Der Hooligan-Verein „Gemeinsam Stark Deutschland“ will am Samstag, 8. Oktober, durch Dortmund marschieren. Doch Polizeipräsident Gregor Lange will aus Sicherheitsgründen keinen Aufzug der Abspaltung der „HoGeSa“-Bewegung („Hooligans gegen Salafisten“) dulden und hat daher eine Standkundgebung verfügt. Der Anmelder will sich damit aber nicht abfinden und wird klagen.
Hooligan-Demo soll durch die östliche Innenstadt führen
Anmelder ist Marcel Kuschela alias „Captain Flubber“ aus Bremen. Er mobilisiert unter dem Motto „Schicht im Schacht – Gemeinsam gegen Terror“ in die Ruhr-Metropole. Der Hooligan und Musiker der Rechtsrock-Band „Kategorie C“ rechnet mit 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hat eine Demonstration vom Stadthaus/Südbad durch die östliche Innenstadt bis ins Gerichtsviertel angemeldet.
Die Abschlusskundgebung sollte auf dem Gerichtsplatz stattfinden. Das war zumindest der Wunsch der Neonazis. Lange hat stattdessen eine Standkundgebung im näheren Umfeld des Hauptbahnhofs verfügt.
„Nach unserer konkreten Gefahrenprognose werden sich die Versammlungsteilnehmer aus der bundesweit gewaltsuchenden Hooliganszene und aus der rechtsextremistischen Szene zusammensetzen. Deshalb halte ich es für nicht verantwortbar, dass diese Versammlung einen Aufzug durch Dortmunder Straßen durchführt“, begründet Lange die Entscheidung.
„Daher habe ich mich nach gründlicher Prüfung im Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dazu entschieden, lediglich eine stationäre Kundgebung anzuordnen. Wir gehen derzeit von deutlich mehr Versammlungsteilnehmern aus, als sie der Anmelder gegenüber der Polizei angegeben hat.“
Anmelder Marcel Kuschela kündigt eine „Klage durch alle Instanzen“ an
Die Dortmunder Polizei bereitet sich auf einen größeren Polizeieinsatz vor. Dem Anmelder steht der Rechtsweg offen. Und diesen wird Marcel Kuschela wohl auch beschreiten. In einem Facebook-Post machte er deutlich, dass er die Standkundgebung ablehnt.
Denn auch in Erfurt und Magdeburg seien die Demonstrationen „friedlich und in guter Zusammenarbeit mit Stadt und Polizei“ gelaufen, schreibt der Anmelder und kündigte an, den „Spaziergang“ einklagen zu wollen – „wenn es sein muss bis in die letzte Instanz“.
Als Redner bzw. Ehrengäste kündigt er u.a. den Dortmunder „Althool“ Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt, Edwin Utrecht (Holland), Zeki Acar („Christliche Aramäher“ – Fehler im Original; a.d.R.) und Torsten Frank („Bekenntnis zu Deutschland“) an. Musikalisch sollen die Szene-Bands „Randgruppe deutsch“ und „Oidoxie“ Unplugged-Konzerte geben.
Erst „Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch“ – jetzt gegen Terror
Besteht der Verein „Gemeinsam stark Deutschland e.V.“ (GSD) nur aus Neonazis? Nein. Er ist ideologisch sehr heterogen und nicht eindeutig im Neonazi-Spektrum zu verorten. Was die Gruppierung unter „Deutschland“ versteht, ist diffus und reicht von Reichsbürgerkonzepten bis zu einem „normalen“ Fussball-Nationalismus.
Was ihre Mitglieder und AnhängerInnen eint, ist das gemeinsame Feindbild: Linke, Geflüchtete, MigrantInnen, Muslime und PolizistInnen, ordnet das „Netz-gegen-Nazis.de“ die Gruppe ein.
Sie hat mehrfach Demonstrationen in Deutschland organisiert, so auch am 9. April in Magdeburg. Dort lautete das Motto: „Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch“. An der vierten GSD-Demo haben zwischen 500 und 600 Personen teilgenommen.
Im Wesentlichen beteiligten sich rechtsgesinnte Hooligans, extrem rechte PEGIDA-Ableger, neonazistisch angehauchte Burschenschaften und aktionsorientierte Neonazis aus „Freien Kräften“ sowie der Partei „Die Rechte“, die in Bezug auf das Auftreten bei Veranstaltungen sehr differenzierte Ansichten vertraten. Mehrere Journalisten wurden von Demonstrationsteilnehmern angegriffen, schreibt „Netz-gegen-Nazis.de“.
Nach den Anschlägen auch in Deutschland versuchen sie nun, vor allem dieses Thema zu instrumentalisieren und so „besorgte BürgerInnen“ anzusprechen. Doch vor allem Fußball-Fans sind die Zielgruppe.
Allerdings sind die heimischen Neonazis natürlich mit im Boot. So haben sich offenbar führende GSD-Mitglieder um Marcel Kuschela auch mit den Dortmunder Aktivisten – mit Michael Brück und Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt an der Spitze – bei der Erdogan-Gegendemo in Köln getroffen und auch den 8. Oktober in Dortmund diskutiert. Es wundert daher nicht, dass Brück zu den Ersten gehörte, der die Demo „ge-liked“ und geteilt hat.
In Dortmund erwartetes Hooligan-Klientel ist generell gewaltaffin
Ob es eine ruhige Demo wird oder es zu Ausschreitungen wie bei der HoGeSa-Demo in Köln kommen wird, ist offen. Das zu erwartende Klientel ist jedenfalls generell gewaltaffin und nicht nur im Zusammenhang mit dem Thema Fußball gewaltbereit bzw. gewalttätig gegenüber AntfaschistInnen, MigrantInnen und der Polizei – für sie sind sie ein erklärtes Feindbild.
Dies wird allerdings – wie zu erwarten war – im Aufruf nicht gesagt. Dort heißt es: „Wir sind Patrioten, auf unseren Demonstration ist jeder Mensch willkommen der Deutschland und Europa liebt und sich um unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder sorgt“ (Fehler im Original, Anm. d.Red.)
Sie erhoffen sich bundesweite Unterstützung in Dortmund. Fußball-Fans sollen ruhig in den jeweiligen Vereinsfarben („In den Farben getrennt – in der Sache vereint!“) kommen. Alternativ in Deutschland-Farben. Auch aus dem Ausland anreisende TeilnehmerInnen seien willkommen und sollten auch ihre Landesfahnen mitbringen.
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