SOS am Hafen: Kult-Kneipe Subrosa droht finanzielle Schieflage, Gäste bieten Support

Großes Interesse: Gründung eines Fördervereins in der Diskussion

Subrosa, Aussenansicht 2018
Die Hafenkneipe Subrosa an der Ecke Feldherrnstraße/Gneisenaustraße – hier eine Aussenansicht von 2018. Am Abend gehen die Rollladen hoch und es wird gefeiert. Nun wird dringend Hilfe benötigt, damit der Anblick der geschlossenen Kneipe nicht zur Regel wird. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

„Ich wusste nicht, ob drei oder 3000 Menschen kommen“, sagt Simon Grimm, Besitzer des Subrosas. Ausnahmsweise steht er mal selbst auf der kleinen Konzertbühne und die Rührung ist ihm anzumerken. Sein Hilferuf zur Rettung der Kneipe verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Kneipe ist voll, viele sind Stammgäste seit der ersten Stunde: „Hier ist doch keiner unter 40“, ruft ein Gast – Proteste aus einer anderen Ecke. Doch Altersdifferenzen sind nicht das Problem, wenn es um die Zukunft des Ladens geht, denn „eigentlich läuft es super,“ erklärt Grimm „aber…“

„Ich weiß nicht, wo noch Stellschrauben sein könnten“

Vor zwölf Jahren ist Simon Grimm nach Dortmund gekommen. 2019 hat er „etwas blauäugig“ das Subrosa in der Dortmunder Nordstadt übernommen. Schon damals war die Kneipe Kult und es lief gut an. Grimm nahm einen Kredit auf, behielt aber erstmal seinen Job. Und das war gut, denn dann kam Corona. Ausnahmezustand.

Seit 2019 ist Simon Grimm Besitzer der Hafenkneipe Subrosa – aus Leidenschaft, Gehalt kann er sich nicht zahlen. Er arbeitet tagsüber noch Vollzeit. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

2022 rettet ihn eine große Förderung: das Subrosa gewinnt den mit 30.000 Euro dotierten Applaus Award des Bundesministeriums für Kultur und Medien. Endlich gibt es ein kleines Polster – aber ein Gehalt kann sich Grimm nicht zahlen. Er arbeitet einfach Vollzeit weiter. Zumindest ist er langsam den Kredit los.

Grimm hat keine Scheu seinen Gästen gegenüber die Zahlen transparent zu machen – sie hängen auf Flip-Chart-Papier an der Wand, da wo sonst die Gin-Sorten promotet werden. ___STEADY_PAYWALL___

Der Umsatz liegt über 300.000 Euro – und „das ist doch gut, das zeigt mir das der Laden läuft“, findet Grimm und „dass wir damit nicht zu Rande kommen, da schäme ich mich fast ein bisschen.“

„Wenn ich für ein Bier sechs Euro nehme, dann käme ich hin.“

Aber die Entwicklungen für 2025 lassen nichts Gutes erwarten, denn alle Kosten sind gestiegen: „Energie, Personal – das sind die große Posten, aber auch jede Kerze oder das Klopapier. Ich weiß nicht, wo noch Stellschrauben sein könnten.“ 2024 hat er bereits die Preise erhöht, denn die Reserven sind weg: „Eine Null wäre schön, aber wenn ich mir das so angucke, weiß ich nicht, ob ich Ende diesen Jahres noch die Löhne zahlen kann.“

Kostentransparenz am Gin Tonic-Brett. Wenn es so weitergeht, könne Ende 2025 keine Löhne mehr bezahlt werden. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Viele Diskussionen haben sie bereits in ihrem kleinen Team geführt. Sollen wir noch mal die Preise erhöhen? „Wenn ich für ein Bier sechs Euro nehme, dann kommen wir hin, aber das geht doch nicht“, rechnet er vor.

Zweite Stellschraube: Personal. Wie können wir effektiver werden und doch die Qualität halten? „Hier haben wir wenig Spielraum“, erklärt Grimm. Der Mindestlohn wird steigen, das sei fair, aber eben auch schwer zu finanzieren – und weniger Personal ginge auch nicht: „Wir machen schon alles selbst: putzen, servieren, booking.“

Wie wäre es mit: Keine Konzerte mehr, nur noch Barbetrieb? „Ja, das könnte klappen, denn bei den Konzerten zahlen wir meistens drauf. Die Systematik der Querfinanzierung über den Verzehr, die funktioniert nicht mehr so wie früher.“ Zu den Konzerten gehöre ja nicht nur die Gage der Bands, hinzu kommen Soundtechnik, die Wohnung, Gema-Gebühren.

Keine Konzerte mehr? In diese Richtung möchte eigentlich keiner der Anwesenden denken, denn die Konzerte, diese kleine Bühne, das ist doch das Herzstück des Ladens! Wer hat hier nicht schon alles gespielt? Ab und zu geht die Diskussion in Einzelgesprächen unter. Die Gäste kommen miteinander ins Gespräch, erinnern sich: Was haben wir in dieser Kneipe nicht schon alles erlebt?

Gäbe es keine Konzerte mehr, würde die Kneipe laufen – aber wer will das?

Weitere Ideen sind gefragt und die Gäste diskutieren: Höhere Bierpreise sind für einige ok, für andere nicht akzeptabel: „Es soll niedrigschwellig bleiben, es muss auch das Soli-Bier weiterhin geben.“ Soll der beliebte Friday Music Club ab sofort Eintritt kosten? Nein, findet eine Mehrheit – aber „im Durchschnitt sind 300 Euro im Hut. Das kriegen die Bands. Uns bleibt hier null übrig,“ berichtet Grimm.

Ideen sammeln für die Rettung: Überall in der Bar lagen Moderationskarten aus. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Ein Euro mehr an den Konzertabenden für das Bier? Oder: Wie ist es denn mit Sponsoren? „Wir waren da zuletzt recht erfolglos,“ gibt Simon zu, „aber wenn ihr Kontakte habt und uns vernetzen könnt – immer gerne.“ Für ihn wäre schon viel gewonnen, wenn die Last auf mehrere Schultern verteilt werden könnte. In Zahlen heißt das: „20.000 Euro, das wäre ein Ziel.“ So groß ist aktuell das Minus.

Und die Bereitschaft etwas dazuzugeben ist da. Manche wollen sofort etwas spenden – aber so geht das natürlich auch nicht. „Das sind ja nicht meine Einnahmen und es geht mir hier auch nicht um eine private Pleite“, macht Grimm deutlich.

Vielleicht könnte es ein Förderverein regeln? Dann wären doch auch Spenden und vielleicht öffentliche Mitteln für das Kulturprogramm möglich? Die Idee ist gut, andere Clubs haben es bereits vorgemacht – aber wie geht das?

Solidarität ist gefragt: Wer mitarbeiten will, soll sich melden

Es wird konkret: Karten liegen aus, auf denen Ideen gesammelt werden. Lob und Kritik sind gefragt und man kann seine Adresse hinterlassen, wenn man in Kontakt blieben will. Wer hat Erfahrung mit der Gründung eines Vereins? Wer würde spenden wollen? Wer hat Zeit um mitzumachen?

Idee: „Nehmt doch 2-3 Euro für den Friday Music Club, das tut nicht weh.“ – „Doch, das tut weh“, schreibt jemand darunter. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

In Sachen Unterstützung und Beratung zur Gründungs- und Steuerfragen sind Expert:innen gefragt. Aber neulich, da war der Klempner da und das hat am Ende 1000 € gekostet. Sowas kann man vielleicht auch anders lösen? Hat jemand Lust die Baumscheiben vor dem Subrosa zu bepflanzen oder bei der PR zu helfen?

„Wir haben viele Idee, aber das ist in unserem kleinen Team auch alles nicht so einfach zu organisieren“, so Grimm. Wir sind offen für alles – aber wir brauchen Menschen, die sich konkret kümmern und wir brauchen eine Struktur.“

Einzige Kritik des Abends: Es gibt noch keine konkrete Angebote. „Dies war der Auftakt“, gibt Grimm zu bedenken. „Wir wollten erstmal sehen, ist da eine Bereitschaft? Was wollen die Menschen?“ Nun wollen sie sich einige Tage zurückziehen und die Karten auswerten. Am 1. Juli ist Subrosa-Geburtstag – bis dahin soll ein Plan vorliegen. Wer mitmachen will, kann sich melden. E-Mail genügt: info@hafenschaenke.de


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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