Nachdem die Tarifverhandlungen im Einzelhandel am vergangenen Mittwoch (1.9.) in fünfter Runde erneut ergebnislos beendet wurden, ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Donnerstag (9.9.) ganztägig zu landesweiten Streiks in beiden Handelsbranchen auf. Im Vorfeld der Verhandlungen am Freitag (10.9.) wollen auch Beschäftigte des Groß- und Außenhandels erneut den Druck erhöhen. Zur Kundgebung in Dortmund werden neben Streikenden aus rund 160 Betrieben auch ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer und Norbert Walter-Borjans (SPD) erwartet.
Kritik: Die Arbeitgeber wollen nicht zu einer fairen Einigung kommen
„Die Beschäftigten beider Branchen sind stinksauer. Im Einzelhandel wurden die Verhandlungen in der letzten Woche beendet, weil die Arbeitgeber uns nur in Trippelschritten entgegengekommen sind. Im Groß- und Außenhandel gibt es seit Mai kein verbessertes Angebot und die zuletzt angesetzte Verhandlung vom 9. Juli hat die Arbeitgeberseite kurzfristig abgesagt“, erklärt ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer.
„Die Arbeitgeber lassen nicht den Willen erkennen, mit uns zu einer fairen Einigung zu kommen. Stattdessen halten sie die Beschäftigten des Handels seit über vier Monaten hin. Mit den vorliegenden Angeboten sind wir noch immer meilenweit von einem Tarifabschluss entfernt.“ Einzelhandel sowie Groß- und Außenhandel hätten enorme Umsatzzuwächse erwirtschaftet, das skandalöse Verhalten der Arbeitgeber verschärfe aber den Konflikt.
„Alle Beschäftigten des Handels, unabhängig davon, in welcher Teilbranche sie arbeiten, haben in der Corona-Pandemie Herausragendes geleistet und tun dies noch immer. Dafür haben sie Respekt und Wertschätzung verdient. All dies muss sich nun endlich auch in einer fairen Bezahlung bemerkbar machen. Die Botschaft für Dortmund ist klar: Das unwürdige Spielen auf Zeit muss ein Ende haben!“, so Zimmer.
Im Einzelhandel fordert ver.di außerdem ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde
ver.di fordert in beiden Branchen 4,5 Prozent und 45 Euro mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung bei einer Laufzeit von 12 Monaten, sowie die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. Im Einzelhandel fordert ver.di außerdem ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde.
Aufgerufen sind Betriebe und Filialen von Kaufland, Marktkauf, Primark, Douglas, Amazon, Esprit, Ikea, Porta Möbel Logistik, H&M, Saturn, TK Maxx, Zara, REWE, Edeka, Schnellkauf Handelsgesellschaft, Smyths Toys, Ratio Marktkauf, Galeria Karstadt Kaufhof, Lidl Lager, real, Sport Scheck, Lekkerland, Stricker, L. Stroetmann, Metro Deutschland, Handelshof C&C, bofrost, Thermo Fisher Scientific, Phoenix Pharmahandel, Edeka Foodservice, Schüco, Hans Hess, Hoberg und Driesch, Edeka Lager, Wera Werkzeug, Alliance Healthcare, Sanacorp, Ikea D&S, Sonepar, Thyssen Krupp Schulte und Thyssen Krupp Stainless.
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Tarifverhandlungen Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paketdienste werden fortgeführt: Arbeitgeber kehren nach Streikwelle an den Verhandlungstisch zurück (PM)
Nachdem die Verhandlungen für die Beschäftigten der Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paketdienste NRW nach fünf erfolglosen Terminen ins Stocken geraten waren, nehmen ver.di und die Arbeitgeberverbände die Gespräche wieder auf. Am morgigen Freitag (12.11.) kommen erstmalig alle drei Arbeitgeberverbände zeitgleich mit der Gewerkschaft in Ratingen zusammen. Die Beschäftigten der betroffenen Branchen waren in den vergangenen Wochen mehrmals zu mehrtägigen und mehrschichtigen Streikmaßnahmen an verschiedenen Standorten NRWs aufgerufen.
„Die Streiks der letzten Wochen haben Wirkung gezeigt!“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Hermann Völlings. „Die Beschäftigten erwarten nun ein verhandlungsfähiges Angebot, das eine deutliche Lohnerhöhung sowie eine erkennbare Aufwertung für die gewerblich Beschäftigten umfasst. Wir sind gesprächsbereit.“
ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Für die gewerblich Beschäftigten soll ein neues Lohnsystem in sechs Stufen eingeführt werden. Die Ausbildungsvergütungen sollen pro Ausbildungsjahr jeweils um 80 Euro angehoben werden. Ausbildungsjahre in der Branche sollen zukünftig bei der Einstufung berücksichtigt werden.