Die Fußballeuropameisterschaft ist Vergangenheit – die Zukunft gehört dem Favoriten-Fußballturnier: Am Sonntag den 15. September 2024 trifft auf dem Platz des FC Roj an der Ebertstraße Fußball auf Kunst. Gemeinsam mit bundesweiten antifaschistischen, antirassistischen und queeren Fußball- und Fanclubs lädt das Theaterfestival Favoriten zum Turnier „7 gegen 7“.
Fußball und Theater sind Orte der Gemeinsamkeit und der tiefen Gefühle
Hinter dem Turnier steckt die Initiative #Heimspiel aus Chemnitz. Seit 2021 arbeiten sie daran eine Fußballkultur zu etablieren, die für eine weltoffene Gesellschaft steht und ein Umfeld, in dem sich alle wohlfühlen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung oder Sexualität. Nordstadtblogger sprach mit den Macher:innen André, Attila und Frauke:
Fußball und Theater? Wie passt denn das zusammen?
Andrè: „Das Theater und Fußball eng miteinander verwoben sind, zeigen doch schon die schauspielerischen Talente vieler Fußballer:innen wenn es darum geht, Aufmerksamkeit für ein vermeintliches Foul zu bekommen. Spätestens seit den spektakulären Flugeinlagen von Neymar oder der legendäre Einlage von Andreas Möller im Jahr 1995 stellt bei den Ballkünstler:innen niemand mehr eine gewissen Affinität zum Schauspiel in Frage.“
Attila: „Fußball und Theater sind Orte der Gemeinsamkeit, des Treffens, der Identität und Orte tiefer Gefühle. Beide spielen große Rollen in der Gesellschaft. Das sieht man auch an den Zahlen: Theater haben so 13 Millionen Besuchende pro Jahr, die Fußballbundesliga circa 12,1 Millionen.“
Im Stadion kann klassenlos gemeinsam mitgefiebert werden
Frauke: „Bei unseren Versuchen eine andere Fankultur aufzubauen, kamen ganz viele kulturelle Mittel, auch das Theater zum Einsatz. Durch Kunst und Kultur haben wir mit #Heimspiel ganz andere Perspektiven und Geschichten erzählen können. Ich habe aber zum Beispiel auch gelernt, wie klassenlos im Stadion gemeinsam mitgefiebert werden kann. Das ist etwas, was ich gerne mehr beim Theater erleben würde.“
Wer wird denn ausgeschlossen und wie kann man dafür sorgen, dass sich alle willkommen fühlen?
Attila: „Die Ausschlüsse sind oft die, die auch in der Gesellschaft erlebt werden, nur oft wesentlich offensichtlicher, da sie eine öffentliche Bühne haben. Dadurch ist es aber auch möglich, das zu thematisieren. Ich glaube, dass sowohl Theater als auch der Fußball in ständiger Entwicklung sind. Das ist ein Aushandlungsprozess. Es gibt in beiden alternative Spielformen. Diese sollte man fördern und dadurch für eine breite Gruppe von Menschen zugänglich machen.“
Frauke: „Es gibt tolle Angebote in den Stadien und in den Vereinen um inklusiveren Fußball anzubieten. Neue Spielformen sind aber auch in der Gesellschaft und auf dem Rasen notwendig, um gut miteinander zu leben und zu lernen.“
Mitkicken, Mitdiskutieren und Mitfeiern – Anmeldung per Mail genügt
Gespielt wird „7 gegen 7“, los geht es am 15. September um 11 Uhr auf dem Fußballplatz des FC Roj e.V., Eberstraße 26, 44145 Dortmund. Wer beim Turnier mitspielen möchte, sollte sich so schnell wie möglich bei Frauke melden: frauke.wetzel@asa-ff.de.
Darüber hinaus laden #Heimspiel aus Chemnitz und die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie der Stadt Dortmund zum Austausch beim und neben dem Platz ein.
Es gibt ein vielfältiges Programm, zum Beispiel Workshops zu diskriminierungsfreien Fangesängen und Fahnengestaltung oder auch eine Podiumsdiskussion zum Thema Abgrenzung und Solidarität.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen an diesem Tag ist frei.
Infos zum Programm am Sonntag, den 15. September
- ab 11:00 Uhr: Antifaschistisches Fußballturnier mit Kunstinterventionen
- 13.00-15:00 Uhr: Fußball und Aktivismus. Workshop zu Fangesängen und Fahnengestaltung für jugendliche und erwachsene Teilnehmer:innen
- 15:00-16:30 Uhr: Podiumsgespräch über Kunst, Sport und Gefühl: Woran liegt es, ob sich Gruppen offen und solidarisch zusammenfinden oder durch Abgrenzung und Hass definieren? Teilnehmende: Dominik Renneke (Dramaturg und Kurator, Burg Hülshoff), Attila Bihari (Organisationsteam #Heimspiel, Soziale und Stadtteilarbeit für Menschen mit Migrationsbiografien), Dr. Sandra Zabel (Mitglied im Rat der Stadt Chemnitz), Volkan Ugur (Mitarbeiter der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie der Stadt Dortmund).
- 17:00 Uhr Performance „Deutschland. Ein Labermärchen.“: Caroline Kapp und Julia Nitschke hinterfragen performativ, wie der Fußballballsommer 2006 deutschen Nationalstolz wieder massentauglich werden ließ.
- ab 19:00 Uhr Abschlussparty mit Marnele, einer Rapperin aus Bochum
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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