Über 500 Feste und Freie des WDR sind dem Aufruf des DJV-NRW und von ver.di zu einem gewerkschaftlichen Aktionstag mit Warnstreiks in allen NRW-Studios gefolgt. Die WDR-Mitarbeiter:innen treffen sich bereits seit dem Morgen vor den Sendern zu Streikposten und online im Homeoffice. Am Hauptversammlungsort in Köln machen die Mitarbeitenden lautstark auf ihren Unmut aufmerksam. Zur Einstimmung wurden Streikende aus Essen, Dortmund, Münster und Bielefeld zugeschaltet.
Die hohe Streikbereitschaft trifft viele reaktionelle Bereiche
„Das sind so viele Streikende wie lange nicht mehr. Verständlich! Wenn der WDR Festen und Freien mit Einbußen droht und wir trotz steigender Inflation keine angemessenen Erhöhungen bekommen sollen, ist das eine Frechheit“, kommentiert Frank Stach, Landesvorsitzender des DJV-NRW, die heutigen Warnstreiks von seinem Streikposten vor dem Studio in Dortmund.
Die große Zahl der Streikteilnehmenden bringt den WDR in Schwierigkeiten. Im Laufe des Tages soll es noch deutlich mehr werden. Bereits heute früh konnte kein „WDR aktuell“ gesendet werden. Stattdessen gab es Nachrichten aus dem SWR, „Live nach neun“ wurde aus der Konserve gesendet. Auch das Wissenschaftsmagazin Quarks kommt heute aus der Dose. Die Lokalzeit aus Dortmund fällt aus – dafür gibt es eine Ruhrgebietssendung aus Duisburg.
In Köln und in den Außenstudios fehlt es an Mitarbeiter:innen in der Moderation, den Redaktionen und der Technik. Im Morgenmagazin fielen alle Außen-Schalten aus. WDR 4 kann nur mit großen Schwierigkeiten seinen Sendebetrieb aufrechterhalten. Die Sendergeschäftsführung bekommt es heute so richtig zu spüren: Ohne die Beschäftigten geht es nicht!
DJV: Kein Spardiktat des WDR auf Kosten der Journalist:innen
Ein Spardiktat des WDR auf Kosten der Journalist:innen werde es mit dem DJV nicht geben. Bislang hat der Sender ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt: Erst ab dem Sommer 2023 und lediglich 2,25 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Zudem soll es u.a. eine bislang weiterhin unbezifferte Einmalzahlung geben.
Als wäre das nicht schon schlecht genug, besteht der WDR auch auf Verschlechterungen der aktuellen Tarifverträge. So ist z.B. eine komplette Neufassung der Honorare für Freie mit Absenkungen im tagesaktuellen Bereich geplant. Der DJV fordert hingegen fünf Prozent mehr für Feste und Freie bei einer Laufzeit von 12 Monaten und einen Inflationsausgleich für Alle.
Die Streikenden sind sich sicher: Gemessen an den vielen Störungen im Programm, die auch der heutige Streik wieder verursacht hat, muss die Geschäftsleitungen des WDR auf die berechtigten Forderungen nach angemessenen Gehältern und Honoraren, guten Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung eingehen.
ver.di: „Das ist das schlechteste Angebot in der Geschichte des WDR“
„Der WDR möchte gegen die Interessen der Beschäftigten eine Nullrunde von 14 Monaten durchsetzen. Das ist nicht zuletzt angesichts der steigenden Preise völlig unangemessen“, erklärt Christof Büttner als ver.di-Verhandlungsführer und damit den erneuten Aufruf zum Warnstreik.
Für dieses Jahr hat der WDR eine nicht weiter bezifferte Einmalzahlung angekündigt. Da Einmalzahlungen keine Effekte auf die Lohnentwicklung und die Renten haben, ist das für die ver.di nicht akzeptabel. Im Sommer 2023 sollen die Mindesthonorare und Gehälter um 2,25 Prozent aus Sicht des WDR steigen und die Ausbildungsvergütungen um 40 Euro. „Das ist das schlechteste Angebot in der Geschichte des WDR“, so Büttner.
ver.di fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Erhöhung der Gehälter und Ausbildungsvergütungen in Höhe von 5,5 Prozent, jedoch mindestens 200 Euro und max. 350 Euro. Die Deckelung nach oben und unten würde bewirken, dass vor allem die unteren Tarifgruppen aufgewertet werden. Das Gesamtvolumen wird damit solidarisch und angemessen verteilt.
Zudem fordert ver.di eine Erhöhung der Effektivhonorare für feste Freien von 5,5 Prozent. Die Dienstleiostungswerkschaft setzt sich darüber hinaus für die Übernahme der Auszubildenden ein. Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen im Krankheitsfall Krankengeld ab dem ersten Tag erhalten.
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Streiks im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigen Wirkung – WDR-Programm mit Ausfällen und Konserven (PM ver.di)
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat mit Streiks in ARD-Sendern auf die vollkommen unzureichenden Angebote von NDR, SWR und WDR in den laufenden Tarifverhandlungen reagiert. Allein am heutigen Freitag (8. Juli 2022) haben beim WDR und seinen Landesstudios mehr als 500 Streikende die Arbeit niedergelegt. Bereits am Montag war der SWR in der Zentrale und den Landesstudios von Streiks betroffen. Die Beschäftigten kämpfen für Tariferhöhungen, die mindestens einen Inflationsausgleich für eine Laufzeit von 12 Monaten vorsehen.
„Die Arbeitsniederlegungen machen deutlich, dass sich die Beschäftigten nicht mit mageren Angeboten abspeisen lassen wollen“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz. „Sollten die Verhandler*innen von NDR, SWR und WDR bei ihren Angeboten aus Nullrunden, minimalen Erhöhungen im ersten Jahr und Einmalzahlungen bleiben, dann provoziert das weitere Streiks“, stellte Schmitz klar. ver.di fordert in den laufenden Verhandlungen über Honorare und Gehälter Mindestbeträge verbunden mit prozentualen Erhöhungen, die mit der gravierenden Inflation mithalten. „Dafür wird auch weiter gestreikt werden. Dann drohen auch anderenorts Programmausfälle wie im WDR“, betonte Schmitz.
Beim WDR war es infolge der Arbeitsniederlegungen zu zahlreichen Störungen im Programmablauf gekommen: In der ARD entfiel die Sendung „Live nach Neun“. Mit Hinweis auf den Streik wurde stattdessen ein vorproduzierter Zusammenschnitt vergangener Sendungen ausgestrahlt. Auch die Sendung „WDR 5 Quarks“ wurde aus der Konserve gesendet. Im Morgenmagazin „MOMA“ fielen mehrere Schalten, u.a. zum Sport, aus. Auch „WDR aktuell“ konnte nicht wie gewohnt produziert werden. So kam es zu durchgeschalteten Nachrichten aus dem SWR. „Den Kolleginnen und Kollegen, die sonst ein starkes Programm machen, danke ich für ihren Streik-Einsatz. Dafür geht es heute auch noch bis 2 Uhr nachts weiter, sicherlich noch mit weiteren Programmausfällen“, so Christoph Schmitz weiter.
24-stündiger Warnstreik beim WDR hat begonnen – DJV-NRW: Stoppschild für respektlosen Verhandlungsstil des WDR (PM)
Heute Morgen um 2 Uhr hat ein 24-stündiger Warnstreik beim Westdeutschen Rundfunk begonnen. Der Deutsche Journalisten-Verband, Landesverband NRW, hat dazu alle angestellten und freien Journalist:innen des WDR aufgerufen, nachdem die gestrige Runde der Entgelttarifverhandlungen erneut ohne Angebot der Arbeitgeberseite zu Ende gegangen war. „So ein Verhalten ist respektlos – und die Geduld der Beschäftigten ist jetzt aufgebraucht“, sagte Volkmar Kah, Verhandlungsführer des DJV-NRW. „Die Forderungen der Belegschaft liegen seit Wochen auf dem Tisch. Das kann der WDR nicht einfach aussitzen.“
Die zentrale Streikkundgebung beginnt am heutigen Dienstag um 10 Uhr vor dem WDR in Köln. Auch in den WDR-Außenstudios in Aachen, Bielefeld, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Münster, Siegen und Wuppertal sind Streik-Aktionen geplant.
Angelehnt an die Forderungen im Öffentlichen Dienst fordert der DJV-NRW 10,5% mehr Gehalt für Festangestellte und 10,5% mehr Effektivhonorar für Freie bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Der WDR hat nicht nur kein eigenes Angebot vorgelegt, er brachte bei der gestrigen Verhandlungsrunde auch ins Spiel, dass die Erfüllung dieser berechtigten Forderungen den Abbau von über vierhundert Stellen bedeuten würden und forderte die Gewerkschaften obendrein auf, selbst Einsparpotenziale im WDR aufzuzeigen. „Das Verhalten der Arbeitgeberseite ist in dieser Tarifrunde bisher eine einzige Unverschämtheit“, kommentierte Verhandlungsführer Kah.
Die dringend notwendige lineare Erhöhung für die Beschäftigten will der WDR außerdem an die Verabschiedung eines neuen Honorarrahmens für Freie mit Einbußen im teilweise zweistelligen Prozentbereich koppeln. „Wir werden nicht hinnehmen, dass Honorare und Gehälter im Rahmen der aktuellen Tarifrunde mittelprächtig erhöht werden, um den freien Kolleg:innen im Zuge der Ausarbeitung des neuen Honorarrahmens alles doppelt und dreifach wieder abzuziehen“, betonte Volkmar Kah. „Auch für solche Ideen werden die Beschäftigten in den Studios heute dem Arbeitgeber mit ihrem Warnstreik energisch ein Stoppschild zeigen!“ Sie sind dabei in guter Gesellschaft: Auch die Kolleg:innen beim NDR und beim SWR haben für heute Warnstreiks angekündigt.
Streik beim WDR geht weiter: „Das Arbeitgeberangebot ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“ (PM ver.di NRW)
ver.di setzt die Streikmaßnahmen beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) und beim Beitragsservice fort. Der Streik beginnt am morgigen Donnerstag (11. Juli) um 2 Uhr und endet am Samstag (13. Juli) ebenfalls um 2 Uhr. An beiden Streiktagen sind vormittags Versammlungen in der Mörsergasse in Köln geplant. Bisher blieb die Geschäftsleitung bei ihrem Angebot von 2,25 Prozent mehr Gehalt ab dem 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von 30 Monaten. Unter der Bedingung einer Gebührenerhöhung bot der WDR zusätzliche 2,46 Prozent ab dem 1. Januar 2025 an.
Christof Büttner, ver.di-Verhandlungsführer, kritisiert das Angebot der Arbeitgeberseite scharf: „Das Arbeitgeberangebot ist meilenweit von dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder entfernt ist. Das ist für die Beschäftigten ein Schlag ins Gesicht, den sie sich nicht gefallen lassen. Wir setzen die Streiks weiter fort.“ Der Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder werde traditionell als Vergleichsmaßstab herangezogen und auch von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) als langfristiger Maßstab akzeptiert. „Die Arbeitgeberseite muss aufhören zu versuchen, die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst der Länder abzukoppeln.“
Das Haus wolle anlässlich der Entgeltrunde außerdem eine neue Vergütungsstruktur mit deutlichen Verschlechterungen für die freien Mitarbeiter durchsetzen. „Darüber sind die Freien zu Recht sauer. Für uns steht fest: Keine Honorarkürzungen bei gleicher Arbeit“, so Büttner. Zwar hatten die Gewerkschaften in den Verhandlungen dargelegt, dass die realen Honorare und Gehälter aufgrund der starken Inflation sinken. Hier sehe sich die Arbeitgeberseite aber nicht in der Pflicht, dem deutlichen Loch im Portemonnaie entgegenzuwirken.
ver.di fordert für freie Mitarbeitende eine Erhöhung der Effektivhonorare um 10,5 Prozent, bei zeitbezogenen Schichten jedoch mindestens 100 Euro mehr pro Schicht. Für Angestellte sieht die Forderung eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat vor. Für Auszubildende fordert ver.di eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um mindestens 250 Euro pro Monat. Für alle Forderungen gilt eine Laufzeit von 12 Monaten.
Die nächsten Verhandlungsrunden sind für den 16. August (Entgeltverhandlungen) und den 2. September (Struktur Honorarrahmen) angesetzt.