„Städte wollen atmen“: Greenpeace demonstriert in 58 Städten für bessere Stadtluft und gegen hohe Stickoxidwerte

Greenpeace-Mitglieder informierten in Dortmund und 57 anderen Städten über Stickoxide.
Greenpeace-Mitglieder informierten in Dortmund und 57 anderen Städten über Stickoxide.

Gegen die anhaltende Gesundheitsgefahr durch Dieselabgase demonstrierten Greenpeace-Aktivisten am Samstag bundesweit in 58 Städten, darunter Dortmund, Stuttgart, Köln und München.

Zwei Drittel der Stickoxide aus dem Verkehr stammen von Diesel-Pkw

Unter dem Motto „Städte wollen atmen“ informierten die UmweltschützerInnen an der Dortmunder Kleppingstraße am Anfang der Fußgängerzone über die gesundheitlichen Folgen der Dieselabgase und sprachen mit Passanten über Vorschläge für eine Verkehrswende in ihrer Stadt.

„Dieselabgase gefährden die Gesundheit von Hunderttausenden von Stadtbewohnern“, erklärt Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. „Die Städte müssen jetzt weg von Diesel- und Verbrennungsmotoren, hin zu ökologischeren Verkehrsmitteln wie E-Bussen, Fahrrädern und geteilten E-Autos.“

Mehr als die Hälfte der offiziellen Verkehrsmessstationen zeigten auch im vergangenen Jahr zu hohe Stickoxidwerte. Zwei Drittel der Stickoxide aus dem Verkehr stammen von Diesel-Pkw. Das Atemgift erhöht das Risiko für Asthma, Herzinfarkte sowie andere Herz-Kreislauferkrankungen und verursacht laut Europäischer Umweltagentur jährlich gut 10.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland.

Europäische Union hat ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet

Den Nasnhörnern in der City verpassten die Greenpeace-Aktivisten einen Mundschutz.
Den Nasnhörnern in der City verpassten die Greenpeace-Aktivisten einen Mundschutz.

Weil viele deutsche Städte seit Jahren den geltenden Grenzwert für Stickoxid verfehlen, hat die Europäische Union inzwischen ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Auch AnwohnerInnen klagen in mehreren Städten.

Der wachsende Druck auf die Städte hat inzwischen einen politischen Streit entfacht: Die Landesregierung Baden-Württembergs, der Berliner Senat sowie die Umweltminister der Länder fordern, bundesweit eine blaue Plakette einzuführen.

Mit dieser könnten Städte ältere Diesel-Pkw bei besonders hoher Luftbelastung fern halten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sowie mehrere Ministerpräsidenten lehnen sie ab.

Noch vor dem Sommer soll der Bundesrat über die Plakette abstimmen. „Mit der blauen Plakette lässt sich die Luft in Städten rasch verbessern. Wenn Ministerpräsidenten und der Verkehrsminister ihre Einführung blockieren, lassen sie die Städte mit ihren Luftproblemen alleine. Das wäre verantwortungslos“, sagt Jürgens.

Blaue Plakette mit Abstand wirksamstes Instrument für bessere Luft 

Nach einem Gutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für die Stadt Stuttgart verringert die blaue Plakette als Erweiterung der Umweltzone Stickoxide am wirksamsten – um 95 Prozent.

Der Vorschlag von Verkehrsminister Dobrindt, Busse, Taxen und Paketdienste auf Elektroantrieb umzustellen, würde die Stickoxidbelastung hingegen um lediglich 14 Prozent senken.

Immer mehr europäische Städte gehen gegen die Gesundheitsgefahr durch Stickoxide aus Dieselmotoren vor. Oslo hatte im Januar wegen schlechter Luft ein mehrtägiges Fahrverbot für Dieselautos verhängt. Madrid, Paris und Athen haben beschlossen, ab dem Jahr 2025 Dieselwagen in der Innenstadt ganz zu verbieten.

Das Gutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg online: http://bit.ly/2mb19Fn

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