Traurige Nachricht für alle Nordstadt- und Kneipen-Fans: Die Hafenschänke „subrosa“ macht am Samstag, 14. Juli 2018, dicht. Wortkarg kündigt Inhaber „Cornel Alex“ das Ende online an und lädt zu den „Funeral Days“ in der Gneisenaustraße ein: „Keine Zähne im Maul, aber La Paloma pfeifen? Eine Beerdigung in drei Akten. Plus einen. Schluss mit rös’chen. Aus, die Maus.“ heißt es auf der Facebook-Seite der beliebten Szene-Kneipe.
Ein einfaches Konzept: Fußball, Live-Musik & etwas Hafen-Flair
„Wenn mich etwas inspiriert hat, dann war das der Kiez in Hamburg“, sagte Cornel Alex den Nordstadtbloggern vor vier Jahren in einem Interview. Vor 25 Jahren hatte er das subrosa in der Geisenaustraße 56 eröffnet.
„Ich habe einfach mein Ding gemacht – erst mal völlig konzeptlos“, erinnerte sich der 51-Jährige. Im Grunde ließ sich das damalige Konzept aber einfach zusammenfassen: Fußball, Live-Musik & etwas Hafen-Flair. Mit 26 Jahren wagte Cornel den Schritt zum Kneipenbesitzer.
„Ich hatte immer schon nebenbei in der Gastro gearbeitet und wollte mit der eigenen nicht warten, bis ich 40 bin“, erinnert sich der gelernte Bankkaufmann. In Dortmund habe ihm eine Indie-Bar gefehlt, dann habe er sich den Laden zusammen gezimmert – aus dem früheren Haus Discher, einer klassischen Eckkneipe.
„Vom Arbeiter bis hin zum Akademiker sollen sich hier alle wohlfühlen – aber auch benehmen.“
Einige der dortigen Stammgäste waren zu Beginn den Räumen treu geblieben. Und die erinnern an ein bunt zusammengewürfeltes Wohnzimmer: Urige Sofagarnituren und Kickertische im gemütlichen Licht stehen für die Gäste bereit. Hinter der Theke stapeln sich Schachbretter, Backgammon-Sets und Würfelbecher.
Und die Gäste? Da ist eigentlich jedes Alter und jede Schicht vertreten: „Vom Arbeiter bis hin zum Akademiker sollen sich hier alle wohlfühlen – aber auch benehmen.“ Manch einen kennt Cornel Alex schon seit der Eröffnung. Umso schwerer fällt dann auch der Abschied.
Live-Bühne in der Nordstadt – auch Cornels Eltern waren bereits hier Kneipenwirte
„Ich wollte auch von Anfang an eine Livebühne hier installieren“, sagte Cornel, dessen Eltern bereits eine Kneipe in der Nordstadt betrieben haben. Für den Fußball liebenden Wirt und seine Stammgäste ist aber eines klar: Die Konzert-Termine richteten sich immer nach dem Bundesliga-Spielplan.
Doch die Kostenexplosion bei den Gebühren für die Live-Übertragungen wollte und konnte das „subrosa“ nicht mittragen. Einer der Sargnägel für das Ende – neben dem Rauchverbot.
Früher waren das vor allem akustische Songwriter-Acts, und in den letzten Jahren durfte es des Öfteren mal im Band-Format rocken. Aber auch andere Formate hatten sich hier etabliert, so der Poetry Slam.
Live-Musik und „Futtern wie bei Muttern“ im Dortmunder Hafenquartier
„In den 90ern waren Live-Auftritte vielfach noch Luxus“, erinnerte sich Cornel im Interview. Heute seien sie ein wichtiger Bestandteil, wenn man Publikum anziehen wolle. Das gilt ebenfalls für eine Speisekarte – oder wie es im subrosa heißt: „Futtern wie bei Muttern“.
Cornel war von der Idee, Essen anzubieten nicht immer begeistert: „Anfangs dachte ich, bevor ich eine Küche eröffne, mache ich den Laden dicht“, erinnert er sich. Dann gab es die ersten Snacks an der Theke und spätestens seit dem Rauchverbot hat sich die Ausgehkultur so sehr geändert, dass nun auch Essen auf die Kneipenkarte gehört. Aber auch das machte sich ganz gut in „Hamburgs südlichster Hafenbar“.
Längst ist die Hafenschänke – von Stammgästen auch liebevoll das „Rös’chen“ genannt – nicht mehr aus der Dortmunder Kneipenlandschaft wegzudenken. Eigentlich. Denn nun soll leider Schluss sein – für viele KneipengängerInnen ein herber Verlust und ein Schock.
Doppelbelastung mit Bar- & Eventmanagement wurde Cornel Alex zu groß
Die Gastronomie ist allerdings ein schwieriges Pflaster: Vor allem das Rauchverbot und – ein wichtiger Faktor – das Ende der Live-Übertragungen von BVB-Spielen, machten dem Betreiber zu schaffen.
„Alles dreht sich, alles bewegt sich. Nichts ist, wie es scheint; schon gar nicht wie es war. Und niemals wird es wieder so sein. Das geht auch an einer gewissen hafenschaenke.de nicht vorüber…“, heißt es weiter.
Dem Gastronomen wurde offenbar „die Doppelbelastung mit Bar- & Eventmanagement zu viel, so dass „nun weitere Meilensteine bevorstehen“, heißt es online. Was genau, darüber schweigt sich Cornel Alex zumindest in den sozialen Netzwerken aus. Wer mehr erfahren will, kann natürlich persönlich nachfragen. Noch bis Samstag hat das „subrosa“ ab 18 Uhr täglich geöffnet.
Der Betrieb soll aber einstweilen weiterlaufen – es wird offenbar nach einem Nachfolger gesucht: „Denn Cheffe will zwar nicht mehr selbst & ständig, doch mit dem ‚rös’chen‘ soll’s schon weitergehen“, weiß zumindest der Coolibri zu vermelden. Ein Hoffnungsschimmer bliebt also!
UPDATE
Auf unsere telefonische Nachfrage in der vergangenen Woche hat Subrosa-Betreiber Cornel Alex sich leider bis heute nicht gemeldet. Daher mussten wir mit den kryptisch-verschwurbelten Infos von der Homepage leben. Nun liegt eine Stellungnahme vor. Er teilt mit, dass er zwar eine Beerdigungsparty gemacht hat, dass die Hafenschänke aber nicht komplett schließt. Gesucht wird ein/e NachfolgerIn.
Nach der Sommerpause ab dem 15. August 2018 geht’s also weiter in der Hafenschänke. Dabei sieht es auf den ersten Blick so aus, als würde sich gar nichts ändern. „Das tut es auch nicht direkt, denn bereits verabredete Termine werden gehalten, sofern sich für die Partner keine Alternative auftut. Und das ist kurzfristig kaum möglich. So kommen sie im August nochmal geballt“, schreibt Cornel Alex.
Wir haben die komplette Stellungnahme – inklusive aller Polemik und haltlosen Anschuldigungen sowie der nächsten Termine – am Ende des Artikels im Wortlaut als Kommentar veröffentlicht. Sein Fazit: „Ich bin einfach nur zu alt. Burn out my love – insofern: #barforsale, #ingutehändeabzugeben.“
Reader Comments
Subrosa (Cornel Alex)
Was. war. denn. das?
Was für eine Hysterie: wildeste Spekulationen & wahnwitzige Meldungen in kürzester Zeit, nur aufgrund eines facebook-Events. Stattgegeben: jenes wie die dazugehörige Veranstaltung auf der Homepage waren bewusst kryptisch formuliert. Und es kam, wie gedacht, in Zeiten der #fakenews. Ich sage danke, denn der anschließende #run blieb nicht aus, sondern war sogar unerwartet groß.
Und meinem Kommentar soll vorangestellt sein: ich betreibe das „subrosa“ nun seit mittlerweile über 25 Jahren, habe es erfunden, gehegt & gepflegt und versende regelmäßig Pressemitteilungen – ich könnte schon allein die Tatsache der Annahme, ich würde „mein Baby“, einen mit Herz & Seele geführten Music-Club ausgerechnet, so sang- & klanglos beerdigen, als Beleidigung auffassen. Tue ich aber nicht. Ich anlysiere. Diese wie weitere Situationen, das jeweilige Umfeld, bisweilen auch mich selbst. Weil’s guttut. Und wichtig ist. Insofern, ganz ohne gehobenen Zeigefinger: das wäre so nicht nötig gewesen. Nicht, wenn sich auch nur ein/e Redakteur/in und/oder Blogger/in, die sich ja gerne mal für die besseren Journalist/inn/en halten, die Mühe gemacht hätte, dort zu recherchieren, wo es sich gehört: an der Quelle. Und zwar eingehend.
Was hatte ich denn hier zu lesen gegeben? Die „hafenschaenke.de (…) in Frieden ruhen lassen. Und gebührend verabschieden“ sowie „Schluss mit rös’chen. Aus, die Maus“, aber auch: „Nichts ist wie es scheint“ und „Eine Beerdigung in drei Akten“ – das klingt doch schon genug nach Theater, oder? War es, verstecktes!
Und da kommt niemand auf die Idee bzw. nimmt sich die Zeit, mal eingehend die Quelle zu studieren, obwohl gar keine Pressemitteilung vorliegt?! Wohl auch eine Konsequenz aus Wettbewerb und Zeitdruck in unserer globalisierten Welt, die uns immer mehr Effizienz abverlangt. Bis zum (V)Erbrechen. (Und dass dann auch noch von den Kollegen einfach abgeschrieben wird, spricht weitere Bände.)
Die Hintergründe waren nämlich auch bereits zur Wochenmitte auf der Webseite (about: this place) zu lesen und zusätzliche Updates (zB: songsandstories.de/pages/19) gab es nur infolge der zumindest ungefähr abzusehenden, letztendlich ausschließlich auf jenem wissentlich kryptisch formulierten fb/hp-Event basierenden Entwicklung.
Nochmal: schönen Dank für all die Rechnungen ohne den Wirt – im Grunde allerdings ein trauriger Zustand moderner Zeiten, oder!? Ob man die ganze Aktion nun als besonders schlechten Scherz oder extra-pfiffige Aktion versteht, sei dahingestellt. Der Oberflächlichkeit dieser „sozialen“ Netzgemeinschaften jedenfalls geht sie gehörig auf den Grund. Was bitte, wenn’s um wirklich wichtige Themen geht? Und in eigener Sache: ist es nicht erwähnenswerter, wenn etwas angeblich Gutes gemacht anstatt gelassen wird?
Die öffentliche zB am 25-jährigen Jubliläum zwei Wochen zuvor war trotz Pressemitteilung um ein vielfaches dünner, von den Einzelveranstaltungen ganz abgesehen. Doch diese sind es, die den support gebrauchen. Und zwar gerade die der kleinen, wirklich unabhängigen, städtischerseits groteskerweise als „kommerzielle“ und insofern nicht förderungswürdige Spielstätten eingestuften Clubs, die mit Herzblut und unbändigem Engagement die Kultur-Szene von unten füttern. Berlin & Hamburg machen es schon seit Jahren vor, die Provinz-Metropole Dortmund zieht nun nach. Denn eine Beerdigung gab’s neben der Webseite, die in Kürze ein neues Antlitz erhält, wirklich: meinen Live-Club, das „rös’chen“, voerst zumindest.
Ich bin’s leid, nach 25 Jahren und Bla hier und Bla dort. Was habe ich nicht alles gehört. „Die Statuten sollen sich ändern.“ Jaja, und Perlen vor die Säue. Ich werde jetzt Wirt, auf die letzten Seemeilen. Und dann mag wer anders das machen. Oder nach mir die Sintflut: Pizza, Döner, Kaffeekette? Nein, dafür gibt’s zuviele, wirklich feine Menschen, die diesen Ort so gern mögen.
Ich bin einfach nur zu alt. Burn out my love – insofern: #barforsale, #ingutehändeabzugeben.
Nach der Sommerpause geht’s also weiter in der Hafenschänke. Dabei sieht es auf den ersten Blick so aus, als würde sich gar nichts ändern. Das tut es auch nicht direkt, denn bereits verabredete Termine werden gehalten, sofern sich für die Partner keine Alternative auftut. Und das ist kurzfristig kaum möglich. So kommen sie im August nochmal geballt,
die sub.Kultur-Termine 08.2018 im Überblick:
Nach der Sommerpause wieder
an jedem 3.Mittwoch im Monat:
15.08. WordUp: Poetry Jam – Live-Literatur…von allen, für alle! 20:00h – Eintritt frei.
16.08. LIVE: Finn & Jonas (D – Ruhrstadt)
Indie.Folk.Pop.Songs – 19:00h – Eintritt frei.
@
Immer wieder donnerstags:
16.08. LIVE: Acoustic(?)Open: Talentschuppen
Offene Bühne für Musiker/innen – 19:30h – Eintritt frei.
Rockabilly Fever präsentiert:
17.06. LIVE: Free Bears (D – Ruhrstadt)
Rollin‘ Country- & Roots-Rock: Wild Americana – 19:30h – Eintritt frei.
NEU, Dortmunder Kronen will’s wissen:
18.06. HeadsUp: EXPERTENRUNDE – das Kronen-Kneipenquiz
Heute: DAS RUNDE LEDER [mit Kadda & Stefan] – 19:00h – Eintritt frei.
22.08. LIVE: Terry Lee Hale (US – Glitterhouse)
Folk, Blues, Soulful Americana – 20:00h – Eintritt AK 15 / VVK 12.
23.08. LIVE: John Blek (IRL)
Blue Folk, Deep ’n‘ Dark Americana – 19:30h – Eintritt frei.
24.08. LIVE: DIE REGIERUNG (D – staatsakt)
Songs, Stories, Rock’n’Roll – 20:00h – Eintritt AK 17 / VVK 12…läuft!
31.08. LIVE: PRITA (AUS)
Hip Soul Folk Live Loops – 20:00h – Eintritt frei.
Nordstadtblogger-Redaktion
Auf unsere telefonische Nachfrage in der vergangenen Woche hat Subrosa-Betreiber Cornel Alex sich leider bis heute nicht gemeldet. Daher mussten wir mit den kryptisch-verschwurbelten Infos von der Homepage leben. Nun liegt eine Stellungnahme vor. Wir haben sie – inklusive aller Polemik und haltlosen Anschuldigungen – hier als Kommentar veröffentlicht. Vielleicht macht ja der oder die mögliche NachfolgerIn eine bessere Öffentlichkeitsarbeit, anstatt sich nach fragwürdigem Geschwurbel auf unterschiedlichen Seiten und in sozialen Netzwerken anschließend über Fake-News und schlechten Journalismus zu lamentieren. Jeder kehre vor seiner Tür… Es hat Gründe, dass viele Stammgäste weggeblieben sind. Und das liegt nicht nur an Rauchverbot und fehlendem Fußball.