Von Peter Kozyra
Ein Spaziergang der besonderen Art erwartete die Hauseigentümer, die sich jetzt in der Herderstraße einfanden. Schon bevor sich die Truppe auf den Weg machte, diskutierten die Eigentümer über bisherige Renovierungen, den Mietstand ihrer Immobilien und Erfahrungen mit Mietern.
Von diesem Abend erhofften sich die Teilnehmer Erkenntnisse zur Energieeffizienz und zum Wärmehaushalt ihrer Objekte. Dazu hatte das Beratungsnetzwerk für Privateigentümer IdEE Nordstadt zum wiederholten Mal den Thermografie-Experten Dipl.-Ing. Andreas Leibrandt eingeladen, der den Teilnehmern eine erste Einschätzung zum Energieverlust der angemeldeten Immobilien anbot.
Temperaturunterschiede wichtig: Das kaltes Wetter sorgte für bessere Untersuchungsergebnisse
Wichtig ist bei der Thermografie ein Unterschied von grob 10 bis 15 Grad Celsius zwischen Objekt und Umgebungstemperatur. „Glücklicherweise“ wurde es an dem Abend noch schön frisch, so lieferte die Kamera deutliche Ergebnisse.
Zusätzlich hatte der Initiator und Architekt Dipl.-Ing. Till Redenz die angemeldeten Hauseigentümer zuvor gebeten, ihre Immobilie nach Möglichkeit auf etwa 21 Grad Celsius zu heizen, um die Ergebnisse der Untersuchung zu verbessern.
Die spezielle Kamera deckt bei korrekter Handhabe die Stellen am Haus in hell/roten Farben auf, die den größten Energieverlust verschulden. „Es sind meist die Fenster“, so Experte Leibrandt. Dabei ist Redenz wichtig zu erwähnen, „dass die oberflächliche Untersuchung nur erste Anhaltspunkte“ biete.
Eine abschließende Beurteilung sei erst durch ein fachgerechtes Gutachten möglich. „Normalerweise werden die Bilder in Ruhe erstellt und im Büro am Computer ausgewertet. So lassen sich verlässliche Aussagen treffen.“ Dennoch lieferte der Spaziergang den Eigentümern erste Erkenntnisse über den Zustand ihrer Immobilie und eine erste Einschätzung über die Möglichkeiten einer sich lohnenden Investition.
Dämmungen können Heizkosten auf fast ein Drittel senken
Das erste Objekt gliedert sich in eine Reihe von über hundert Jahre alten Jugendstil-Häusern ein: „Bei dieser schönen Fassade ist an eine nachträgliche Dämmung nicht zu denken. Durch eine nachträgliche Fassadendämmung würde man die Optik zerstören.“
Heinrich Heitkämper ist einer der angemeldeten Teilnehmer der Spaziergangs und nutzt die Gelegenheit, auch andere Probleme anzusprechen. „Der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter liegt in der Nordstadt bei grob fünf Euro. Da bleibt für Investitionen nicht viel über.“
Leerstand drückt auf das Image der Nordstadt
Dieser niedrige Satz ist auch durch die großen Wohnungsgesellschaften verschuldet, sind sich die Eigentümer einig. „Denen macht ein Leerstand oft nichts aus, es drückt aber das Image der Nordstadt“, so Heitkämper.
Architekt Redenz schätzt bei Heitkämpers Objekt auf eine Außenwanddicke von ungefähr 45 Zentimetern. „Das ist bei so alten Häusern durchaus üblich.“ „Und diese Häuser haben einen geringeren Energieverlust als die Bauten aus den 50er und 60er Jahren“, so Energieberater Leibrandt.
Nach dem zweiten Weltkrieg waren Materialeien und Mittel rar, der Bedarf an Wohnraum hoch. Deshalb wurde sparsam gebaut, wie sich herausstellt auf Kosten der langfristigen Dämmung. Dem Haus in der Herderstraße attestiert Leibrandt einen guten Zustand. Investitionen seien zwar möglich und ratsam, aber nicht dringend.
Es gibt für Hauseigentümer viele Möglichkeiten die Energieeffizienz zu steigern. „Am Offensichtlichsten ist bei diesem Haus die Fassade“, gibt Leibrandt an der zweiten Immobilie auf der Tour eine erste Prognose ab.
Auch Architekt Radenz stimmt zu. „Fassade, Fenster, Dach. Damit ließen sich bei den meisten Gebäuden schon grob 60 Prozent der Energiekosten sparen.“
Oft vergessen, ist auch der Keller dämmbar. „Wenn man wirklich gründlich – und mittlerweile gesetzeskonform – renovieren will, kommt man auch an Maßnahmen wie der Kellerdeckendämmung nicht vorbei.“ gibt Redenz den Eigentümern zu bedenken.
Die Finanzierung und die Wirtschaftlichkeit sind Aspekte, die geplant werden müssen. „Es ist klar, dass eine grundlegende Renovierung ein großer Schritt ist. Aber wenn man sich vernünftig beraten lässt, findet man die perfekte Lösung für das eigene Haus.“
Nordstadt bietet großes Potential – diverse Zuschussmöglichkeiten für Eigentümer
Dabei stehen den Hauseigentümern diverse Zuschussmöglichkeiten zur Verfügung. Diese helfen sowohl bei der Finanzierung der Renovierungen, aber auch bei den Kosten der Beratungsstellen.
Andreas Leibrandt und Julian Mönig von Haus & Grund werden nicht müde zu erwähnen, dass die Erstberatung beim Bauingenieur genau so wie bei Haus & Grund kostenfrei und unverbindlich ist. Schließlich sei man gemeinsam mit den Hauseigentümern an einer Aufwertung der Nordstadt interessiert.
Genau an dieser Stelle versucht das Beratungsnetzwerk IdEE Nordstadt anzusetzen. Private Immobilieneigentümer können jederzeit Rat und Hilfe einholen, Informationen erfragen und sich an Fachleute vermitteln lassen.
Julian Mönig von schätzt das Potential der Nordstadt sehr hoch ein. „Die Nordstadt bietet gerade in den Aspekten Infrastruktur, Anbindung und Innenstadtnähe eine ideale Wohnlage, die mit dem Klinik- und Kreuzviertel vergleichbar ist.“
Nach sieben untersuchten Immobilien löst sich die Truppe des Spaziergangs auf. Viele der Hauseigentümer sind nachdenklich: „Es war ein sehr interessanter Abend. Aber was ich heute mit der Kamera gesehen habe, habe ich nicht erwartet“, sagt einer der Teilnehmer. Dem stimmen alle zu.
Reader Comments
Sabine Behrendt
Das müsste man mal unseren Vermietern erzählen, eine Hausverwaltung mit vielen Objekten in Dortmund, die sich keinen Deut dafür interessiert aber jedes Jahr Staffelmiete nimmt. Die Mieten sind nicht günstig, dennoch wird allenfalls Kosmetik am Haus betrieben. Fassade und Dach sind eine Katastrophe.
Helga
Danke für die Tipps zur Thermographie! Dank der wurden unsere Schadensentstehungen fixiert. Solch eine Menge davon in unserem Altbau hat uns zur Sanierung bewegt:) Danke! An der Energieeffizienz müssen wir uns nun den Kopf zerbrechen:)