Von Joachim vom Brocke
Ganz diszipliniert sitzen die Kinder im Stuhlkreis in der Nordmarkt-Grundschule. Der Besuch von Fotografen und Erwachsenen in der Klasse wurde zwar bestaunt, doch schnell waren die Erwachsenen, die im Hintergrund den Unterricht verfolgten, vergessen. Dipl.-Pädagogin Stefanie Brodhage stimmte mit ihren Schützlingen ein herzliches Begrüßungslied an. Gewissermaßen als Dankeschön. Denn der Vorstand des Lions Club Phönix mit Präsident Uwe Bieber und den Vorstandsmitgliedern Hans Grewel, Gregor Durben und Claus-Dieter Weibert waren nicht mit leeren Händen gekommen.
Lions Club Phönix fördert die Spiel- und Lernstube am Nordmarkt mit 15.000 Euro
Mit weiteren 15 000 Euro förderte der Lions Club Phönix die Spiel- und Lernstube an der Nordmarkt-Grundschule, ein vorschulisches und schulbegleitendes Pilotprojekt für neu zugewanderte Kinder ohne Sprachkenntnisse. Durch die gemachten positiven Erfahrungen hatte sich der Club entschieden, das Projekt ein weiteres Jahr finanziell zu unterstützen.
„Drei Zeitstunden nachmittags drücken die Kinder täglich die Schulbank“, informierte Alma Tamborini, Konrektorin der Nordmarkt-Grundschule: „Sie werden so fit gemacht für den späteren Besuch der Grundschule, damit sie dem Unterricht besser folgen können“.
Seit 2012 ist an der Nordmarkt-Grundschule der Anteil der Kinder, die bei ihrer Einschulung kein Wort Deutsch sprechen, auf in diesem Jahr 22 Kinder gestiegen. Die Kinder sind in der Regel ein halbes Jahr bzw. bis zwei Jahre vor ihrer Einschulung nach Dortmund eingewandert. Mehrheitlich stammen sie aus Roma-Familien aus Bulgarien, Rumänien oder aber Spanisch-Marokko.
„Den Kindern fehlen grundlegende Vorerfahrungen, die ein Kind vor seiner Einschulung bereits gemacht haben sollte“, betonte Konrektorin Alma Tamborini; mitunter seien einigen Kindern auch das Regelverhalten völlig fremd.
Großes Vertrauen der Eltern in die Einrichtung Schule: „Die kommen mit allen Problemen zuerst zu uns“
Nach den gemachten Erfahrungen hätten manche „noch nie einen Bleistift, Papier oder eine Schere benutzt oder nie einen Turm aus Bauklötzen gebaut, mit dem Würfel gewürfelt, ein Puzzle zusammengesetzt oder in einer größeren Kindergartengruppe gespielt“.
In der Spiel- und Lerngruppe, zurzeit von 18 Kindern besucht, sollen ihnen bessere Startchancen geboten werden. Und alle lernen hier und verstehen hier schnell. Nicht zuletzt durch das starke Engagement von Stefanie Brodhage verfolgen auch die Eltern das Projekt: „Der letzte Elternabend war zu einhundert Prozent besucht“.
Groß sei überhaupt das Vertrauen der Eltern an die Einrichtung Schule: „Die kommen mit allen Problemen zuerst zu uns“.
Nordmarkt-Grundschule und Stadtteilschule e.V. (als Träger des Projektes) setzen sich damit für mehr Chancengleichheit ein. Erfahrungsgemäss können Kinder ab der Einschulung nicht mehr mit den anderen Kindern lernen.
Vor allem benötigen die Kinder Zeit, die deutsche Sprache zu lernen, nicht gemachte Erfahrungen nachzuholen und benötigen besonderen Unterstützungsbedarf, um Entwicklungsverzögerungen in Wahrnehmungsbereichen aufzuholen: „Das Rechnen, Schreiben und Lesen lernen diese Kinder in ihrem ersten Schuljahr meist nicht“, wissen Konrektorin Anna Tamborini und Pia Tendeng von der Stadtteilschule.
Info:
Maximal ein Jahr bleiben die Kinder in der Spiel- und Lernstube und wechseln dann in die vorgesehenen Grundschulklassen.