In Kürze beginnt die Fußball-WM in Russland. Mehr als eine Milliarde Menschen werden das Medienspektakel verfolgen. Die Vermarkter dürfen sich auf traumhafte Profite freuen, solange ein Saubermann-Image aufrechterhalten werden kann. Daher ist die politische Frage nach dem Verbleib von Menschenrechten bei solchen Großveranstaltungen für die Investoren einfach nur überflüssig. Ebenso wie für autoritäre Regimes, die sie mit Füßen treten und sich als Ausrichter feiern lassen wollen. Und das Gros der Profisportler ist willfährig bis erzwungen lächelnder Teil der Schmierenkomödie, um die eigene Karriere nicht zu gefährden. – Aber es gibt ein wenig Hoffnung: Der Deutsche Fußballbund (DFB), diesem System immerhin nicht ganz so fern, lädt in seinem Fußballmuseum in Dortmund zur Diskussion darüber ein.
Sportberichterstattung thematisiert Menschenrechte erst seit Vergabe der WM für 2018 und 2022
Als er vor etwa zehn Jahren mit der Sportberichterstattung angefangen habe, seien dort Menschenrechte kein wirkliches Thema gewesen. Aber am denkwürdigen 2. Dezember 2010 gab die FIFA die Vergabe der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland bzw. Qatar bekannt. Seitdem habe sich dies sukzessive geändert, erklärt Florian Bauer.
Der unter anderem für die ARD und den WDR arbeitende Journalist ist bekannt für eine verhältnismäßig kritische Berichterstattung über sportliche Großveranstaltungen in autoritären Staaten. – Verhältnismäßig, wohlgemerkt: Denn allzu groß scheint dafür der Spielraum im Bereich des professionellen Leistungssports nicht zu sein.
So zumindest der starke Eindruck aus einer Diskussionsrunde von ExpertInnen, zu der das Landesbüro NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ins Deutschen Fußballmuseum geladen hatte. Es sollte um die „Spielwiese Menschenrechte“ gehen. Insbesondere darum, was große Sportevents für Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft und die Wahrung von Menschenrechten haben.
Die unselige Einheit von Politik und einflussreichen Sportverbänden in Demokratien
Ein Thema, das so manchen Beteiligten an den großen Events erhebliche Bauchschmerzen bereiten könnte. – Da wäre eine Politik, die in den demokratischen Staaten im Sport eigentlich erst dann politisch wird, wenn es um ordnungspolitische Motive geht: Etwa zur Bekämpfung von unerwünschten Auswüchsen um den Profisport. So bei Ausschreitungen von notorischen Fangruppierungen oder – schon deutlich halbherziger – beim Doping vor der eigenen Haustür.
Mit ihr vereint: Nationale wie internationale Sportverbände, die als Verein „1. FC $“ heißen könnten, und deren Einfluss weit in die politischen Eliten reicht. Sie überlassen dennoch oder gerade daher das Politische nur allzu gern der betreffenden Sachzuständigkeit von politischen Entscheidungsträgern. Damit diese erquickliche Rahmenbedingungen setzen, um verlässlich gute Geschäfte machen zu können.
Und die mit dieser eingeschliffenen Arbeitsteilung so gut fahren, dass sie locker hinreichend gebildete SportfunktionärInnen und MitarbeiterInnen für Öffentlichkeitsarbeit aus der Portokasse bezahlen können. Die tagtäglich der spiel- und heimatlüsternen Volksseele mit viel Trara („Echte Liebe“) einen apolitischen Sport um des Sports, um der Leistung oder des Vereins willen verkaufen.
Sportliche Mega-Events entschärfen potentiell innere Konflikte von autoritären Regimes
Komplettiert wird dieses kleine Horrorkabinett vom Meister aller Klassen, dem autoritären Politiker oder Diktator oder gleich einer ausgewachsenen Politikerkaste, die sich aus historischen Gründen stabil installieren konnte. Was hier besonders im Vordergrund steht, ist der Burgfriedenseffekt von sportlichen Großveranstaltungen.
Die Darbenden rücken zusammen, weil sie sich einer gemeinsamen Sache unterordnen. Denn Spiele einen, wo es ansonsten wenig Anlass zur Einigkeit gibt. Wenn Menschen willkürlich verhaftet werden, soziale Ungerechtigkeiten frappierend sind. Das funktioniert besonders gut über Mannschaftssportarten, vor allem beim Fußball. Weil die Elf da auf dem Spielfeld – als deindividualisierte Gruppe – Platz macht für eine Sache, den Verein.
Fußball fände deshalb eben nicht in einem luftleeren Raum statt, so Martin Pfafferott vom Landesbüro der FES einleitend. Er habe daher neben seiner sozialen, integrativen Funktion gleichermaßen Schattenseiten; zumal hinter ihm handfeste politische oder wirtschaftliche Interessen stünden.
Wie sehen die aus? Darauf sollte im Verlaufe des Abends von den geladenen ExpertInnen genauer geschaut werden.
Internationale Sportverbände: Profitable Veranstaltungen dürfen nichts mit Protesten zu tun haben
Kurzer Kick-off-Vortrag des bekannten Sportjournalisten Ronny Blaschke (Süddeutsche Zeitung): Zentrale Frage sei, so Blaschke, ob es ein Mega-Event gäbe, das niemanden schade? Dass hier berechtigte Zweifel angebracht sind, führt der Kenner von Sportgroßveranstaltungen an einer Reihe von Beispielen vor. Einige Kostproben mit kleinen Ergänzungen:
Grundrechte: Massive Einschränkungen während der Winterspiele 2014 im russischen Sotschi, die für Präsident Putin als eine Art Prestigeobjekt gelten und geschätzte 35 Milliarden Euro gekostet haben. Verbot von Protesten, Verhaftungen, ca. 1.000 Menschen seien festgesetzt worden.
Keine Liberalisierung durch die Spiele. Zudem: Weniger als drei Wochen nach deren Ende wird die Krim in das russische Staatsgebiet eingegliedert.
Und die Sportverbände leisten bereitwillige Hilfe für das autoritäre Regime: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) warnt noch während der Austragung vor Protesten auf dem Olympia-Gelände in Sotschi. Das IOC dulde keine politischen Statements, so ein Sprecher.
Wer Kasse machen möchte, braucht überhaupt keine negativen Schlagzeilen. Es verkauft sich nicht gut, was in Werbespots zwischen den Nachrichten mit Bildern prügelnder Polizisten angepriesen wird.
Durch Großveranstaltungen: Immer wieder massive Verletzung von Menschenrechten
Arbeiterrechte: sklavenähnliche Zustände in Qatar. Es sei gut, lobt Blaschke, dem ehemaligen jüdischen Präsidenten von Bayern München, Kurt Landauer, ein Denkmal zu widmen. Aber zugleich in Länder wie Qatar ins Trainingslager zu fliegen, in ein Land, wo der damalige Präsident vermutlich massive Schwierigkeiten gehabt hätte, dies sei schlicht widersprüchlich.
Und auch in demokratischen Staaten wirkten Mega-Events negativ auf die Gesellschaft zurück. So seien vor den Olympischen Sommerspielen in Atlanta von Mai 1995 bis Mai 1996 nach Angaben einer Hilfsorganisation etwa 9.590 Obdachlose wegen „Herumtreiberei“ festgenommen. Stadtweit wurden 1.000 Hightech-Überwachungskameras installiert.
Die Mutter aller Olympischen Spiele in dieser Liga war allerdings Peking im Sommer 2008: über eine Million Menschen hätten für sie ihre Wohnungen verlassen müssen. Das Zentrum für Wohnrechte und Vertreibung (COHRE) spricht davon, dass durch Bauvorhaben 1,5 Millionen Menschen zwangsumgesiedelt wurden.
Nach 2022 soll alles besser werden: Menschenrechte gehören zu den Vergaberichtlinien für Turniere
Es darf sich also gerne etwas ändern. Ein zarter Versuch, um Menschenrechtsverletzungen bei Großveranstaltungen beizukommen: die 2015 gegründete Sports and Rights Alliance (SRA), ein Zusammenschluss von Menschenrechtsorganisationen mit anderen Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) wie Gewerkschaften oder Vereinigungen von SpielerInnen und Fans. Mit von der Partie: Human Rights Watch Deutschland.
Deren Deutschland-Direktor, Wenzel Michalski, weiß von Gesprächen mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) zu berichten. Dort verstünden die Verantwortlichen mittlerweile – nach Medienschelte durch kritische Journalisten – sehr gut, wo die Probleme lägen. Nämlich bei so Fragen wie: Inwieweit macht man sich als Team mit zum Komplizen bei einer staatlich gelenkten Propagandaveranstaltung Marke EM/WM?
Zudem sei es gelungen, auf den internationalen Fußballverband FIFA durch die Sports and Rights-Alliance Druck auszuüben, so dass jetzt die Menschenrechtsebene in den Vergaberichtlinien stünde – für die Zeit der Weltmeisterschaften nach 2022. Jetzt, im Sommer in Russland, hieße es allerdings und dazu alternativlos: „Augen zu und durch“, so Michalski etwas hilflos. – Hinzuzufügen wäre, der Vollständigkeit halber: Und in Qatar 2022, sollte die Fußball-WM dort wirklich stattfinden.
BürgerInnen in demokratischen Staaten wehren sich immer häufiger gegen die Austragung von Spielen
Aber warum finden seit geraumer Zeit Olympische Spiele und Fußballgroßveranstaltungen in – vorsichtig ausgedrückt – autoritären Staaten statt? Dafür hat der sportpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion NRW, Rainer Bischoff, eine einfache Erklärung: weil Demokratien eine Ausrichtung ablehnten – letztes Beispiel Hamburg.
Die BürgerInnen wollen einfach nicht. Während die Autokraten ihre Leute erst gar nicht fragten. Dies sei ein gesellschaftlicher Zwiespalt und es bisse sich die Katze gewissermaßen in den Schwanz, so Bischoff.
Im kommenden September steht übrigens wieder eine wichtige sportpolitische Entscheidung an: Dann geht es um die Frage, wer die EM 2024 ausrichtet. Die Bundesrepublik oder die Türkei, mit den schönen neuen Stadien in den Wahlhochburgen Erdogans.
Das Pikante daran: Die UEFA hat (früher als die FIFA) diesmal in die Ausschreibung explizit das Thema Menschenrechte als Evaluationskriterium für die Vergabe geschrieben. Anscheinend aber nicht deutlich genug. Oder warum bewirbt sich dann ein Land, für dessen autokratischen Präsidenten alle Opposition, jede abweichende Meinung gleich Terrorpropaganda ist und deshalb kritische JournalistInnen in den Gefängnissen schmoren?
Zweifelhafte Kandidaten buhlen um die nächsten Großveranstaltungen im Fußball
Apropos Türkei und Fußballeuropameisterschaft: zwischendurch eine Stellungnahme aus dem Zuhörerraum. Ein Auslandskorrespondent eines nach seinen Angaben regierungskritischen Fernsehsenders, Tele 1, meldet sich zu Wort. Von türkischer Herkunft, sei er hin und her gerissen. Letztlich aber ausschlaggebend für ihn: die Verletzung der Menschenrechte in seinem Land. Bekäme Erdogan die EM feierte er dies als Triumph und würde innenpolitisch punkten.
Erneut wird klar und deutlich: Diktaturen (oder solche, die es werden wollen) profitieren von Großveranstaltungen, die manchmal über eine Milliarde Menschen weltweit gleichzeitig vor die Fernseher bringen (wie angeblich beim letzten WM-Endspiel in Brasilien).
Denn diese eine Milliarde, das sind potentielle KäuferInnen, die neben und in dem Spiel mit tausend und einem werbepsychologischen Trick angegeilt werden, bedenkenlos zu konsumieren – eingeschlossen die Propaganda, mit der sich jene Regimes blumig legitimieren wollen, welche das Turnier austragen.
Und die Demokratien? Letzter Akt, der Wettstreit um die Austragung der Fußball-WM 2026. Ein zweifelhaftes Joint Venture aus USA/Kanada/Mexiko bewirbt sich gegen Marokko, wo es ein Gesetz gegen Schwule/Lesben gibt, das in den Bewerbungsunterlagen nicht auftauche. Da aber ab 2026 nach langem Ringen mit der FIFA zu den Vergabekriterien der WM besagte Menschenrechtsrichtlinien gelten sollen, wären die Bösen raus. Sollten sie wirklich gelten.
Allgemeine Menschenrechte sind der FIFA völlig gleichgültig, solange der Rubel rollt
Die Guten sind aber nicht viel besser, nur irgendwie anders schlimm. Weil es in den westlichen Demokratien einen Hiatus gibt zwischen der relativen Freiheit des Wortes und jener (politisch nicht immer gezügelten) kapitalistischen Gier, der Menschenrechte im Grunde vollständig gleichgültig sind, solange die Kasse klingelt.
Menschenrechte seien der FIFA egal, „Hauptsache, die Kohle stimmt“, fasst Christoph Strässer, jetzt Präsident von Preußen Münster und zuvor lange Jahre im Deutschen Bundestag mit Menschenrechtsfragen befasst, diesen Problemaspekt zusammen.
Ihm sei zu wenig die Rede von der „durchgreifenden Kommerzialisierung von Fußball und Sport überhaupt als Profitmaschine“, wirft der Sozialdemokrat ein. Und da hinge ebenfalls der Deutsche Fußball „in einem bisher nicht inkriminierten Aspekt“ drin. Siehe die nicht beendeten Untersuchungen zum Sommermärchen.
Daher würde der viel bemühte Gegensatz zwischen „demokratisch“ hier, und „autoritär“ dort, der Sache nicht wirklich gerecht. Es fehlt ihm an hinreichendem Explikationspotential, weil vertuscht wird, dass auch aus demokratischen Systemen heraus allerlei Fragwürdigkeiten möglich sind, die ihrem Selbstverständnis widersprechen.
Sportverbände schieben Menschenrechtsverletzungen gerne auf die Politik ab
Dazu gehört die von autoritären wie demokratischen Systemen gleichermaßen betriebene Entpolitisierung des Sports. Strässer berichtet von einer gemeinsamen Anhörung des Sportausschuss und des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des deutschen Bundestages zu der Frage, ob es vertretbar sei, in China Olympische Spiele durchzuführen.
Der Sportausschuss hätte sich seinerzeit im Jahre 2008 schon sehr schwer damit getan, die Anhörung überhaupt mit dem Menschenrechtsausschuss zusammen durchzuführen. Anwesend seien Gäste wie Thomas Bach (seit 2013 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, IOC) und Michael Vesper (bis 2017 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, DOSB) gewesen.
„Die klare Botschaft aus diesen Ausschussreihen war: Lasst uns mit den Menschenrechten in Ruhe; das ist eine Sache der Politik, nicht des Sports und der Sportverbände!“, so Strässer. Daher seien die internationalen Verbände das größte Problem. „Die machen die Spiele da, wo sie das meiste Geld kriegen. Punkt. Aus“, schließt er.
Ehemaliger Fußballprofi Jonas Ermes setzt sich für junge Flüchtlinge ein
Die Entpolitisierung des Sports und ihr Zusammenhang zu seiner vollständigen Kommerzialisierung im Hochleistungsbereich wie bei Großveranstaltungen beleuchtet aus Sicht von SpielerInnen der ehemalige Fußballprofi Jonas Ermes, der alle Jungendnationalmannschaften des DFB durchlief, dann aber lieber ein Studium begann, als eine Karriere als Fußballer zu machen. Und das hatte Gründe.
Jonas war bei der U17-WM in Nigeria, 2009. Das erste, was er aus dem Bus nach der Landung gesehen habe: ein brennendes Auto. Er sei während des Turniers abgeschottet worden, habe das Land nur aus Bussen wahrgenommen. „Ich habe dort zum ersten Mal in meinem Leben Armut gesehen, und wenn es nur von der Brücke war, aus dem Bus heraus hinunter in die Slums von Lagos“, erklärt er.
Dies habe sich tief in ihm festgebrannt und sei einer der Beweggründe, weshalb er sich heute engagiere. Zusammen mit Andreas Guthe (FC Augsburg) gründete er im September 2015 den Verein „In safe hands“, der sich unter anderem für junge Flüchtlinge und deren Integration einsetzt. SportlerInnen könnten viel stärker eine Vorbildfunktion übernehmen, sagt Jonas. – Eigentlich.
Spielen, nicht denken! – Profifußballer sind gefangen in einem Netz von Erwartungen
Denn faktisch stünden die FußballspielerInnen unter erheblichen Zwängen. Alle erwarteten, dass sie sich voll auf den Sport konzentrierten. Innerhalb dieses Erwartungshorizontes seitens des Verbandes, von Sponsoren und des medialen Umfeldes seien die Sportler gefangen und müssten berechtigterweise befürchten, dass außersportliches Engagement einen negativen Einfluss auf ihre Karriere habe. Deshalb schwiegen sie.
Und sie werden früh darauf hin trainiert, eigenständiges Denken in der Öffentlichkeit tunlichst zu unterlassen: Von den Jungendmannschaften an würde SpielerInnen erklärt, was sie nach Außen hin sagen sollten, wie sie mit der Presse umzugehen hätten, betont Sandra Schwedler, Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli.
Das entscheidende Problem sieht sie darin, dass der Fußball als Marke geführt werde, die ein sauberes Image bewahren müsse. Daher seien Nebenthemen und öffentliche Diskussionen unerwünscht, so die Chefin des Hamburger Ausnahmevereins.
Es bewegt sich etwas im deutschen Fußball – und es muss sich noch weitaus mehr bewegen!
Immerhin: Es hat sich in den letzten Jahren etwas getan im deutschen Fußball, darüber sind sich die Anwesenden einig. Der DFB mit seiner Kampagne für Vielfalt, Toleranz, Integration; die vielen Initiativen unzähliger, kleiner wie großer Vereine gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus, Neonazis – das Engagement für die Verteidigung unveräußerlicher Menschenrechte ist in weiten Teilen der bundesrepublikanischen Verbände und Vereine, ist in der sportbegeisterten Mehrheitsgesellschaft angekommen. Zumindest, was die eigene Haustür betrifft.
Es ist hier etwas in Bewegung geraten. Eine kritische Debatte beispielsweise – wie an diesem Abend im Fußballmuseum – über die unselige Verwicklung des Sports, insbesondere auch des Fußballs und seiner Institutionen mit unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Interessen: die hätte es so und mitgetragen vom DFB vor gar nicht allzu langer Zeit vermutlich nicht geben können.
Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch reichlichst zu tun gibt. Darauf verweist abschließend Ronny Blaschke, deutet zwei Aspekte an. Bei einem Umsatz allein der 18 Bundesligaclubs von jährlich über drei Milliarden Euro könne aus dem eigenen Wirtschaftskreislauf viel mehr an sensitiven Stellen getan werden, wo heute vor allem Ehrenamtliche tätig seien, so der Sportjournalist.
Und: Trotz der vielbeschworenen Vielfalt im deutschen Fußball – in den Geschäftsstellen, in den Kuratorien, bei den Schiedsrichtern: Menschen mit Einwanderungsbiographien seien dort genauso deutlich unterrepräsentiert wie in seiner Chefredaktion oder anderen Führungspositionen.