Die Nordstadtblogger haben sich entschieden, in diesem Jahr anlässlich des Weltfrauentags am 8. März eine Themenwoche zu gestalten, mit interessanten Beiträgen rund um feministische Themen. Jeden Abend erscheint ein neuer Artikel.
Anlässlich des Weltfrauentages am heutigen 8. März gab es bereits am Vorabend eine Demonstration in Dortmund. Daran nahmen laut Polizei rund 400 Menschen teil – die Demo sei größtenteils friedlich verlaufen. Lediglich den Einsatz von Pyrotechnik sowie Rauchtöpfen an vereinzelter Stelle kritisiert die Polizei. Zudem wurden vereinzelt Personalien aufgenommen.
Auftakt der Demonstration war die Katharinentreppe vor dem Hauptbahnhof
Die Menschen versammelten sich vor der Katharinentreppe am Dortmunder Hauptbahnhof. Gegen 19 Uhr begann die Demonstration: „Seid wütend mit mir! Ihr habt ein Recht auf eure Wut! Ihr habt ein Recht auf eure Wut, weil die Gesellschaft euch nicht anerkennt, als das, was ihr seid!“, lauteten unter anderem die Worte zur Begrüßung.
Darauf erfolgten die ersten beiden Redebeiträge über Femizide und Schwarzen Feminismus. Schließlich zog die Demonstration Richtung Dortmunder U bis hin zur U-Bahn Haltestelle Leopoldstraße, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
Mit feministischen Parolen, lauter Musik und wiederkehrenden Ansagen von den Redner:innen der Demonstration zogen die zahlreichen Menschen durch die Dortmunder Innenstadt, um deutlich zu machen: „Wir sind heute hier, um zu zeigen, dass Feminismus Kampf bedeutet. Um zu zeigen, dass Feminismus Wut bedeutet, dass es verdammt nochmal feministisch ist diese Wut zu zeigen“, wie eine der Sprecher:innen zu Beginn sagte.
Demozug geriet ins Stocken: Demonstrierende Person wurde von Polizei zur Wache Nord gebracht
Während der Demo stoppte der Zug kurz vor der Polizeiwache Nord. Der Grund: Sprecher:innen der Demonstration informierten die Teilnehmer:innen darüber, dass die Polizei ein:e Demonstrant:in festhielt und zu der Wache gebracht habe Dies löste Unruhe aus und der Demozug blieb so lange stehen, bis die Person wieder freigelassen wurde.
Während dieses Zwischenfalls übte ein:e Sprecher:in zudem starke Kritik gegenüber einem Polizisten aus, der in dieser Wache arbeitet. Grund dafür waren mehrere Vorwürfe, dass er Frauen gegenüber in seinem Dienst gewalttätig und diskriminierend sei, wie der WDR berichtete. Zudem soll er sie mehrfach als „Fotze“ beleidigt und gedemütigt haben.
Daher betonten die Redner:innen während des Stopps, wie prekär die Situation sei, dass sich nun eine Person von einer feministischen Demonstration in der Wache befindet, in der dieser Polizist tätig ist. Somit bestehe auch die Gefahr, dass dieser an jenem Abend Dienst habe.
Aufgrund dieser Verzögerung entschieden sich die Organisator:innen des Protestes dazu, einen weiteren Redebeitrag vor Ort zu halten. Das Thema lautete Religion. Dabei verurteilten sie unter anderem das Gesetz zu Abtreibungen stark. Erst nachdem die betroffene Person wieder freigelassen wurde, fuhr der Demozug fort.
Diverse feministische Redebeiträge verdeutlichten die Problematik des Patriarchats
Gleich zu Beginn der Demonstration gab es einen Redebeitrag über Femizide. Hier kritisierte man unter anderem die hohe Anzahl an Femiziden im letzten Jahr sowie die Problematik, dass dahinter ein System stecke. „Im letzten Jahr zählen wir 114 ermordete Frauen in Deutschland und das sind nur die, von denen wir wissen. Denn die Dunkelziffer ist hoch. Vier von zehn Femiziden bleiben unerkannt“, so eine Redner:in des Beitrags, „Diese Zahlen sind schrecklich berechenbar und scheinbar unaufhaltsam. Das hat strukturelle Gründe. Femizide sind keine Einzelfälle, sondern sie haben System und Funktion.“
Der zweite Redebeitrag setzte sich mit dem schwarzen Feminismus auseinander und kritisierte den weißen Feminismus, der viele Formen der Diskriminierung nicht beachtet. Daher forderte die Redner:in unter anderem dazu auf, dass man seine eigenen Privilegien reflektieren und überlegen soll, wie man Menschen mit weniger Privilegien unterstützen könnte.
„Ihr setzt schon ein großes Zeichen, wenn ihr in eurem Umfeld, bei Freund:innen, Familienmitgliedern und Bekannten aufklärt und ihnen auch mitgebt, wie notwendig Intersektionalität für uns alle ist. Denn sie macht deutlich, dass Diskriminierung und Ausgrenzung nicht eindimensional sind und nicht durch die Konzentration auf ein einziges Thema gelöst werden können“, so die Redner:in dieses Beitrags.
Als die Demonstration vor dem Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofes Halt machte, folgten zwei weitere Reden. Zunächst erhielt die AfD sowie die extreme Rechte starke Kritik. Im speziellen wurde Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl am 9. Juni, angesprochen. Unter anderem verurteilte ein:e Redner:in des Beitrags das Frauenbild sowie die Queerfeindlichkeit des Politikers.
Doch auch das System Prostitution geriet bei der Demonstration in starke Kritik. Denn es sei falsch, dass in dieser Gesellschaft Frauen so sexualisiert würden, dass daraus eine ganze Industrie entstanden sei.
Zudem wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei Prostituierten oftmals um arme, migrantische Frauen, aber auch um Frauen, die kaum Deutsch sprechen oder trans Frauen handele. Im Anschluss an diesen Beitrag folgte eine Schweigeminute für die drei kürzlichen Opfer von Femiziden in Wien, bei denen es sich um Prostituierte handelte.
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Kinderprostitution in unserer Stadt (Offener Brief von Heike Wulf)
Im Laufe der letzten Jahre habe ich immer und immer wieder Hinweise auf Kinderprostitution in unserer Stadt entdeckt. Habe gehört von Müttern, die mit ihrem Kindern am Straßenrand stehen, z.B in der Mallinckrodtstraße – Autos kommen, nehmen die Kinder mit und die Mütter stehen da und warten, bis sie wieder gebracht werden.
Mitarbeiter*der umstehenden Geschäfte werden bedroht, wenn sie nochmal die Polizei rufen. Ein befreundeter Lehrer, der mir völlig fertig erzählen, dass seine elfjährige Schülerin verschwunden ist – sie hätte schon vorher die Angst geäußert, verheiratet zu werden. Lehrer*innen, denen mit dem Tod gedroht wird, wenn sie nochmal darauf beharren, dass es Schulpflicht für Mädchen in der 8. Klasse gibt.
Befreundete Kolleginnen, denen bei Kultur und Schule, Kinder begegnet sind, die sich geöffnet haben, aber aus Angst vor ihrer Familie nicht mit der Polizei reden wollten, usw usf. (Namen kann ich Ihnen alle nennen, möchte sie aber erstmal rauslassen) Nicht zu vergessen der große Fall Sascha Lewandowski. ( https://www.waz.de/region/rhein-und-ruhr/article11906934/ein-furchtbarer-verdacht.html)
Man weiß schon lange, dass es hier in Dortmund Kinder zu kaufen gibt. Ich habe diese Thematik in meiner Stadt-Litera-Tour (Mord und Totschlag) und auch meine Stadtrundgängen „Orte der Prostitution – Dortmund früher und heute“ – mit aufgenommen, (und glauben Sie mir, ich liebe diese Stadt und hebe alle Vorteile und Schönheiten ebenso hervor) mit der Polizei gesprochen, mit Frauen im Rat geredet, kenne die Arbeit der Mitternachtsmission, usw usf. Ich habe einfach das Gefühl, es wird hier zu wenig getan.
Ich kann den Gedanken schlecht ertragen, wenn ich weiß, dass hier – vielleicht drei Kilometer entfernt von unserem Rathaus – Menschen – auch aus anderen Städten – für unsere Kinder bezahlen und sich an ihnen vergehen, dass hier ein Kreislauf der Prostitution nicht durchbrochen werden kann. Das sich alle irgendwie hilflos fühlen und die Kids, die hier bei uns in Dortmund/Deutschland leben, dieses Schicksal erleiden müssen und es scheinbar keine Hilfe gibt. Ich danke der Journalistin Sophie Sommer von den Funke Medien, die mich auf einer Tour begleitet und die fast 8 Monate recherchiert hat. Es ist ein sehr guter Artikel. Ich füge ihn an.
Hiermit fordere ich die Stadt auf, mehr zu tun:
– Eine Kommission einzurichten, die sich gezielt dieser Thematik annimmt.
– Informationsmaterial an alle hier lebenden Rumänen in ihrer Sprache auszugeben
– In den Schulen schon mit den rumänischen Kindern zu sprechen und Hilfe anzubieten, damit dieser Kreislauf durchbrochen wird.
– Personal zu generieren
. Sprachkurse und Schulungen anzubieten
Wir schaffen neue gebrochene, psychisch kranke Menschen in unserer Stadt, die sich prostituieren, Drogen nehmen und irgendwann auf der Straße landen.
Bitte Herr Oberbürgermeister, bitte Rat der Stadt Dortmund, tun Sie etwas!!! Helfen Sie diesen Kindern. Danke!!!
Herzliche Grüße
Heike Wulf