Ihre Stimme!“

„Diese Wahl ist von entscheidender Bedeutung – insbesondere für das Handwerk und den Mittelstand, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden“, so Berthold Schröder, HWK-Präsident.

Und IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann ergänzt: „Was unsere Wirtschaft am dringendsten benötigt, ist Vertrauen. Denn davon ist viel verloren gegangen. Vertrauen in eine gute und verlässliche Wirtschaftspolitik. Unsere Unternehmen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben einen berechtigten Anspruch darauf, bestmögliche Rahmenbedingungen zu bekommen.“

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Reaktionen

  1. Wirtschaftswende in Dortmund – FDP/Bürgerliste stellt Antrag im Rat (PM)

    Bei der Ratssitzung am Donnerstag will die Fraktion FDP/Bürgerliste mit einem Antrag die notwendige Wirtschaftswende in Dortmund voranbringen.

    Aus Sicht des Fraktionsvorsitzenden von FDP/Bürgerliste, Michael Kauch, ist dies ein zentrales und vordringliches Thema für die Stadt: „Unserem Land droht das dritte Jahr einer Rezession und somit die längste Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik. Das gefährdet Wohlstand und Arbeitsplätze. Klar ist: Deutschland braucht eine durchgreifende Wirtschaftswende. Aber auch Dortmund braucht diese Wirtschaftswende. Die Stadt fügt der Bürokratie von Bund und Land mit lokalen Regeln noch weitere hinzu – gerade bei Vorschriften, die das Bauen erschweren oder verteuern. Viele Verwaltungsprozesse dauern zu lange. Und statt das Maximum in unsere Infrastruktur zu investieren, wird immer noch zu viel Geld in immer neue Personalstellen und in linke Lieblingsprojekte investiert.“

    Der Antrag von FDP/Bürgerliste zielt auf vier Ansatzpunkte: die verschleppte Wirtschaftsflächen-Strategie endlich zu entscheiden, ein Bürokratieabbau-Programm gemeinsam mit der Dortmunder Wirtschaft zu erarbeiten, den High-Tech-Standort Dortmund besser und internationaler zu vermarkten sowie dem Fachkräftemangel durch Qualifizierung zu begegnen.

    Bei der Wirtschaftsflächenstrategie setzt FDP/Bürgerliste auf Brachflächen-Recycling und Flächen für wachsende Mittelständler. Im Technologiebereich sei die Abwanderung des Sitzes von ELMOS ein Warnsignal. „Die Stadt muss wieder mehr Einsatz zeigen, um Technologie-Kongresse und -Messen nach Dortmund zu holen“, betont Kauch. Gemeinschaftsstände gerade auf Technologie-Messen sollten geprüft werden. Alle Infomaterialien und die Website der Wirtschaftsförderung sollten vollständig auf Englisch verfügbar sein. Der Weg internationaler Wirtschaftsförderung bei Städtepartnerschaften solle intensiviert werden. Um den Technologie-Standort zu stärken, sollte schon an Dortmunder Schulen durch Austausch mit Unternehmen die Begeisterung für den High Tech Standort geweckt werden.

    Beim Bürokratieabbau, zu dem der Rat die Verwaltung bereits aufgefordert hat, fordert FDP/Bürgerliste eine Anhörung der Dortmunder Wirtschaft. „Bürokratieabbau kann sich die Stadtverwaltung nicht im stillen Kämmerlein ausdenken“, so Kauch. „Zudem darf es nicht nur um Verfahrensbeschleunigung gehen, auf die CDU und Grüne mit ihrem Haushaltsantrag abgezielt haben. Es muss auch um das Senken von Bürokratiekosten durch weniger Regelungen gehen. Da ist die Bilanz von SPD, Grünen und CDU leider kontraproduktiv, wenn man sich gerade örtliche Bauvorschriften anschaut.“

  2. Ergänzendes Angebot zu IHK-Internetseiten: Das neue Außenwirtschaftsportal NRW ist online (PM)

    Zu Jahresbeginn hat die IHK NRW das Außenwirtschaftsportal NRW gestartet. Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen finden dort Marktinformationen zu über 150 Auslandsmärkten, einschließlich Kurzüberblicken, Wirtschaftsdaten, relevanten Links und Ansprechpartnern. Das Portal bietet zudem Informationen zu Import- und Exportvorschriften sowie zur Mitarbeiterentsendung und Dienstleistungserbringung im EU-Ausland.

    Das Außenwirtschaftsportal NRW ergänzt die bestehenden IHK-Webseiten und dient als zusätzliche Anlaufstelle für Einsteiger und erfahrene Unternehmen im Auslandsgeschäft. „Mit dem Online-Portal erleichtern wir den Unternehmen den Zugang zu relevanten Informationen. Als IHK zu Dortmund stehen wir unseren Mitgliedsunternehmen natürlich weiterhin für persönliche Beratungen zur Verfügung“, erklärt Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Dortmund und Fachpolitischer Sprecher Außenwirtschaft von IHK NRW.

    Unternehmen können über eine Postleitzahleneingabe auf dem Portal ihre lokalen IHK-Ansprechpartner zu bestimmten Themen oder Märkten finden. Zusätzlich bündeln die nordrhein-westfälischen IHKs ihre landesweiten Veranstaltungsangebote im Außenwirtschaftsportal NRW. Unternehmen finden dort schnell passende Webinare, Vor-Ort-Seminare oder Delegationsreisen.

    Das Außenwirtschaftsportal NRW ist Teil eines gemeinsamen Projekts der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern. Es basiert auf dem erfolgreichen bayrischen Portal und bietet ein umfassendes Informationsangebot. „Dieses bundeslandübergreifende Portal ist einzigartig. Es schafft Synergien und bündelt auch lokale Informationen“, so Ehrich. Jedes Bundesland kann seinen Unternehmen speziell abgestimmte Informationen bereitstellen, wie Veranstaltungen, Projekte oder statistische Daten.

    Das Außenwirtschaftsportal NRW ist unter www. weltweit-erfolgreich. de/nrw erreichbar.

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