Traf man Franz-Josef Ingenmey früh morgens auf der Straße, unterwegs zu seiner Joggingrunde durch den Hoeschpark, hatte er keinen Schnupper für einen Plausch, machte nur wenige Worte und sich lieber wieder auf den Weg. Wie beim Sport so war er auch bei der Arbeit, ob entlohnt oder ehrenamtlich: Stets voll konzentriert auf das, was er gerade tat und plante. Und weil er immer gut vorbereitet war, überzeugte er in Gesprächen mit Sachverstand und Humor, ließ sich kein X für ein U vormachen. Das schätzten alle, die mit ihm in den letzten Jahren zu tun hatten, sehr.
Er hat sich sowohl in seinem Stadtbezirk als auch im Seniorenbeirat unentbehrlich gemacht
„Franz-Josef hatte sich durch seine warme, menschliche Art und seine klaren Einwendungen, aber auch durch seinen Einsatz sowohl in seinem Stadtbezirk als auch im Gesamtgremium unentbehrlich gemacht“, sagte dann auch Martin Fischer, Vorsitzender des Seniorenbeirats, dem Ingenmey seit 2020 angehörte, in der vergangenen Sitzung des Gremiums.
Franz-Josef Ingenmey wurde 1953 in Köln geboren, später zog die Familie ins Bergische Land. Nach dem Abitur machte er Zivildienst in einem Altenheim und studierte Architektur und Stadtplanung an der Fachhochschule Köln. Nach dem Umzug nach Dortmund und dem Studium der Raumplanung forschte er am Institut für Raumplanung und machte dort seine Promotion.
Ab Ende der 1980er Jahre arbeitete er im Projektverbund Nordstadt wie im Planerladen, bei GrünBau und bei Basta, wo die Mitarbeitenden mit einem Kollektivlohn einverstanden waren. Während der Arbeit an vielen Stadtentwicklungsprojekten lernte er, wie Verwaltung funktioniert und wie man viele Meinungen unter einen Hut bringt.
Laufen, Wandern und Reisen waren seine Passionen
In der Nordstadt fand er dann zusammen mit seiner Frau Ute Ellermann ein ehemaliges Hoesch-Haus, von dem viele aus seinem großen Kolleg:innen- und Freund:innen-Kreis zumindest den Garten kennen: Legendär sind die Feste auf der großen Wiese hinterm Haus, die mit den Nachbarn gemeinsam ausgerichtet wurden.
1992 entdeckte er das Laufen für sich, und war neben dem Wandern und Reisen in fernen Regionen nun auch sportlich im Hoeschpark und der Bittermark unterwegs.
Und weil er, wie schon geschrieben, immer alles von sich verlangte, schaffte er den 100-Kilometer-Lauf in Biel genauso wie den Medoc-Marathon mit seinem Weinausschank an den Verpflegungsstationen. Als dann der Verein Freundeskreis Hoeschpark gegründet wurde, war Franz-Josef Ingenmey von Anbeginn dabei.
Im Ruhestand kam die ehrenamtliche Vollzeit-Arbeit
Als er dann 2014 seine Erwerbsarbeit beendete, war Zeit für noch mehr ehrenamtliche Arbeit. Neben dem jährlichen Einsatz fürs Hoeschpark-Fest, für den Hoeschpark an sich und den dauernden Einsatz für den Erhalt des Freibads Stockheide, saß er gestaltend am Runden Tisch BVB und Borsigplatz und acht Jahre im Vorstand der Stiftung Soziale Stadt.
Viele Vereine in der Nordstadt zählten ihn zu ihrem Mitglied. Seit 2020 war er im Seniorenbeirat tätig, kümmerte sich erfolgreich um vernünftige Sitzgelegenheiten am Borsigplatz, stritt um eine barrierefreie Haltestelle Borsigplatz, lud erst gemeinsam mit Kristina Kalamajka, dann seit zwei Jahren allein jeden Monat die Gäste ins Dietrich-Keuning-Haus zum Erzählcafé ein, und gab in Sprechstunden Antworten auf die Fragen der Ratsuchenden.
Dieses Engagement für seinen Stadtbezirk wurde im vergangenen Jahr während des Hoeschpark-Festes mit der Verleihung des Engels der Nordstadt gewürdigt.
Die Nordstadt und die Seniorenarbeit haben eine starke Stimme verloren
In der Bezirksvertretung Nordstadt war er stets präsent, machte von seinem Rederecht als Seniorenbeirats-Miglied immer gut informiert und vorbereitet Gebrauch. Das Gremium würdigte ihn mit einer überlangen Schweigeminute – auf seinem Platz standen ein Bild und eine Kerze.
„Ich habe sehr wenige Menschen kennenlernen dürfen, die sich so stark für die Nordstadt eingesetzt haben und die eine so starke Stimme für die Senioren hatte. Ohne ihn wären wir beim Freibad Stockheide nicht so weit. Oder die Haltestellen beim Borsigplatz wären ohne seine engagierte Mitwirkung um viele Sitzgelegenheiten ärmer“, würdigte Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum die engagierte Mitarbeit.
„Natürlich auch sein Engagement für den Hoeschpark – ich könnte noch so viele Dinge aufzählen, und er hatte noch sehr viel vor. Sie kennen die Projekte, die ihm und uns am Herzen lagen. In Gedanken sind wir bei der Familie und seinen Freunden“, so Rosenbaum.
Franz-Josef Ingenmey starb Mitte April mit 71 Jahren im Urlaub. Die Urnenbeisetzung auf dem Nordfriedhof fand im engen Familien- und Freund*innenkreis statt.
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