Dass die Sitzbänke vor der Konzertmuschel im Fredenbaumpark nicht im allerbesten Zustand sind, hatte sich seit längerem rumgesprochen. Bereits vor drei Jahren wurde die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt-Nord deshalb aktiv und stellte Gelder für eine Renovierung bereit. Geschehen ist bislang nichts. Das soll sich ändern. Aber nur als Gesamterneuerung des Mobiliars – anvisiert für 2021. Dafür steigen die Kosten satt. Vermutlich fast um das Fünffache. Doch dem Dortmunder Haushaltsplanentwurf 2020/21 ist dafür finanzielles Engagement eingeschrieben.
Veranschlagte Kosten: statt 20.000 für eine Renovierung sind es jetzt 90.000 Euro für die Gesamterneuerung
Es war im November 2016: die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt-Nord beschließt, 20.000 Euro für die Renovierung der Sitzbänke vor dem Musikpavillon im Fredenbaumpark in die Hand zu nehmen.
Der Auftrag zur Umsetzung geht an die Stadtverwaltung. Wie das halt so üblich ist, im kommunalen Prozedere. Zuständig: das Dortmunder Tiefbauamt, Technische Dienste Grün. Soweit, so gut. – Und das war’s: es passiert in den kommenden Jahren gefühlt schlicht nichts.
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Dann endlich, knapp drei Jahre später, am 15. Oktober, meldet sich das Amt bei der BV. Es gibt Schwierigkeiten. Die bestehende, mittlerweile durch die Witterung weiter in Mitleidenschaft gezogene Möblierung böte zwar Platz für ungefähr 640 KonzertbesucherInnen. Diese Kapazität würde aber nach eigener Einschätzung und aus den Erfahrungen der letzten Jahre gar nicht benötigt.
Zudem: mit Abschleifen und Anstreichen, wie ursprünglich von der BV im Prinzip gedacht, ist es jetzt nicht mehr getan. Daher soll’s ein bisschen mehr kosten: 80.000 bis 90.000 Euro seien für eine Gesamterneuerung der maroden 640 Sitzplätze fällig. Würde das Fassungsvolumen dagegen auf 320 runtergefahren, ist die BV schon mit 51.000 Euro dabei. Stünde also die Frage im Raum, was nun passieren solle.
Bezirksvertretung Innenstadt-Nord wirkt düpiert ob langer Verfahrensdauer in der Stadtverwaltung
Solche Nachrichten kommen unter den VertreterInnen in der BV natürlich nicht besonders gut an. Auf der folgenden Sitzung im November empört sich Brigitte Jülich, Fraktionschefin der SPD: es sei eine „Frechheit“, nach einer so langen Zeit quasi gesagt zu bekommen, das Vorhaben, wie von dem Gremium vorgestellt, lohne nicht.
Der Kollege von der CDU, Dorian Marius Vornweg, stellt ernüchtert fest: zwar sei das nicht der erste Fall, bei dem die Verwaltung so langsam arbeite, „aber ein sehr auffälliger Fall“. Und dann ist da die Diskrepanz zwischen der veranschlagten Summe und den voraussichtlich real entstehenden Kosten.
Die findet auch Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder offenbar ziemlich happig, wenn er vorrechnet, dass jeder Platz dann immerhin mit 140 Euro zu Buche schlüge. Wobei es sich nicht einmal um Stühle handele, sondern um einen Sektor auf einer Holzbank. Vornweg regt an: bei der stadtweiten Bedeutung der Konzertmuschel müsse auch der stadtweite Haushalt in Sicht sein.
Ergo: die 90.000 Euro sollten schon mal für den kommenden Doppelhaushalt angemeldet werden, so der CDU-Fraktionschef, dessen Partei sich bei den gegenwärtigen Haushaltsberatungen für eine besondere Förderung des Parks stark macht. – Ansonsten wird vertagt. Bis zur nächsten BV-Sitzung wolle man es etwas genauer wissen, schlägt Cornelia Wimmer (Die Linke) vor. Was deren Annahmen und die Kosten beträfe, da solle die Verwaltung Stellung nehmen.
Fehlender Zuspruch bei Veranstaltungen: auch wegen des Zustandes der Sitzgelegenheiten
Auf der BV-Sitzung an diesem Mittwoch dann der vorerst letzte Akt. Eine Stellungnahme des Freundeskreises Fredenbaumpark liegt vor, die sein Vorsitzender Dr. Wilhelm Grote kurz erläutert. Ausdrücklich wird die Auffassung des Tiefbauamtes zurückgewiesen, von wegen Verkleinerung des Sitzvolumens. Immerhin handele es sich bei dem Musikpavillon um „ein Aushängeschild des Fredenbaumparks“.
Was die teils schlechte Auslastung von Kapazitäten bei Veranstaltungen beträfe, so sei diese unter anderem auf den „schlechten Sitzkomfort der Möblierung zurückzuführen“: mangelnde Pflege, Vandalismus und ein Holz in schlechtem Zustand seien hier Faktoren. Hinzu käme: bei geringem Bekanntheitsgrad dort auftretender KünstlerInnen schlägt das auf die Zahl der BesucherInnen durch – und umgekehrt.
Schließlich: Für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 ist eine Anbindung von Dortmunds ältester Parkanlage vorgesehen. Deshalb müsse eine angemessene Sitzplatzzahl vorgehalten und im Übrigen über eine Überdachung nachgedacht werden. – Das sieht auch Brigitte Jülich so. Ebenfalls sei bei der Überplanung an eine Bewirtung zu denken, hatte sie zuvor bereits bemerkt.
Voraussichtliche Kosten sind Teil des Dortmunder Haushaltsplanentwurfs 2020/21
Einigkeit in dieser Woche aber auch darüber, dass die dringend notwendigen Arbeiten an den Sitzplätzen vor der Konzertmuschel nicht erst im Hinblick auf die IGA angegangen werden können. Der Vorschlag mit der reduzierten Platzzahl ist ebenfalls vom Tisch. – Frohe Kunde in diesem Zusammenhang aus dem Rathaus: die 90.000 Euro sind zumindest Teil des Haushaltsplanentwurfs, der auf der nächsten Ratssitzung am 12. Dezember verabschiedet werden soll. – Na bitte.
Und warum wird es überhaupt so teuer? Jürgen Hundorf von den Technischen Diensten Grün beim Tiefbauamt, als operativer Bezirksleiter zuständig unter anderem für den Fredenbaumpark, erklärt: das seien eben die marktüblichen Preise. Die veranschlagten Ausgaben basierten auf drei Angeboten, die man eingeholt habe. Er hoffe, wird das Geld bereitgestellt, den Austausch der Sitze 2021 zu ermöglichen.
Es könne aber noch ein wenig teurer werden, ergänzt er. Denn in Gesprächen mit dem Inklusionsbeirat sei es um die Frage gegangen, was bei den neuen Sitzgelegenheiten zu berücksichtigten wäre. Wenn es eben um Inklusion geht.
Damit der Bereich vor der Konzertmuschel für alle nutzbar ist. Beispielsweise auch für Seh- oder Hörbehinderte oder für Leute im Rolli. Gerade da gab es bei der bestehenden Sitzanordnung Schwierigkeiten: es war schlicht zu eng.
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