Bildungsungleichheiten in der Nordstadt in Dortmund entgegenwirken

Sprachschule Plapagei: Kostenloser Deutschunterricht für Kinder ohne Kita-Platz

Die Sprachschule Plapagei bietet Kindern ohne Kita-Platz eine kostenlose Sprachförderung in der Nordstadt.
Die Sprachschule Plapagei bietet Kindern ohne Kita-Platz eine kostenlose Sprachförderung in der Nordstadt. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

An den Dortmunder Grundschulen werden dieses Jahr 5859 Kinder (Stand August 2024) eingeschult. Doch einige starten mit wenigen oder keinen Deutsch-Kenntnissen. Die Sprachschule Plapagei in der Nordstadt bietet Kindern zwischen vier und sechs Jahren ohne Kita-Platz eine Möglichkeit, kostenlosen Deutschunterricht zu erhalten. Das Angebot richtet sich vor allem an Kinder, deren Familien wenig oder kein Deutsch sprechen. Der Fokus liegt darauf, die Kinder auf die Schulzeit vorzubereiten und allen Kindern möglichst gleiche Chancen beim Schuleinstieg zu ermöglichen. Das Projekt ist im März 2024 gestartet und ist nach den Sommerferien in die zweite Runde gestartet. Es gibt noch freie Plätze.

Das Ziel: Kinder auf den Schuleinstieg vorbereiten

Die Idee für die Sprachschule Plapagei ist vom Kinder Lernen Clever e.V., kurz KLC, in Zusammenarbeit mit der Elisabeth Schnitger Stiftung entstanden. Ziel war es, dem Mangel an Kita-Plätzen in der Dortmunder Nordstadt entgegenzuwirken und Kindern, in deren Familien wenig oder kein Deutsch gesprochen wird, eine Sprachförderung zu ermöglichen.

Plapagei ist eine kostenlose Sprachschule in der Nordstadt für Kinder ohne Kita-Platz.
Plapagei ist eine kostenlose Sprachschule in der Nordstadt für Kinder ohne Kita-Platz. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Das Programm richtet sich an Kinder zwischen vier und sechs Jahren ohne Kita-Platz und soll diese auf den Schulalltag vorbereiten. „Wenn die Sprache schon von Anfang an eine Herausforderung für die Kinder ist, dann gibt es ganz große Probleme in der Schule“, findet Senajla Ikic, Geschäftsführerin vom KLC Verein. Auch die sozialen Kontakte und routinierten Abläufe bei Plapagei sollen die Kinder auf den Schuleinstieg vorbereiten.

Insgesamt bietet die Sprachschule Platz für zehn Kinder pro Gruppe. Der Unterricht findet an fünf Tagen in der Woche für je drei Stunden statt. Dabei gibt es zwei Gruppen pro Tag, die von jeweils zwei Förderkräften und einer Projektleitung betreut und unterrichtet werden. Die Förderkräfte von Plapagei sind mehrsprachig, beherrschen aber trotzdem nicht alle Ausgangssprachen der Kinder. Sie versuchen jedoch Begriffe aus der Muttersprache der Kinder zu lernen und diese in den Unterricht einzubauen.

Eltern können ihre Kinder über ein mehrsprachiges Online-Formular auf der Website vom KLC e.V. oder direkt vor Ort in der Sprachschule für den Sprachunterricht anmelden. Es gibt noch freie Plätze für das Projekt (Stand: 21. August 2024).

Plapagei bietet nach den Sommerferien Platz für mehr Kinder

Das Projekt Plapagei ist im März 2024 gestartet. Ziel war es von Anfang an, Bildungsungleichheiten in der Dortmunder Nordstadt zu verringern. Jedoch musste die Sprachschule mehrere Monate auf eine offizielle Betriebserlaubnis warten. Daher mussten bisher die Eltern beim Sprachunterricht ihrer Kinder vor Ort in der Sprachschule sein. „Unser Projekt hat in den Anfangsmonaten jene Zielgruppe erreicht, deren Eltern keine beruflichen oder familiären Verpflichtungen hatten“, erklärt die Geschäftsführerin.

Senjla Ikic ist die Geschäftsführerin vom KLC Verein. Dieser organisiert Plapagei.
Senjla Ikic ist die Geschäftsführerin des Vereins KLC. Dieser organisiert die Sprachschule Plapagei. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Während dieser Zeit bot Plapagei nur Platz für fünf Kinder pro Gruppe, da die Eltern immer vor Ort sein mussten. „Letztendlich haben wir die Betriebserlaubnis erhalten und können Kinder aufnehmen, ohne, dass die Eltern hier sein müssen, was toll ist, weil wir dadurch mehr Kinder aufnehmen können“, sagt Senajla Ikic lächelnd. „Wir können dadurch auch Familien erreichen, die berufstätig sind.“

Nach den Sommerferien begleiten die Eltern ihre Kinder nur während der Eingewöhnungszeit in die Sprachschule. So sollen die Kinder in dieser neuen Situation in Anwesenheit ihrer Eltern Vertrauen zu den Förderkräften aufbauen.

Der Sprachunterricht: die Kinder geben die Themen vor

„Die Räumlichkeiten bei Plapagei sind spielerisch gestaltet“, erklärt Senajla Ikic. „Die Förderkräfte sind dazu angehalten zu gucken, wie sich die Kinder verhalten und dann das Interesse der Kinder aufzugreifen.“ Durch freie Spielphasen soll der Sprachunterricht möglichst alltagsnah für die Kinder gestaltet werden. „Es ist wichtig, das Kind zu zentrieren und zu gucken, welche Situation es uns ermöglicht, dem Kind die Sprache besonders gut beizubringen“, findet Ikic.

Bei Plapagei gibt es eine Spiel-Küche und eine Kuschelecke, in der den Kindern vorgelesen wird.
Bei Plapagei gibt es eine Spiel-Küche und eine Kuschelecke, in der den Kindern vorgelesen wird. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Der KLC e.V. hat gemeinsam mit Bildungsforscher Prof. Dr. Tim Albers einen Lehrplan entwickelt, welcher festhält, wie den Kindern bei Plapagei Sprache vermittelt werden soll. Ein zentraler Aspekt des Unterrichts ist das dialogische Lesen. Dabei lesen die Förderkräfte den Kindern ein Buch vor und stellen den Kinder währenddessen Fragen zum weiteren Vorgehen im Buch.

In der Sprachschule kommen verschiedene Lern-Methoden zum Einsatz: So gibt es verschiedene Möglichkeiten für Rollenspiele, eine Spiel-Küche, einen Handwerkskoffer und ein Ärzte-Set. „Unsere Förderkräfte schlüpfen selber in Rollen und geben den Kindern Wörter an die Hand, die die Kinder aufgreifen und selber erproben“, so Senajla Ikic.

Darüber hinaus gibt es in der Sprachschule Geschichtenboxen. Jede Box hat ein eigenes Thema und ist mit kleinen Figuren befüllt: „Die Kinder können sich Geschichten ausdenken und dadurch werden sie angeregt, selber die Sprache anzuwenden“, erklärt Ikic.

Das Vertrauen zu den Eltern und Kindern aufbauen

Eine Herausforderung für die Sprachschule ist es, auf das Angebot aufmerksam zu machen und Kinder für das Projekt zu gewinnen: „Um Kinder zu bekommen, muss man Vertrauen zu den Familien fassen“, betont Geschäftsführerin Ikic. „Auf die Menschen zuzugehen, trotz der Sprachbarrieren, war anfangs eine Herausforderung.“

Durch ein sogenanntes Mood-Board werden die Kinder jeden Tag bestärkt, ihre Gefühle auszudrücken.
Durch ein sogenanntes Mood-Board werden die Kinder jeden Tag bestärkt, ihre Gefühle auszudrücken. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Die Förderkäfte müssen viel Beziehungsarbeit leisten, um Vertrauen zu den Eltern und Kindern aufzubauen. Während der Sommerferien war das Team von Plapagei unter anderem auf dem Nordmarkt unterwegs, um Familien auf ihr Angebot aufmerksam zu machen.

Ein besonders emotionaler Moment für Senajla Ikic war, als sich vier Kinder aus der Sprachschule auf ihre Einschulung vorbereitet haben. Die Kinder haben Schultüten gebastelt und wurden gemeinsam in der Sprachschule verabschiedet.

„Das war eine richtig festliche Stimmung, weil die Eltern so glücklich waren, dass die Kinder bald eingeschult werden und uns auch Dankbarkeit entgegenbringen wollten“, sagt die Geschäftsführerin mit einem Lächeln im Gesicht.

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