Der Betrieb schließt seine Backstube - Beckmann übernimmt die Standorte

Nach über 115 Jahren schließt in Dortmund die traditionsreiche Bäckerei Dahlmann

Die Bäckerei Dahlmann an der Mallinckrodstraße in der Dortmunder Nordstadt – ihrem Hauptstandort. Foto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

Von Leopold Achilles

Ende März 2022 heißt es „Leb wohl!“ für die Bäckerei Dahlmann. Das Ehepaar verlässt Dortmund und übergibt die Standorte in die Hände einer großen Dortmunder Handwerksbäckerei. „Mein Mann ist 73, ich werde 65. Wir gehen in Rente, ganz einfach“, erklärt Annemarie Dahlmann die Entscheidung. Die Bäckerei und Konditorei kann auf eine über 100 Jahre lange Historie zurückblicken.

Rund 116 Jahre natürliche Qualität nach alter Tradition

Bernd Dahlmann in seiner Backstube. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Bereits im Sommer 1906 übernimmt der junge Johann Bernhard Dahlmann im Alter von 27 Jahren den Betrieb von Heinrich Hornberg, der schon um 1890 eine Bäckerei an der Heroldstraße 36 betrieb und einen Nachfolger suchte.

Im Herbst 1911 kauft Bernhard Dahlmann ein Grundstück an der Mallinckrodtstraße. Damals, wie heute eine Straße, mit einer breiten Allee in der Mitte. Er baute sein fünf-stöckiges Wohn- und Geschäftshaus zu der Zeit „auf der grünen Wiese“ – der heutige Standort an der Mallinckrodtstraße 30. Es war das erste Haus zwischen Born- und der Alsenstraße, nur das „Alte Schloss“ beherrschte schon damals die Kreuzung.

Bei aktuell zwei, zwischenzeitlich vier, Verkaufsstellen in Dortmund werden süße als auch herzhafte Backwaren angeboten. „Klassische Hausrezepte kombiniert mit gutem Handwerk – das ist das Erfolgsgeheimnis“, so die Betreiberin.

Bedauern über Geschäftsaufgabe ist groß – Backstube wird abgeschlossen

Annemarie Dahlmann arbeitet seit 48 Jahren im Betrieb. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„Das finde ich richtig traurig, dass das nicht weiter geht. Furchtbar“, macht Annemarie Dahlmann deutlich. Sie selbst ist seit 48 Jahren in dem Betrieb.

„Unsere Kinder machen was anderes.“ Und, obwohl eines ihrer Kinder sogar das Bäckerhandwerk gelernt hat, übergeben die Dahlmanns schweren Herzens ihr Geschäft in die Hände einer Dortmunder Bäckerei.

„Die übernehmen den Laden, die Backstube nicht. Die wird abgeschlossen“, erklärt Annemarie Dahlmann. Sie ist froh einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. „Das ist echtes Bäckerhandwerk, keine Tiefkühl-Backwaren“, macht sie deutlich. Sie macht auch klar, dass alle Verkäuferinnen übernommen werden und auch all ihre Bäcker bereits neue Arbeit gefunden haben: „Das ist kein Problem.“

Das Ehepaar zieht‘ ins Umland: „Ich hätte Angst, hier alt zu werden.“

„Ich freu mich auf Ruhe.“ Von morgens um vier Uhr an, ununterbrochen wenigstens bis 16 Uhr und dann auch darüber hinaus noch zu arbeiten, das wird sie nicht vermissen. Und: „Wir ziehen auch ganz bewusst nach Werne und wir ziehen auch ganz bewusst weg hier“, erzählt sie.

Der gemeinsame Plan nach Werne zu ziehen existiert schon länger. Auch weil der Gründer Johann Bernhard Dahlmann ursprünglich aus Werne stammt und sich dort die Wurzeln der Familie und ihrer Tradition befinden.

Für Annemarie Dahlmann ist es nicht nur der Dreck und Müll, der hier in der Nordstadt immer um einen herum ist, sie spricht von einer Mentalität, die sie überhaupt nicht teile und von der sie im Ruhestand deutlichen Abstand haben möchte. In was für einer Sprache und auf was für einem Niveau viele Menschen hier unterwegs seien, erschrecke und ärgere sie. „Vermiss ich nicht, nein!“

„Die Leute die hier rein kommen zum Einkaufen die sind alle ganz nett, da kann ich wirklich nichts sagen und ich bin auch dankbar, dass alle immer gekommen sind. Aber das, was jetzt hier so unsichtbar, sichtbar ist, das macht mir Angst.“

„Was man sieht, das tut ja auch der Seele gut oder schlecht“, ist sie sich sicher. Und, auch die Nordstadt werde sie in der ein und der anderen Hinsicht nicht vermissen. „Ich hätte Angst, hier alt zu werden.“

Beckmann übernimmt Dahlmanns Läden ab dem 1. April

Die Bäckerei Beckmann aus Dortmund wird die zwei Standorte von Dahlmann übernehmen und hat damit aktuell 21 Standorte in Dortmund und Umgebung. Inhaber Andreas Beckmann erklärt uns auf Nachfrage, dass die beiden Ladenlokale in den ersten Tagen nach der Übernahme in Teilen renoviert und umgestaltet werden.

Somit wird der Verkauf von Brot, Brötchen und Co. an den bekannten Stellen kurzzeitig pausieren. Man rechne damit, die beiden Geschäfte Mitte April wieder zu eröffnen.

Auch Andreas Beckmann ist vom traditionellen Bäckerhandwerk überzeugt und betont, dass es bei „Beckmanns“ um Qualität statt Quantität gehe. Die traditionelle Handwerkskunst von Dahlmann, passe sehr gut zu seinem Betrieb. „Wir sind da sehr ähnlich eingestellt, aber eben deutlich größer.“

So wird zwar vieles in der großen Backstube, in der Nähe des Revierparks gefertigt, etwa die Hälfte der Produkte werden jedoch klassisch und frisch in den Geschäften vor Ort gebacken, erklärt er.

Familie Dahlmann ist dankbar für die vielen guten Jahre

Am 31. März 2022 um 18 Uhr wird endgültig abgeschlossen, meint Annemarie Dahlmann. „Wir machen da nichts“, erklärt sie weiter. Und, dass sie und ihr Mann keine große Show möchten.

Auf die Frage, welchen Bäcker sie persönlich denn in Zukunft aufsuchen werde, lacht Annemarie Dahlmann: „Wir backen selber. Brötchen müssen nicht unbedingt sein, bin eher der Brottyp.“

Dankbar für die vielen guten Jahre und mit sichtlicher Vorfreude auf Ruhe und Abstand verabschieden sich Annemarie und Bernd Dahlmann.

Reader Comments

  1. Tom

    Schade, Annelieses Früchtebrot, die frischen Waffeln etc werde ich vermissen. Sozial waren sie auch engagiert. Beckmann ist keine Alternative für mich. Dem Ehepaar alles Gute für den Ruhestand, vor allem Gesundheit.

  2. Andreas Amling

    Alles gute , genießt euer ruhestand .ihr habt es verdient und ich verstehe euch wen ihr sagt das die nordstadt nicht mehr das ist was es was !

  3. Sylvia Wengel

    Für mich ist diese Bäckerei eine schöne Kindheitserinnerung. Ich bin in der Mallinckrodtstraße 37 aufgewachsen, also fast gegenüber. Bis heute bin ich Kundin, obwohl ich schon lange nicht mehr dort wohne. Die Ansichten von Frau Dahlmann über den jetzigen Zustand sowohl der Menschen als auch der Umgebung dort, teile ich voll und ganz. Es ist erschreckend und traurig, was aus dieser einst schönen Ecke geworden ist und ich habe mich oft gefragt, was machen die Verantwortlichen der Dortmunder Stadtverwaltung. Warum wird dort so tatenlos dabei zugesehen, wie alles dermaßen verdreckt wird? Der Familie Dahlmann wünsche ich für ihren Ruhestand alles Gute. Sylvia Wengel Rudack

  4. El Le

    Toll, dass ihr soooo lange durchgehalten habt und dem Handwerk treu geblieben seid. Ihr könnt stolz darauf sein und in Ruhe euren schönen Lebensabend genießen. Vlt sehen wir uns ja mal irgendwo in der Natur! Genießt das Leben!
    Eure Griechenland-Elke

  5. John Minolla lla

    In Ehren den verdienten Ruhestand genießen.Es ist ihnen gegönnt.Vielen Dank für das lange durchhalten in einem sozialen Brennpunkt.

  6. Oliver Schmuck

    Meine Familie kauft und bestellt für Geburtstage schon immer! Der Verlust tut weh, aber wat mut dat mut und genug is genug! Familie Schmuck – Bergmann wünscht einen verdienten Ruhestand. Oliver Schmuck

  7. Bebbi

    Die klassischen Bäckereien verschwinden ja inzwischen am laufenden Band in Dortmund – etwas in der Reihenfolge in den letzten fünf Jahren: Die russische Bäckerei an der kleinen Beuerhausstraße, Böhmer, Wulf in Huckarde ist jetzt nur noch eine Filiale eines auswärtigen Bäckers, Hinz in der westl. Innenstadt, Kohlpoth an der Ophoff-Kreuzung, Dreischulte in östl. Innenstadt, … In den Vororten gibt es bestimmt noch ein paar weitere Schließungen in den letzten Jahren.

  8. Dörte Schmoor

    Morgens früh aufstehen und frisches Brot kaufen, Abends mit den Nordstadtkindern an der Bäckerrei die „Kuchenreste“ einsammeln… das war für uns ein Highlight. Immer ein nettes Wort von der alten Frau Dahlmann zu erhalten und bei Sorgen eine Anlaufstelle zu haben das war meine Jugend.
    Die ersten warmen Abendbrötchen in der Nordstadt gab es bei Dahlmann…. war das ein Andrang. Die ganzen Freunde meiner Eltern standen Abends schlange um die ersten heißen Brötchen aus dem Ofen zu bekommen.
    Seit 30 Jahren wohne ich nun im Münsterland aber immer wenn wir in Dortmund sind ist die Bäckerrei Dahlmann meine erste Anlaufstelle um das leckere Teegebäck mit Marzipan zu kaufen . Das gibt es nur bei Dahlmann. Leider habe ich Annemarie lange nicht mehr gesehen weil ich meist Nachmittags dort waren .
    Wir wünsche den beiden einen schönen verdienten Ruhestand. Für uns geht damit noch ein kleines Stück Kindheit verloren.
    Es grüßen Dörte Brinkmann (Schmoor) und Dirk Brinkmann

  9. Amir

    Die Brötchen sind die besten gewesen in Dortmund. Die Chefin war schon immer ein bisschen rechts orientiert, aber nahm immer gerne das Geld der Ausländer – und die Mitarbeiterinnen waren oder sind zu 80 % Ausländerinnen. Jetzt die Aussage zu machen, Nordstadt ist scheisse und ich werde es nicht vermissen, bestätigt nur die Doppelmoral dieser Frau.

  10. Serap

    Gott sei Dank ist diese Furie weg!! Die Nordstadt hat mit der Bäckerei Beckmann eine Bereicherung gewonnen, und diese Frau ein für alle mal los!!! Herlichen Glückwunsch an die Nordstadt, eine Rechtsradikalin weniger !!
    Kunden und Verkäuferinnen mit Migrationshintergrund richtig laut stark niedergemacht vor versammelter Mannschaft und sich immer im Rechten verkauft, das war Ihr Motto! Hoffentlich bekommt Sie alles wieder zurück!
    Hallelujah, kann ich nur sagen….

  11. Oliver

    Ich wünsche Euch beiden alles gute Ihr habt es verdient genießt Euer Ruhestand war super bei Euch.Ihr ward ein tolles Team aber vom Herzen gegönnt.Vielen lieben gruß Euer Olli

  12. Wolfgang

    Alles Gute und viel Gesundheit für den Un-Ruhestand. Ein wichtiges Stück Tradition geht leider verloren. Wir wohnten früher an der Bornstrasse 100 (seit 1952) und haben immer bei Dahlmann eingekauft. Die gesamte Häuserzeile wurde leider abgerissen, statt die Häuser wieder herzurichten. Diese brache Fläche zum Einfallstor zur Stadt, macht einen traurigen Eindruck. So verliert gerade die Nordstatt ihr traditionelles Gesicht. Ein weiterer Fehler der Politik. Neu ist nicht immer besser. Ich kann Fam. Dahlmann gut verstehen, wegzuziehen. Habe ich/haben wir auch so gemacht.

    Mein Vater hatte Ende der 60ér übrigends die Bäckerei gefliest.

  13. Lars

    Viel zu viel Applaus für eine dermaßen Weltbild eingeschränkte Frau.
    Eine Rechte weniger in unserer schönen kulturell ausgeprägten Nordstadt!

  14. Bäcker Beckmann eröffnet seine Bäckerei in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Dahlmann (PM)

    Wir eröffnen am Dienstag den 10.05.22 die Filiale in der Mallinckrodtstraße 30 (ehemals Dahlmann). Zur Eröffnung bekommt vom 10.05-12.05 jeder Kunde 1 Mini Brot und 3 Brötchen Gratis zu seinem Einkauf.

    Mit freundlichen Grüßen

    Bäcker Beckmann GmbH

  15. Karl-Heinz Wichmann

    Werd Sie auch nicht vermissen, habe erlebt wie Sie Ihre Verkäuferin im Laden vor Kunden zusammenschiss. Freundlich geht anders.

  16. Marco Wittkowski

    Ich hatte jahrelang sehr günstig ein Fotolabor unterm Dach bei den Dahlmanns im Haus gemietet. Oft habe ich eine kleine Brotzeit in der Bäckerei gemacht. Die Dahlmanns haben immer viel gearbeitet und die Atmosphäre war sehr freundlich. Von daher verstehe ich nicht die Anfeindungen einiger Kommentatoren hier. Ich bin auch der Meinung, dass sich die Nordstadt in den letzten 20 Jahren verändert hat. Aber auch ich bin 20 Jahre älter geworden. Das gehört ja auch dazu. Wegziehen möchte ich jedoch nicht. Ich habe aber das Gefühl, die Nordstadt ist tendenziell für junge Menschen attraktiver.

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