Düppel-, Alsen-, Missunde- und Danewerkstraße sind nur einige Beispiele

SERIE Nordstadt-Geschichte(n): Mehrere Straßen erinnern an den Deutsch-Dänischen Krieg 1864

Das Restaurant von W. Steinmann im Haus Alsenstraße 31-33, 1913
Das Restaurant von W. Steinmann im Haus Alsenstraße 31-33 in der Nordstadt (1913). Sammlung Klaus Winter

Von Klaus Winter

Die Düppel- und die Alsenstraße gehören nicht zu den bekanntesten Verkehrswegen Dortmunds. Es ist ihnen aber die Besonderheit gemeinsam, dass sie zu den ältesten Straßen der heutigen Nordstadt gehören. Denn sie wurden bereits in den 1860er Jahren angelegt, also in einer Zeit, in der das Gebiet der heutigen Nordstadt in weiten Teilen noch unbesiedelt war.

Die Straßen wurden stark verkürzt

Alsen- oder Düppelstraße begannen ursprünglich an der Heiligegartenstraße und verliefen von hier parallel zueinander in Richtung Norden. Heute dagegen beginnen beide Straßen erst an der Kielstraße.

Die Verkürzung der Straßen, bei denen sie ihre ältesten Abschnitte verloren haben, erfolgte im Rahmen des Sanierungsplanes Nord II und aufgrund eines seit 1966 rechtsverbindlichen Ratsbeschlusses im Jahre 1978. Kurz darauf wurden die eingezogenen Abschnitte mit der Diesterwegschule überbaut.

Von der Düppelstraße ist nicht viel geblieben. Heute steht hier nur noch das Haus Nr. 43. Ihr längster Teil ist lediglich ein Fußweg.

Straßennamen weisen auf Siege der preußischen Armee hin

Wann genau die Straßen ihre Namen erhielten, lässt sich nicht mehr feststellen. Wohl aber steht fest, warum man sich damals für eine Benennung nach Orten im Norden Deutschlands entschieden hat.

Die Düppeler Schanze am Tag nach ihrer Erstürmung, 19. April 1864.
Die Düppeler Schanze am Tag nach ihrer Erstürmung, 19. April 1864. Foto von Friedrich Brandt (Wikipedia/gemeinfrei)

Denn 1864 entbrannte zwischen Dänemark einerseits und Preußen und Österreich andererseits ein Krieg um die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Preußen und Österreich gingen als Sieger aus dem Krieg hervor, der später als erster der drei so genannten Einigungskriege eingeordnet wurde und an deren Ende die Gründung des deutschen Kaiserreichs stand.

In dem im Entstehen begriffenen nördlichen Stadtteil Dortmunds sollten die Orte preußischer Siege als Straßennamen im Gedächtnis der Bevölkerung bleiben.

Erstürmung der Düppeler Schanzen -Eroberung der Insel Alsen

Das Haus Düppelstraße 8 im Jahre 1910
Das Haus Düppelstraße 8 im Jahre 1910 Sammlung Klaus Winter

Zu den größten Schlachten im Verlaufe des Deutsch-Dänischen Krieges gehörte die Erstürmung der Düppeler Schanzen. Die zehn Schanzen waren dänische Befestigungsbauwerke, an der im Krieg 11.000 dänische Soldaten eingesetzt waren.

Sie wurden von einer großen preußischen Übermacht wochenlang belagert und dann am 18. April 1864 erfolgreich gestürmt. Der Sturm auf die Düppeler Schanzen gilt als eine der Entscheidungsschlachten des Krieges.

Der letzte große Kampf fand auf der dänischen Ostsee-Insel Alsen statt. Am 29. Juni 1864 überquerten preußische Einheiten den so genannten Alsensund, zerstörten Sonderburg durch Artilleriebeschuss und besiegten die dänische Armee in einem Gefecht.

Düppelstürmer und Alsenkämpfer erhielten Gedenkmedaillen

Die Kriegsgedenkmedaille für Alsen-Kämpfer
Die Kriegsgedenkmedaille für Alsen-Kämpfer Sammlung Klaus Winter

Die Insel wurde in der Folge für einige Jahrzehnte deutsch. In Folge einer Volksabstimmung 1920 entschied man sich aber für eine Rückkehr zu Dänemark.

Die preußischen Soldaten, die an den Kämpfen bei Düppel und Alsen im Einsatz waren, wurden nach Kriegsende mit entsprechenden Kriegsgedenkmedaillen, die wie Orden getragen wurden, ausgezeichnet.

An die Siege erinnerte man sich noch viele Jahrzehnte. So mancher Kriegerverein beging die Gedenktage über viele Jahre feierlich und längst nicht nur in Dortmund wurden Straßen nach den Orten der siegreichen Schlachten benannt.

Missunde ist ein Dorf an der Schlei

Neben Düppel und Alsen gab es im Verlauf des Deutsch-Dänischen Krieges weitere Orte, an denen preußische Siege erfochten wurden. Zu diesen gehört das an der Schlei gelegene Dorf Missunde.

Auch hier gab es dänische Schanzen, die schon bei dem Kriegsausbruch Anfang Februar 1864 angegriffen und von den Dänen zunächst noch erfolgreich verteidigt werden konnten. Allerdings gaben die Dänen die Verteidigung von Missunde wenige Tage später auf.

Bekanntmachung der Vergabe des Namens Missundestraße, 1896
Bekanntmachung der Vergabe des Namens Missundestraße, 1896 Rheinisch-westfälische Arbeiter-Zeitung, 10.06.1896

Die Missundestraße, die Nordstraße und Bornstraße verbindet, wurde erst in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre angelegt.

Der Grenzwall Danewerk wurde kampflos geräumt

Bekanntmachung der Vergabe des Namens Danwerkstraße, 1904
Bekanntmachung der Vergabe des Namens Danwerkstraße, 1904 General-Anzeiger für Dortmund, 20.10.1904

Erst nach der Jahrhundertwende wurde die Danewerkstraße gebaut. Im Oktober 1904 hatte der Magistrat über die Straßenbenennung entschieden.

Der Grenzwall Danewerk war kein Schlachtort im Krieg von 1864 geworden, denn der dort zuständige dänische Oberbefehlshaber ließ die Schanzen schon am 5. Februar räumen, weil er keine sinnvolle Verteidigungsmöglichkeit sah.

Weitere norddeutsche Straßennamen in der Nordstadt

Die ehemalige Paul-Gerhardt-Schule an der Kielstraße, heute Kleine-Kielstraße, 1908
Die ehemalige Paul-Gerhardt-Schule an der Kielstraße, heute Kleine Kielstraße (1908). Sammlung Klaus Winter

Einen Bezug zum Deutsch-Dänischen Krieg haben in der Nordstadt auch die Kielstraße und die Lauenburger Straße. Letztere sollte daran erinnern, dass das Herzogtum Lauenburg in Folge des Krieges an Preußen und Österreich fiel.

Dagegen sollen nach Unterlagen des Stadtarchivs die Holsteiner und die Schleswiger Straße ihre Namen lediglich nach den norddeutschen Landschaften erhalten haben. Auch bei der Benennung der Flensburger Straße soll es keinen Zusammenhang zum Krieg von 1864 geben.


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Reaktionen

  1. Till Strucksberg

    Eigentlich auch schon damals absurd, dass sich tausende Bauern-. und Arbeitersöhne erschießen oder verstümmeln ließen, nur damit ein Stückchen Land dem Gebilde einer „Nation“ einverleibt werden sollte. Um so absurder heutzutage, wo es hunderte Beispiele für eine „zivile“ Lösung gibt, bei denen die Bevölkerung selbst bestimmt, welcher „Einheit“ sie sich zugehörig fühlen möchte: Damals hätten die Menschen dort vielleicht für ein „Autonomes Gebiet Schleswig“ votiert. Heute könnten sich die Menschen in der Ostukraine evtl.für eine „Republik Donezk“ entscheiden.

  2. Norbert

    aufgrund eines seit 1966 rechtsverbindlichen Ratsbeschlusses im Jahre 1978

    Einen 12 Jahre rückwirkenden Ratsbeschluss halte ich für unwahrscheinlich.

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