Das Adressbuch 1877 ist das erste, das die Straße mit allen Häusern nennt

SERIE Nordstadt-Geschichte(n): Ein interessanter Blick in die Historie der Heiligegartenstraße

Blick über den Steinplatz nach Osten in die Heiligegartenstraße, um 1915.
Blick über den Steinplatz nach Osten in die Heiligegartenstraße, um 1915. Sammlung Klaus Winter

Von Klaus Winter

Die Heiligegartenstraße ist heute eine west-östliche ausgerichtete vierstreifige Straße mit Abbiegespuren, begrüntem Mittelstreifen und Parkflächen an beiden Seiten. Stellenweise sind die Häuser etwas von der Straße zurückversetzt. Die Straße wirkt deshalb fast großzügig ausgebaut, vor allem in verkehrsruhigen Zeiten. Während der Hauptverkehrszeiten herrscht hier jedoch ein hohes Verkehrsaufkommen. Denn die Heiligegartenstraße ist Teil der Route der Nordumfahrung der Dortmunder City.

Sie ist eine der ältesten Straßen der Nordstadt

Heute deutet nichts mehr darauf hin, dass die Heiligegartenstraße zu den Straßen gehört, die in der frühesten Entwicklungsphase der Nordstadt entstanden sind. Älter sind fast nur die seit Jahrhunderten bestehenden Verbindungen zu den benachbarten Orten wie die Münsterstraße als ehemalige Chaussee nach Lünen.

Der Überlieferung nach hat die rund 400 Meter lange Verbindung zwischen Münsterstraße /Freiherr-vom-Stein-Platz (Steinplatz) und Bornstraße ihren Namen dem Umstand zu verdanken, dass sie über ehemals kirchlichen Besitz angelegt wurde, so wie es auch für die Straße Papenkamp galt, die heute nur noch ein Fußweg entlang des Bahndammes zwischen Born- und Gronaustraße ist.

Luftaufnahme um 1925/30. Die blaue Linie zeigt den Verlauf der alten Heiligegartenstraße.
Regionalverband Ruhr: geoportal.ruhr

Ihr jetzige Straßenverlauf entspricht nur noch teilweise dem ursprünglichen. Die Straße hatte früher einen gebogeneren Verlauf, so dass ihr östliches Ende etwas näher zum Burgwall lag.

Bebauung war in den 1870er Jahren abgeschlossen

Das Haus Heiligegartenstraße 29 mit dem Restaurant zum goldenen Schloss, 1903.
Das Haus Heiligegartenstraße 29 mit dem Restaurant zum goldenen Schloss, 1903. Sammlung Klaus Winter

Wann die Bebauung der Heiligegartenstraße begann, ist schwer feststellbar. Im Straßenverzeichnis des Allgemeinen Wohnungs-Anzeiger für Dortmund aus dem Jahre 1856 ist sie noch nicht enthalten.

Das Adressbuch 1877 ist das erste, das die Heiligegartenstraße mit all ihren Häusern nennt. An der Südseite befanden sich die Häuser mit den Nummern 1 bis 45 und an der Nordseite die mit den Nummern 6 bis 54. Lücken in der Nummerierung sind zu der Zeit kaum festzustellen, so dass davon auszugehen ist, dass die Straße zu der Zeit vollständig bebaut war.

An der Krimschule wurde ab 1871 unterrichtet

An der Heiligegartenstraße gab es keine prachtvollen Geschäftshäuser. Aber wie in zahlreichen anderen Wohnstraßen der Stadt befanden sich hier Handlungen und Betriebe für den alltäglichen Bedarf und selbstverständlich auch Gastronomie.

Östliches Ende der Heiligegartenstraße mit Krimschule (links), 1905/1910.
Östliches Ende der Heiligegartenstraße mit Krimschule (links), 1905/1910. Sammlung Klaus Winter

Das einzige öffentliche Gebäude an der Heiligegartenstraße entstand 1870 an der Ecke mit der Bornstraße. Es handelte sich um die  evangelische Krim-Schule. Die achtklassige Schule wurde 1871 in Betrieb genommen. Zwischen ihrer Fertigstellung und dem ersten Unterricht, nämlich während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, hatte das Gebäude als Lazarett gedient.

Hier begannen und endeten mehrere Straßen

Von der Düppelstraße (links) und Krimstraße (rechts) durch die Heiligegartenstraße nach Osten, 1913.
Sammlung Klaus Winter

Das Adressbuch 1886 gibt als erstes zusätzlich an, dass zwischen den Häusern 9 und 11 die Andreasstraße und zwischen 29 und 31 die Mühlenstraße von Süden in die Heiligegartenstraße mündeten.

Dagegen begannen zwischen den Häusern 40 und 42 die Düppel- und zwischen 48 und 50 die Alsenstraße. Diese beiden Straßen sind gegenüber ihrem alten Verlauf deutlich verkürzt und beginnen heute erst an der Heroldstraße.

Später wurden an der Südseite noch die Verbindungen mit der Krim- und Burgmundastraße geschaffen und an der Düppelstraße begann auch die Nordstraße.

Kurz nach 1900 entstand eine neuen Straßenbahnstrecke

Straßenbahnstrecken (rote Linien) im Bereich der Heiligegartenstraße, Stadtplan um 1902 (Detail)
Straßenbahnstrecken (rote Linien) im Bereich der Heiligegartenstraße, Stadtplan um 1902 (Detail) Sammlung Klaus Winter

Um 1900 fuhr die Straßenbahn von der Münsterstraße und den Steinplatz kommend durch die Kapellen- und Burgmundastraße, um dann über die Rolandstraße weiter zum Borsigplatz zu fahren.

Doch wenige Jahre wurden zwei Paar Straßenbahngleise durch die Heiligegartenstraße gelegt und der Straßenbahnabschnitt durch Kapellen- und Burgmundastraße entfiel.

Totalumbau im Rahmen der Stadtsanierung Nord

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde viele Gebäude ein Opfer der Bomben. Zwar begann nach Kriegsende ein Wiederaufbau, aber nicht jedes zerstörte Haus erhielt einen Nachfolger.

In den 1960er Jahren veränderte das Stadtsanierungsprogramm Nord das Aussehen der Heiligegartenstraße gründlich. Es erfolgte der Ausbau zu einer vierstreifigen Straße, die zwar nach wie vor am Steinplatz begann, aber an der Bornstraße nicht mehr mit der Roland-, sondern nun mit der Jägerstraße eine Kreuzung bildete.

Aktuelle Ansicht der Heiligegartenstraße mit Kirchturm der Johannes-Kirche im Hintergrund.
Aktuelle Ansicht der Heiligegartenstraße mit Kirchturm der Johannes-Kirche im Hintergrund. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

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Reader Comments

  1. Ingo St.

    Die Straßenbahngleis in der Kapellenstraße und Burgmundastraße über die Eisenbahn entfielen, als bis 1910 der Hauptbahnhof höher gelegt wurde und die Straßenbahnen durch das Burgtor fahren konnten. Dadurch entstanden auch die anderen Durchlässe, die wir heute als Unionstraße, Brinkhoffstraße, Krimstraße, Bornstraße und Gronaustraße kennen.

  2. Wolfgang Linke

    Hallo Ingo, danke für den interessanten Beitrag. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Linie 4 durch die Rolandstrasse fuhr. Auch die Heilige-Garten-Strassse sah in den 50’er Jahren noch schöner aus. Leider wurden in Dortmund schöne alte Häuser nicht renoviert, sondern abgerissen, so dass auch interessante Hinterhofe verschwanden. Ich wohnte mit meinen Eltern in der Bornstrasse 100. Die Seite ist komplett weg, nach wie vor, und sieht nicht mehr schön aus.

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