Nach rund zwei Jahren Stillstand blühen viele Ehrenamts-Projekte neu oder wieder auf. In unserer Serie „Neustart Ehrenamt“ stellen wir in loser Folge engagierte Vereine und Menschen aus nördlichen Stadtteilen vor.
Von Susanne Schulte
Mitten in der Zeit, als Begegnungen sehr eingeschränkt waren, gründete sich – nach vielen Monaten der Vorbereitung – im Herbst 2021 der Verein Haus Wenge Lanstrop. Das historische Gebäude im Nordosten von Dortmund soll einst allen örtlichen Vereinen ein geschichtsträchtiges Dach über deren Treffen und Veranstaltungen bieten. Doch wie das so ist bei Restaurierungsarbeiten: „Es tauchen immer wieder neue Sachen auf, mit denen man nicht gerechnet hat“, sagt der Vereinsvorsitzende Dr. Günter Hagenhoff. Deshalb mache man zurzeit auch keine aktive Mitgliederwerbung, dafür jedoch viele Feste im Park rund ums Haus, „um zu zeigen, was jetzt schon alles so möglich ist, ohne in die Räume zu können“.
Politik und Verwaltung stehen hinter den Bemühungen ums Gebäude
Und das ist eine Menge. Im März dieses Jahres lud der Verein zu „Wenge leuchte auf“ ein. Die Illumination für den ehemaligen Adelssitz wurde offiziell zum ersten Mal eingeschaltet, die Lanstroper:innen und die Bewohner:innen der benachbarten Ortsteile kamen gerne und in großer Zahl, staunten, aßen Bratwürstchen und genossen den Abend im Freien. Bezahlt haben die Beleuchtung die Bezirksvertretung Scharnhorst und das Stadtbezirksmarketing. Was zeigt, dass die Politik hinter dem Projekt steht.
Im Mai dann traf sich die Bevölkerung rund um das Haus Wenge zum Friedensfest, bei dem Geld für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine gesammelt wurde, zählt Hagenhoff weiter auf.
Initiator dieser Veranstaltung war der Verein Kulturpflanzen und weitere Vereine und Initiativen machten mit: das Café Angekommen und die Werkhof-Gärtnerei aus Grevel, die die Sonnenblumen vorgezüchtet hatte.
Gäste konnten gegen eine Spende auf zwei großen Rabatten hinterm Haus Wenge die Sonnenblumen pflanzen. Wie groß das Interesse war, ist auch heute noch an der Zahl der Sonnenblumen zu sehen.
Trotz Verzögerung schmeckte das Picknick im Park allen
Und letztes Wochenende ließ der Verein eine Veranstaltung wiederaufleben, die viele im Ort vermisst haben: das Parkfest mit Live-Musik. Ja, sie alle können sich an die tollen Abende von damals erinnern, aber niemand weiß mehr genau, wann das letzte Konzert dieser Art war.
Egal, jetzt geht’s ja wieder los. Gleich an zwei Tagen füllte sich die große Rasenfläche unter den alten Bäumen. Am Freitag spielte die Formation Just4Oldies, am Samstag die Kellerband. Das Zuhören war für die Gäste kostenlos. Sie wurden lediglich gebeten, Speis‘ und Trank an den Ständen zu kaufen.
Selbst mitbringen durften man die Verpflegung am Samstagnachmittag. Weil das bereits für den Sommer 2021 geplante Parkpicknick damals ausfallen musste, lud man jetzt dazu gleich mit ein.
Werner Gollnick, Scharnhorsts Bezirksbürgermeister und Beisitzer im Verein Haus Wenge, hatte schon für letztes Jahr die Picknick-Decken, spendiert vom Stadtbezirksmarketing und von nordwärts, einem städtischen Projekt zur Stärkung der nördlichen Stadtteile, kaufen lassen.
Die lagen immer noch ungenutzt in den Kartons. „Also sagten wir uns: Warum jetzt nicht beide Veranstaltungen zusammenlegen?“, erzählt er. So breiteten dann am Samstag die Besucher:innen die an sie verschenkten Decken aus und ließen es sich schmecken.
Lanstrop – ein Dorf mit viel Geschichte und Zusammenhalt
Aber der Verein kann nicht nur Feste organisieren. Matthias Hüppe, neben seiner Funktion als Vorsitzender der örtlichen Siedlergemeinschaft und jetzt als zweiter Vorsitzender im Verein Haus Wenge aktiv, ist mittlerweile auch gefragter Führer durch Lanstrop. Seine Rundgänge beginnen stets am Haus Wenge, sind informativ und unterhaltsam. Im Namen des neuen Vereins hat er den Jungen und Mädchen der Brukterer Grundschule bereits viermal die Geschichte des Ortes nahegebracht.
Auch die Teilnahme am Tag des offenen Denkmals im September habe man überlegt, sagt er: „Doch da man ins Haus noch nicht hineindarf, warten wir damit noch etwas.“ Ja, ein Rundgang durchs Dorf habe auch als Alternative angestanden, aber da es ja um Denkmale gehe, wolle man dieses Jahr noch nicht mitmachen. Was alles so im Verein passiert, steht im Online-Newsletter, den Hüppe als Redakteur betreut.
Für die Ehrenamtlichen gibt es auch ohne Hausführungen bereits genug zu tun, sagt Hans-Werner Rixe, der Veranstaltungsmanager im Vereinsvorstand. So ist die Teilnahme am Beweglichen Adventskalender in Lanstrop geplant und die Zusammenarbeit mit dem Filmclub Dortmund braucht auch viel Zeit. Deren Mitglieder drehen einen Imagefilm über das Haus Wenge, der auf der geplanten Homepage des Vereins zu sehen sein wird. Die Premiere ist im Oktober während der Jahreshauptversammlung.