Die Bezirksvertretung der Innenstadt-Nord sieht weiterhin einen massiven Raumbedarf in den Grundschulen der Nordstadt. Daher stand das Gremium dem Vorschlag der Verwaltung, den Neubau an der Lessingschule nur drei- statt vierzügig auszubauen, sehr skeptisch gegenüber. Der entsprechende Ratsbeschluss soll auf Drängen der Verwaltung revidiert werden.
Bezirksvertretung sieht bei Grundschulen erheblichen Beratungsbedarf
Im Rahmen der Dringlichkeit hatte OB Ullrich Sierau den Punkt „Anlassbezogener Bericht zur Schulentwicklungsplanung in Dortmund; Schülerzahlenentwicklung und Schulraumbedarfe der Grundschulen im Stadtbezirk Innenstadt-Nord“ auf die Tagesordnung der Ratsgremien setzen lassen. Eine spätere Beschlussfassung des Rates der Stadt Dortmund würde das weitere Verfahren des Neubaus der Lessing-Grundschule am Standort Sunderweg erheblich verzögern, begründete er den Schritt.
Doch die BV wollte dem nicht folgen. Sie sah erheblichen Beratungsbedarf. Sie würde zwar bauliche Argumente gelten lassen – auf dem Grundstück am Sunderweg soll sich entgegen früherer Überlegungen keine vierzügige, sondern nur eine dreizügige Schule realisieren.
Allerdings wurde in der Begründung des dreizügigen Vorhabens auch davon gesprochen, dass sich der Bedarf im Bereich des Hafens reduziert habe. Diese Einschätzung teilen die BV-Mitglieder in keiner Weise. Daher wollten sie auch noch keinen Beschluss fassen und haben weiteren Beratungsbedarf angemeldet.
BV-Beschluss für zusätzliche Grundschule für die Verwaltung nur eine Option
Marius-Dorian Vornweg (CDU) kritisierte die Kurzfristigkeit der Vorlage. So hätten die Fraktionen nicht beraten können. Außerdem sah er durch die neue Verwaltungsvorlage den poltischen Willen von BV und Rat beschnitten. „Wir wollten vier Züge, die Verwaltung nur drei. Das halte ich für bedenklich“, sagte der stellvertretende Bezirksbürgermeister der Nordstadt.
„Von einem Nichtbedarf kann keine Rede sein. Da habe ich ein ganz anderes Empfinden. Überall werden Container aufgestellt und für den Offenen Ganztag sind keine Räume da“, machte Brigitte Jülich (SPD) ihre Sicht der Dinge deutlich. „Da wundert es mich schon, dass eine Vierzügigkeit nicht benötigt wird – nicht nur in Bezug auf den Hafen, sondern ganzen Stadtbezirk.“
Auch die Grünen zeigten sich überrascht: „Ich habe im Kopf, dass wir eine achte Grundschule für die Nordstadt beschlossen haben. Das war kein Prüfantrag, sondern ein Beschluss“, betont Rico Koske. „Im Entwicklungsbericht stand, dass in allen drei Unterbezirken Kapazitäten fehlen.“
Nikolai Schäfer (Intgerationsrat) kritisierte die Zahlenspiele der Verwaltung. So sei immer von drei mal 30 oder vier Mal 30 SchülerInnen pro Jahrgang die Rede. „Aber die 30 ist doch Wahnsinn. Da haben Schüler keine Chance. Wir brauchen eher vier Klassen á 22,5 Schüler als drei mal 30 Kinder“, machte er ein Zahlenbeispiel auf. Denn um eine gelungene Integration der Kinder zu ermöglichen, brauche es in der Nordstadt deutlich kleinere Klassen. „22 Kinder wären immer noch viel bei den Herausforderungen“, so Schäfer.
Platz am Sunderweg soll für einen vierzügigen Neubau nicht ausreichen
Einen entsprechend schweren Stand hatte Norbert Sack, Projektleitung Schulorganisation im Fachbereich Schule. Dieser hatte zuvor begründet, dass man im Bereich Hafen auch mit drei Zügen auskommen könne und auch müsse. Denn die Machbarkeitsstudie belege, dass sowohl Turnhalle, Offener Ganztag als auch der Schulhofplatz nicht für vier Züge ausreiche. „Das wäre da nicht zu realisieren.“
Allerdings konnte er die baulichen- und planungsrechtlichen Fragen nur unzureichend beantworten – ein Mitarbeiter der zuständigen Fachverwaltung stand der BV nicht zur Verfügung.
Dennoch muss Sack auf eine schnelle Entscheidung drängen – jede Verzögerung schade der Lessing-Grundschule, da diese sonst noch länger in ihrem maroden Gebäude bleiben müsse.
Sehr zum Missfallen von Cornelia Wimmer (Linke und Piraten): „Dieses Gebäude hat von Anfang an schlechte Rahmenbedingungen. In wie weit kann jetzt – bei Dreizügigkeit – so großzügig gebaut werden, um Raum für Inklusion zu schaffen oder wird es wieder ein knappes Teil, wo von allem nicht genügend ist“, fragte sie süffisant. Natürlich werde hier ein moderner, zukunftsfähiger und inklusiver Schulneubau entstehen, versicherte Sack.
Reaktivierung der Vincke-Grundschule kommt nicht mehr in Betracht
Doch auch Wimmer meldete erhebliche Raumbedarfe für die Nordstadt an: Allein am Nordmarkt fehlen vier bis fünf Züge für Grundschulen. Sie sorgte sich, dass die Stadt die aufgestellten Container schon mit einrechne und daher von einem gesunkenem Bedarf ausgehe. Dazu konnte der Fachmann nichts sagen.
Er beteuerte jedoch, dass derzeit alle Nordstadt-Grundschulen danach untersucht würden, ob Anbauten möglich sind. Für ihn stellte die beschlossene achte Grundschule nur eine Option dar – schließlich brauche es dafür auch ein Grundstück.
„Wir müssen prüfen, was ist realisierbar ist.“ So ist die Burgholzstraße 150 – der leergezogene Altbau der Anne-Frank-Gesamtschule (das ehemalige Brüder-Krankenhaus) – eine Option für einen möglichen Neubau.
Die ehemalige Vincke-Grundschule – sie war wegen damals sinkender Schülerzahlen aufgegeben worden und wird derzeit von der Anne-Frank-Gesamtschule als Übergangsquartier während des Schulumbaus genutzt – sei jedenfalls keine Option mehr für eine Reaktivierung als Grundschule. Die Gesamtschule wolle den Komplex behalten.
Der Schulausschuss (22.11.2017) und der Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften (30.11.2017) sollen darüber beraten – nun noch ohne Empfehlung der Bezirksvertretung. Diese möchte sich am 6. Dezember erneut mit dem Thema befassen. Der Rat der Stadt soll 14.12.2017 entscheiden.
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