Die Mehrheit des Ruhrparlaments sowie der Kommunen und Kreise des Ruhrgebiets befürwortet die Bewerbung ‚Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet‘ um ein UNESCO-Welterbe. Das positive Votum der RVR-Verbandsversammlung vom 25. Juni sowie das Votum der Kommunen und Kreise sind ein wichtiger Baustein im Bewerbungsprozess. Insgesamt zeigt sich ein sehr vielschichtiges Bild eines einjährigen Abstimmungsprozesses auf der Basis von detaillierten Projektinformationen, zahlreichen Präsentationen und einem intensiven Austausch über Chancen und Risiken des Vorhabens mit Fachämtern und Ausschüssen in den Kommunen und Landkreisen sowie einem Workshop mit den Fraktionen des Ruhrparlaments.
40 politische Gremien haben grünes Licht für die UNESCO-Bewerbung gegeben
Der vom Heimatministerium gewünschte Abstimmungsprozess in den beteiligten 41 Kommunen und vier Landkreisen sowie im Ruhrparlament erfolgte im Zeitraum von August 2020 bis zum 1. Juli 2021. Dies sowohl auf fachlicher als auch auf politischer Ebene. Folgende Ergebnisse liegen der federführenden Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur nun vor.
Das Votum der Verwaltungen stellt sich wie folgt dar: 42 Oberbürgermeister*innen, Bürgermeister*innen, Landräte und Beigeordnete sagten grundsätzlich ihre Unterstützung zu, und 40 von 41 Kommunen bestätigten gleichzeitig, dass die vorgeschlagene Gebietskulisse mit den Zielen der Stadtentwicklung im Prinzip kompatibel ist bzw. (im Falle Stadt Essen) „kompatibel sein könnte“. Zwölf Kommunen wünschen diverse Objekt-Ergänzungen. Eine Kommune bittet um Beteiligung und somit um eine Ausweitung der Gebietskulisse.
Das politische Votum zur Bewerbung „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ resultiert aus dem Beschluss des Ruhrparlaments sowie aus Rats- und Kreistagsbeschlüssen. Hier liegen insgesamt 40 positive Beschlüsse liegen vor: Das Ruhrparlament, 35 Kommunen und die vier Kreise haben ihre Zusage bestätigt und sich positiv zum zukunftsbezogenen und nachhaltigen Gemeinschaftsprojekt positioniert. Darunter kreisfreie Städte wie Bottrop, Herne, Dortmund und Oberhausen. In Gelsenkirchen und Essen wurden die Beschlussfassungen noch einmal kurzfristig vertagt; dort soll nach der Sommerpause entschieden werden.
Gegenwind gibt es nur von den Räten der Städte Bochum, Duisburg, Herten und Mülheim
Die Räte der Städte Bochum, Duisburg, Herten und Mülheim haben sich gegen die Unterstützung des Projekts ausgesprochen. Allerdings hat Bochums OB Thomas Eiskirch im Anschluss an die Abstimmung darauf verwiesen, dass letztlich „die Stimme der Region“ und damit das Ruhrparlament entscheidend ist und es wichtig sei, „dass die Region am Ende mit einer Stimme spreche.“
Die Sichtweisen einzelner Kommunen betrachtete er als „Abwägungsmaterial“ auf dem Weg zur Entscheidung. Von Seiten der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur und ihrer Projektpartner, dem Regionalverband Ruhr, den beiden Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe und der Emschergenossenschaft wäre es wünschenswert, auch diese Kommunen mit ihren starken industriekulturellen Orten auf der Seite der Region zu wissen.
Bei der Überarbeitung der Bewerbung will die Industriedenkmalstiftung deshalb auf Kritikpunkte eingehen und auch die konkreten Bedenken und Hinweise der Kommunen mit dem Ziel berücksichtigen, dass im einen oder anderen Fall im Laufe des Verfahrens doch noch Kooperationen möglich sind.
In der Region soll Dialog zwischen Beteiligten wie weiteren Einrichtungen weitergehen
Der nächste Schritt ist die weitere Qualifizierung der Bewerbung für das Verfahren auf Bundesebene. Die Industriedenkmalstiftung und ihre Projektpartner sind bereit für die Fortsetzung des Dialogs mit der Region und den Kommunen sowie mit Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Ruhrgebiets, um das Potenzial zum Nachweis des außergewöhnlichen universellen Werts der Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet gemeinschaftlich zu heben. Ziel ist am Ende die Eintragung der ‚Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet‘ in die UNESCO-Welterbeliste.
Folgende Elemente, ganz oder teilweise auf dem Dortmunder Stadtgebiet, sind als Teil der „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ vorgesehen:
- Ruhr KM 0,0 (Mündung) – Grenze RVR-Gebiet (Fröndenberg) KM 124
- Zeche Zollern II/IV
- Zeche Gneisenau, Schacht 2 (Fördergerüst mit Schachthalle) und Schacht 4 (Fördergerüst mit Maschinenhäusern)
- Zeche Hansa, Schacht 3 (Fördergerüst mit Maschinenhaus)
- Kokerei Hansa (inkl. Eisenbahn, Emscherbrücke, Gasleitung)
- Dortmunder Union, Verwaltungsgebäude (Rheinische Straße)
- Spitzkegelhalden Hallerey
- Emscher Hauptlauf
- Oberer Verlauf der Emscher
- Pumpwerk Evinger Bach
- Köln-Mindener-Eisenbahn (Hauptlinie): Hamm – Duisburg (RVR-Grenzen)
- Bergisch-Märkische Eisenbahn (Stammlinie): Hagen Hbf – Witten – Dortmund Hbf
- Bergisch-Märkische Eisenbahn (Hellweglinie): Dortmund Hbf – Bochum – Essen – Mülheim – Duisburg Hbf
- Rheinische Bahn (Hauptlinie): Rheinhausen – Mülheim – Essen Nord – Bochum – Dortmund – Hagen (bis Haus Harkorten)
- Emschertalbahn
- Dortmund-Ems-Kanal (Dortmund – Henrichenburg – Lippe-Überführung)
- Hafen Dortmund
- Hafen Dortmund: Verwaltungsgebäude
- Verwaltungsgebäude der Schifffahrtsgesellschaft Rhenus/WTAG („Haus Schiffahrt“)
- Siedlung Kolonie Landwehr
- Polder Bergsenkungssee Hallerey
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SPD-Ratsfraktion Dortmund enttäuscht von der ablehnenden Entscheidung der Landesregierung zum Welterbeantrag (PM)
„Es ist sehr schade, dass sich die Landesregierung dazu entschieden hat, die Bewerbung des Ruhrgebiets als „industrielle Kulturlandschaft“ für die Tentativliste als UNESCO-Weltkulturerbe nicht zu unterstützen. Die Anerkennung der einzigartigen industriekulturellen Landschaft des Ruhrgebiets bei der UNESCO als Welterbe hätte auch für Projekte in Dortmund bedeutetet, mit dem Gütesiegel „Welterbe“ ausgezeichnet zu werden“, erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende, Carla Neumann-Lieven.
Im Jahr 2010 war die Stadt Essen stellvertretend für die gesamte Metropole Ruhr Europäische Kulturhauptstadt. Nach ersten Überlegungen nach dem Ende der IBA und mit dem Erfolg der Kulturhauptstadt 2010 ist die Idee gewachsen, die einzigartige industriekulturelle Landschaft des Ruhrgebiets bei der UNESCO als Welterbe eintragen zu lassen.
In dem vorausgegangenen Abstimmungsverfahren wurden die Kommunen in der Region beteiligt und ein eindeutig zustimmendes Votum erzielt: von 45 fachlichen Stellungnahmen sind 42 positiv. Von den 46 politischen Beschlüssen in Räten, Kreistagen und des Ruhrparlaments sind 40 positiv, 4 negativ und 2 Beratungen noch nicht beendet.
In der vergangenen Woche hat das Landeskabinett aber entschieden, die Bewerbung aufgrund angeblicher „fragmentarischer politischer Unterstützung“ nicht an die im Oktober tagende Kultusministerkonferenz weiterzuleiten.
In Dortmund wären unter anderem die Projekte Zeche Zollern II/IV, Zeche Gneisenau Schacht 2 und 4, Zeche Hansa Schacht 3, Kokerei Hansa und das Verwaltungsgebäude der Dortmunder Union Teil der Welterbe-Bewerbung gewesen.
„Für die SPD-Fraktion Dortmund ist die Bewerbung um den UNESCO-Welterbe-Titel kein wehmütiger Blick zurück in die Vergangenheit. Der Titel soll vielmehr zeigen, wie die Region einen erfolgreichen Transformationsprozess nach dem Ende der Steinkohle gestaltet. Dieser Titel wäre eine Brücke zwischen Gestern und Morgen als Zeichen nach außen und für ein starkes Wir-Gefühl in der Region gewesen“, erklärt Carla Neumann-Lieven abschließend