Umzug beim Jobcenter: Der neu formierte und für Teile der Nordstadt sowie die Beratung von Migrant*innen (Geflüchtete und EU-Zuwanderung) zuständige Geschäftsbereich „Mitte-Nord“ soll Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres in die Schützenstraße umziehen. Das Jobcenter wird das ehemalige Postgebäude anmieten und dort die Teams und Beschäftigten konzentrieren. Bislang sitzen die verschiedenen Bereiche getrennt – das Gros der Beschäftigten ist im Königshof, der Integration-Point bzw. das Team EU in der Zentrale der Arbeitsagentur in der Steinstraße.
Geschäftsbereich „Mitte-Nord“ ist auch für die Beratung von Migrant:innen zuständig
Im November 2020 war der neue Geschäftsbereich „Mitte-Nord“ formiert worden. Dem Bereich von Susanne Cziske gehören acht Teams mit 120 Mitarbeitenden an. Dort sind die Regio-Teams für alle Kund*innen des Jobcenters mit den Postleitzahlen 44135 und 44145 zuständig.
Ein wichtiger Aufgabenbereich, der durch den neuen Geschäftsbereich forciert wurde, ist eine Spezialisierung auf die Arbeit mit Geflüchteten sowie zugewanderten EU-Bürger*innen. „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind auch für uns ein großes Thema“, sagte Bereichsleiterin Susanne Cziske, als sie dem Sozialausschuss des Rates die Neukonzeption vorstellte.
Jobcenter und Arbeitsagentur haben seit 2015 den „Integration Point“ an der Steinstraße, der sich um alle Frage und Belange von Geflüchteten kümmert. „Aber auch die EU-Zuwanderung ist immer ein Thema, war aber in verschiedenen Geschäftsbereichen verortet “, macht Cziske deutlich. „Doch es ist ein so wichtiges Thema, dass man es spezialisieren muss.“
Da der „Integration Point“ schon über eine große interkulturelle und Sprach-Kompetenz verfügt hat, wurde im Herbst der EU-Bereich damit verzahnt. Dort gibt es für alle Menschen, die weniger als fünf Jahre in Deutschland sind, eine stadtweit einheitliche Anlaufstelle. Zuständig sind zwei Teams, die die Migrant*innen leistungsrechtlich beraten können sowie sich um deren Qualifizierung bzw. Arbeitsvermittlung kümmern.
Im Sozialausschuss stellte das Jobcenter auch die Förderangebote vor
So will man die Chancen der Menschen verbessern, in Dortmund auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und eine eigene Erwerbs-Perspektive zu entwickeln. Außerdem will das Jobcenter die weitere Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren ausbauen und diese (noch) stärker einbinden, sagt Cziske mit Blick auf die Trägerlandschaft, Arbeitgeber, Stadt, Ausländerbehörde und weitere Akteure. ___STEADY_PAYWALL___
Im Sozialausschuss stellte sie auch die Förderangebote vor, die von verschiedenen Trägern im Auftrag des Jobcenters angeboten werden: So gibt es Kompetenzfeststellungen im Rahmen der Eignungsdiagnostik, Förderung und Begleitung von Anerkennungsverfahren, Qualifizierungen mit berufsspezifischer Sprachvermittlung, Bewegungstrainings und Jobspeeddatings, betriebliche Erprobungen bei Arbeitgebern (Praktika), Sozial- und Gesundheitscoachings sowie Arbeitsgelegenheiten.
Weitergehen soll der Aus- und Aufbau von internen und externen Netzwerken, u.a. zu Einrichtungen wie „Willkommen Europa“, „Lokal willkommen“ oder auch dem Netzwerk Neuzuwanderung. „Wir wollen niederschwellige Angebote, die einfach im Zugang sind“, betont Susanne Cziske. Dafür setzt das Jobcenter auf die Nutzung verschiedener Offline- und Online-Kanäle – beispielsweise Newsletter, Stellenbörsen oder auch die Integreat-App.
Intensivierung der Arbeit mit dem Arbeitgeberservice: Chancen für Zugewanderte
Sie setzt auch auf die Intensivierung der Arbeit mit dem Arbeitgeberservice: „Wir müssen adäquate Stellen für die Zielgruppe schaffen“, betont die Bereichsleiterin. In Corona-Zeiten hätten gerade diese Menschen nicht den besten Zugang zum Arbeitsmarkt – und gerade ihre Jobs seien weggebrochen. „Und sie kamen zumeist nicht in den Genuss des Kurzarbeitergeldes.“
Das Jobcenter will daher – ähnlich wie schon bei den Geflüchteten – auch beim Thema EU-Zuwanderung (hier vor allem aus Südosteuropa) dafür sensibilisieren, diesen Menschen eine Chance zu geben, die mit gewissen Sprachbarrieren zu kämpfen haben. Ihnen müsse man einfach mal eine Chance geben und Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen.
„Wir schaffen es teilweise Stellen zu akquirieren, aber die Barrieren sind sehr hoch. Wir möchten aber, dass die Menschen ihr eigenes Einkommen erwirtschaften können“, sagt sie mit Blick auf die teils sehr prekärenLebens- und Arbeitsbedingungen von zugewanderten Familien insbesondere in der Nordstadt.
Umzug an die Schützenstraße – Jobcenter mietet 4000 Quadratmeter von der Telekom an
Das Ganze wird künftig in der Schützenstraße stattfinden. Der neue Regionalbereich Mitte-Nord wird perspektivisch in die Schützenstraße 90-92 umziehen. Die Regio-Teams und die Leitung sitzt derzeit noch im Königshof neben der Steinwache, der „Integration-Point/ Team EU“ ist im Stammsitz der Arbeitsagentur an der Steinstraße.
Ende diesen Jahres – spätestens Anfang nächsten Jahres – soll der Umzug in das ehemalige Post- bzw. Telekom-Gebäude stattfinden. Der private Eigentümer baut derzeit das historische Gebäude entsprechend der Vorgaben des Jobcenters bzw. der Bundesagentur für Arbeit um. Dort entstehen u.a. 150 Einzelbüros. Dies ist – aus Datenschutzgründen – eine der Vorgaben der Bundesagentur.
Große Teile des Gebäudes, in denen seit dem 1920er Jahren das Postzeugamt bzw. die Bezirkswerkstatt für Postkraftwagen befunden hatten, stehen seit Jahren leer. 2015/2016 war das Gebäude in der näheren Auswahl, dort eine Übergangseinrichtung für Flüchtlinge einzurichten. Doch dazu kam es nicht: Stattdessen wird dort in einigen Monaten der Integration-Point für Geflüchtete und Neubürger*innen eingerichtet.
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