Die 15. DVS-Jahrestagung „Sport und Raum“ ist offen für Alle

„Skaten und Klugschei$en“: Wissenschaftliche Perspektiven des Skateboarding als Thema

Der Skatepark erfreut sich landesweit großer Beliebtheit.
Seit 2012 ist die ehemaligen Eishalle in der Nordstadt ein reiner Skatepark. Er erfreut sich landesweit großer Beliebtheit. Archivbilder: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Wer schon einmal im Leopoldpark war, weiß, dass die Luft hier statt von Vogelgezwitscher eher von Rollen-auf-Rampen-Geräuschen erfüllt ist. Seit 2012 gibt es die Indoor-Skateboardhalle an der Leopoldstraße. Nun wird die Dortmunder Kultureinrichtung zur Schnittstelle zwischen Universität und urbaner Szene. Vom 5. bis 7. Oktober lädt die DVS-Kommission „Sport und Raum“ zu ihrer 15. Jahrestagung ins Keuninghaus in der Nordstadt. Unter dem Motto „Skaten und Klugschei$en“ bieten die Veranstalter:innen neben interdisziplinären Vorträgen zum Thema Skateboarding ein attraktives Rahmenprogramm.

Die Skatewelle ist Mitte der 1970er aus Südkalifornien nach Deutschland geschwappt

„Kaum eine Bewegungskultur ist so stark im urbanen Raum verankert wie das Skateboarding“, heißt der erste Satz im Call for Paper – dem Aufruf für Interessierte, fachlich-relevante Beiträge zum Thema an die Organisator:innen zu schicken. Dabei geht es Veranstalter Benjamin Büscher darum, sozusagen einen „Kick Flip“ (ein Skatetrick mit 360°-Brett-Drehung) von akademischem „Klugscheißen“ zu den Interessen der Szene im städtischen Raum zu landen.

Die UTOPIA-Zeiten als alternative Zwischennutzung am Dortmunder U ist längst Geschichte. Dafür gibt es neue Spots, die bei der Stadtberadelung bei der Tagung erkundet werden. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Dies will ihm sicher gelingen, denn Büscher ist nicht nur Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sportwissenschaft der TU Dortmund, der seit Jahren zum Thema Rollsportkultur in städtischen Settings forscht. Auch bringt Büscher seit vielen Jahren Kids das Skaten bei und lehrt Studierende, wie sie Rollsport in ihre Unterrichtspraxis einbauen können. Er selbst ist seit früher Jugend ein erfahrenes Mitglied der Skateszene in Dortmund, deren Ursprung bis weit in die 1980er Jahre zurück geht. ___STEADY_PAYWALL___

Als die Skatewelle der Asphaltsurfer Mitte der 1970er aus Südkalifornien nach Deutschland schwappt, gelten Skateboards zunächst als „gefährlich“. „Aufgrund der hohen Verletzungsgefahr“, so hieß es in der Tagesschau vom 07. Mai 1977, ersuchte das Bundesarbeitsministerium ein Verbot für Rollbretter auf deutschen Straßen. Dass Skateboarden aber ganz im Gegenteil von einem Sport zu einem Lebensgefühl urbaner Jugendkultur in deutschen Großstädten heranwachsen konnte, hat vor allem zwei Gründe.

Die Wissenschaft beleuchtet ein breites Spektrum unterschiedlicher Handlungsfelder

Mitte der 1980er war es der Münsteraner Titus Dittmann, der Skateboards im Gepäck nach Deutschland schmuggelte. Für viele Jahre gilt er mit seinen „Monster Masterships“ als Urvater deutscher Skatemeisterschaften und stattet Szene-Mitglieder in seinen Titus-Shops bundesweit mit Baggy-Jeans und Airwalks aus.

Skatepark-Contest
Rund um den Skatepark gibt es Angebote. Archivbild: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Als Skaten in den 1990ern plötzlich mehr und mehr in die Subkultur hinabrollt, schafft es die erfolgreiche Videospielserie Tony Hawk Pro Skater ab 1999 immer wieder Leben nicht nur in die Spielkonsolen von Skatefans zu hauchen. Dass Skaten heute weit mehr ist als Lärmbelästigung und öffentliches Ärgernis, an dem Mädchen nur als passive „Bettys“ teilhaben, stellt die 15. DVS-Tagung mit ihrem Themenschwerpunkt Skateboarding ein weiteres Mal unter Beweis.

Tatkräftige Unterstützung findet die Veranstaltung im DKH durch den Vorsitzenden der DVS-Kommission „Sport und Raum“, Tim Bindel von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Skateboardinitiative Dortmund. Das ist der gemeinnützige Verein, der seit 2012 die Indoor-Skateboardhalle in der Nordstadt bewirtschaftet und als Sprachrohr für die lokale und überregionale Skateboardszene gegenüber der Politik und den öffentlichen Einrichtungen der Stadt Dortmund fungiert.

Das Thema Spiel und Sport ist wichtig - Anlaufpunkt ist u.a. der Skatepark. Foto: David Lebuser
Auch Inklusion mit WCMX ist ein Thema. Foto: David Lebuser

Mit der Tagungsidee trat der Uni-Professor für Sportpädagogik/Sportdidaktik Tim Bindel aktiv auf Ben Büscher und die Skateboardinitiative zu, auch weil er im Dortmunder Skate- und Kulturzentrum eine ideale Verschmelzung von Bedingungen vorfindet.

Während die Wissenschaft ihr Licht auf ein breites Spektrum unterschiedlicher Handlungsfelder des Skateboarding wirft, kümmert sich die ursprünglich als Verein zur Förderung der Jugendkultur Dortmund e.V. bekannte Skateboardinitiative um das Rahmenprogramm.

Die Tagung richtet sich auch an Szenemitglieder, Sportler:innen und Stadtgesellschaft

Tagungsposter "Skaten & Klugschei$en"
Tagungsposter „Skaten & Klugschei$en“

Das Tagungsprogramm verspricht neben Einblicken in die historischen Trends des Skateboarden eine Vielzahl von Beiträgen, z.B. zu Sportverletzungen oder den Potenzialen von städtischen Skateräumen aus FLINTA-Perspektive (Abk. f. Frauen, Lesben, Intersex-Personen, Nicht-binäre-Personen, Trans-Personen und Agender-Personen, d. Red.).

Bei abendlichen Skatesessions, einer von NetxtBike unterstützten Stadtberadelung zu Dortmunder Skatespots und verschiedenen Praxisworkshops für WCMX (Mischung aus Skaten und BMX im  Rollstuhl, d. Red.) sowie einer Inklusiven Skate-Olympiade „Sit’n’Skate“ inklusive Preisverleihung zeigt sich die Offenheit des Rollsports und seine kulturellen Potenziale.

Die Tagung richtet sich daher sowohl an Szenemitglieder, Sportler:innen und Stadtgesellschaft als auch Vertreter:innen von Raumplanung, Kultur- und Sportwissenschaft. Die Anmeldung zur Tagung kostet ermäßigt EUR 25,- und schließt die Teilnahme am Programm mit ein.


AKTION: Bei der Anmeldung zur Tagung vom 05. bis 07.10.2023 auf der Seite der TU Dortmund erhalten unsere Leser:innen unter Angabe des Codeworts „Nordstadtlocal“ den ermäßigten Zugang (Eingabe unter „Sonstige Anmerkungen“).

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