Nach der Fusion mit der Sparkasse Schwerte im vergangenen Jahr:

Sparkasse Dortmund nutzt neu gewonnene Expertise für eigene Immobiliengeschäfte

Wenig schmuckvoll ist die Kampstraße zwischen Petri- und Reinoldikirche.
Nach der Fusion nutzt die Sparkasse Dortmund ihre neugewonnene Expertise für Immobiliengeschäfte.

Seit etwas mehr als einem Jahr gehört die Sparkasse Schwerte nun zur Dortmunder Sparkasse. Die durch die Fusion gewonnene Expertise nutzt das Geldinstitut nun, um auf dem Immobilienmarkt einzusteigen – anders als sonst aber nicht nur als Geldgeber, sondern auch als Besitzer und Verwalter.

Sparkasse Schwerte war „idealtypisch aufgestellt“

Etwas mehr als ein Jahr nach Fusion der Sparkassen Dortmund und Schwerte zeigt die Bank ein neues Konzept auf. Man konzentriere sich nun vermehrt auf die Immobilienbranche, konkret auf Neubau von Wohnungen und Gebäude für den öffentlichen Sektor, berichtet Ulrich Bartscher, Bereichsleiter für Immobilienbeteiligungen und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwerte.

Ulrich Bartscher ist Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwerte.
Ulrich Bartscher ist Bereichsleiter für Immobilienbeteiligungen und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwerte. Foto: Stadtsparkasse Schwerte

Aktuell habe die Sparkasse 600 Mietwohnungen im Bestand, erzählt Bartscher. Die meisten stammen dabei aus Schwerte. „Wir haben bereits 2016/2017 damit angefangen“ erklärt der Bereichsleiter. Die Bankenaufsicht forderte dazu auf, sich unabhängig vom Zins zu machen, da die Zinsmargen geschrumpft seien. Deshalb habe man sich zwecks der Stärkung des Eigenkapitals und der Risikostreuung zu dem neuen Geschäftsfeld entschlossen.

Man habe sich damals gefragt: „Was passt zur Sparkasse?“ so Bartscher. Aufgrund der Immobilientradition der Bank habe man sich für dieses Feld entschieden – mit Erfolg: 2019 kam eine bankaufsichtliche Sonderprüfung zu der Einschätzung, dass die Sparkasse Schwerte „idealtypisch aufgestellt“ sei. Seither seien knapp 30 Sparkassen aus ganz Deutschland nachgezogen, erzählt Bartscher.

Wohnkomplex mit 380 Wohnungen durch die Sparkasse gebaut

Der Bedarf an Wohnungen ist enorm, das wusste man auch in Schwerte. Deshalb habe man den Fokus auf private Neubauwohnungen mit dem höchstmöglichen ökologischen Standard gelegt. Neu sind nun Gebäude für den öffentlichen Sektor, etwa das Sozialamt der Stadt Bochum oder das Amtsgericht in Werl. Dort habe man keinen Leerstand und somit auch keinen Mietausfall.

Das alte Versorgungsamt an der Rheinischen Straße müsste vor einer erneuten Nutzung entkernt werden. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Eine Ausnahme macht die Sparkasse allerdings: Über das alte Versorgungsamt an der Rheinischen Straße ist die Bank im Moment in Verhandlungen. Problematisch ist allerdings der Denkmalschutz an Teilen des Gebäudes. Man wolle die Immobilie so entkernen, so das es letztendlich ein Quasi-Neubau werde.

Das bislang größte Projekt der Sparkasse ist der Wohnkomplex an der Ernst-Mehlich-Straße/Heiliger Weg. 380 Wohnungen werden dort gebaut, ein Drittel davon sind Sozialwohnungen. Denn mit dem höchstmöglichen ökologischen Standard werden die „am besten gefördert“ so Bartscher. Metaphorisch erklärt er die Mieten als „feinen Sprühnebel“, die zu Gewinnen für die Beteiligungsgesellschaften werden. In Schwerte waren das zuletzt etwa 20 Prozent des Betriebsergebnisses.

Gebaut durch die Sparkasse: Der Wohnkomplex an der Ernst-Mehlich-Straße Foto: Torsten Heinrich Wieschendahl

Die Dortmunder Sparkasse hält zehn Prozent an der städtischen Wohnungsgenossenschaft Dogewo. Damit hatte man schon vorher Erfahrungen in dem Bereich, bei weitem aber nicht die Expertise wie die Schwesterbank aus Schwerte, erzählt Peter Orth, Vorstandsmitglied des Geldinstituts.

Auf Nachfrage, ob durch die neuen Pläne der Bank Probleme mit Wohnungsunternehmen entstanden sind, verneint Orth. Dafür sei der Markt bzw. der Bedarf viel zu hoch. „Wir sind nicht der einzige Player, wir sind nicht der Größte, wir wollen nicht andere wegdrängen“, so Orth.

Von der Tribüne aufs Spielfeld

Experimente wolle man nicht wagen, erzählt Orth. Investitionen sollen nur in Immobilien in der Nähe fließen. „Es gibt nichts ohne Risiko“, findet Bartscher. „Aber wenn du auf der Tribüne sitzt und du bekommst einen Ball vor den Kopf oder du stehst auf dem Spielfeld und kriegst einen Ball vor den Kopf. Derselbe Kopf, derselbe Ball, derselbe Spieler. Wo ist denn der Unterschied?“ Die Aussage ist klar: Die Sparkasse ist nicht mehr nur einer von vielen jubelnden Fans, sondern steht auf dem Platz – zwar nicht als Kapitän, aber schrittweise als Stammspieler.

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