Von Emelie Wendt
236 befüllte Schulranzen konnte der „Tatort – Straßen der Welt e.V.“ gestern Vormittag an verschiedene Kitas in Dortmund übergeben, eine stolze Bilanz findet Schauspieler Joe Bausch, der Gerichtsmediziner des Tatorts Köln.
„Das Schulranzen-Projekt läuft in Köln und Osnabrück schon etwas länger. Hier machen wir das jetzt zum zweiten Mal und dass das in Dortmund gleich so einschlägt, hätten wir nicht gedacht. Auch dass der Oberbürgermeister immer wieder ein Ziel vorgibt und nicht einfach sagt, ‚Wir verharren auf dem Niveau, wunderbar.’, macht es für uns vom Tatort-Verein leichter.“
Der Oberbürgermeister als Schirmherr
Oberbürgermeister Ullrich Sierau hat unter dem Motto „Wir starten gleich“ in Dortmund die Schirmherrschaft für das Schulranzen-Projekt übernommen mit einer klaren Vorstellung, wo es hingehen soll: „Wir wollen mal die 500 reißen.“
Jetzt hat er allerdings eine andere Steigerung im Blick, durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Krisengebieten, wird die Schülerzahl in Dortmund im nächsten Jahr sprunghaft und ungeplant ansteigen. „Zunächst muss für eine angemessene Unterbringung gesorgt werden, das alleine reicht aber nicht. Natürlich gehört auch dazu, den Kindern die Schule schmackhaft zu machen, und da ist so ein Ranzen schon wichtig.“
Veränderungen im Ablauf der Hilfsaktion
Moritz Tasche, der das Projekt für seinen Vater, den verstorbenen Tatort-Staatsanwalt Christian Tasche, weiterführt, erklärt, was sich deshalb für Dortmunds Schulranzen-Projekt ändert: „Es ist jetzt so, dass wir nächstes Jahr eine Kooperation mit der Schulverwaltung machen. Die Verteilung läuft dann nicht mehr über die verschiedenen Kitas, sondern über die Verwaltung. Sodass alles zentral gesteuert und gerechter verteilt wird.“ Die Kitas hätten alle einen gewissen Umkreis und die Schulverwaltung könne viel besser streuen.
Der Bereichsleiter des Regionalen Bildungsbüros, Manfred Hagedorn, wird die Koordinierung übernehmen: „1612 Schüler, davon 534 Grundschüler an 29 Grundschulen, sind in Auffangklassen untergebracht, wo es zunächst darum geht, Deutsch zu lernen. Nach einem Jahr, spätestens zweien, sollen die Kinder dann ins Regelschulsystem wechseln.“
Eine große Belastung für das System, denn ein Zuwachs sei in dieser Größenordnung bei den Lehrermessungen nicht geplant gewesen. Daneben gäbe es weiterhin Kinder, die sozial schwach seien, die Zahlen könne man aus dem Bildungsbericht Dortmund entnehmen.
Moritz Tasche möchte trotz des großen Anstiegs dafür sorgen, dass der Schulstart für möglichst viele dieser Kinder mit neuem Ranzen gelingt: „Wenn man zu Beginn des ersten Schuljahres mit einer Tüte kommt, dann ist man schon automatisch der Außenseiter. Das versuchen wir vorab wegzunehmen, damit die Kinder Spaß haben weiterhin zur Schule zu gehen.“
Ausstattung hätte im Einzeleinkauf einen Wert von 220 Euro
Und Joe Bausch ergänzt: „Kinder können sehr fein unterscheiden, ob das Teil aus dem Second Hand-Laden ist oder neu. Wenn sie die Ausstattung in Geschäften kaufen müssten, wäre das ungefähr eine Größenordnung von 220 €, das haben nicht so sehr viele. Selbst für Menschen, die noch von ihrer Arbeit leben und mehr als ein Kind haben, ist sowas nicht ganz leicht.“
Das Projekt läge dem Tatort-Verein deshalb so am Herzen, weil hier in Dortmund jetzt zwei Grundgedanken zusammengeführt würden. Der Tatort-Verein sei ursprünglich zur Unterstützung der Straßenkinder dieser Welt gegründet worden, das Schulranzen-Projekt kam erst später hinzu: „Und jetzt ist es so, dass ganz viele Kinder von den Straßen dieser Welt nach Dortmund kommen.“
Beide Vereinsziele würden so kombiniert. Daneben weist er darauf hin, dass die Tornister so verteilt werden, dass es für die Kinder so aussähe, als hätten Mama und Papa das gekauft. „Das ist unglaublich wichtig für das Selbstbewusstsein der Menschen.“
Firmen- und Privatspenden machen die Aktion möglich
In Dortmund wurde nicht nur auf den beiden letzten Neujahrs-Empfängen im Konzerthaus fleißig gesammelt und gespendet, besonderer Dank des Tatort-Vereins gilt der Volksbank Dortmund für eine Spende in Höhe von 2.000 Euro, der Dortmunder Firma Kobi, die die Ranzen mit Schulmaterialien füllt und der Buchhandlung Köhler in Lütgendortmund, die die Tornister zum eigenen Einkaufspreis an den Verein abgibt.
Und dennoch: „Es wäre schön, wenn wir noch mehr Spenden bekommen würden dieses Jahr“, appelliert Moritz Tasche. Die Flüchtlingskinder kämen erst nach und nach in die Auffangklassen, da könne der Tatort-Verein dann noch vor nächstem Sommer weitere Schulranzen verteilen. „Neben Firmen- sind auch Privatspenden unser Ziel.“
Das Spendenkonto:
- Verwendungszweck: Dortmund
- IBAN: DE 3737 0605 9000 0066 6666
- BIC: GENODED1SPK
- Konto: 66 66 66
- BLZ: 370 605 90
Sparda-Bank eG West - Internetseite http://www.tatort-verein.org/index.php?option=com_content&view=article&id=103:wir-starten-gleich&catid=2:projekte&Itemid=11