SERIE Dortmunder Gründerszene (1): „MySugardaddy” – Neben dem Konzern-Job das eigene Startup gegründet

Die Startseite von „MySugardaddy” (Screenshot).
Die Startseite der in Dortmund gegründeten Dating-Plattform „MySugardaddy” (Screenshot).

Von Carmen Radeck/ruhrgruender.de

Bis vor kurzem waren Thorsten Engelmann und Philip Cappelletti noch Kollegen bei Thyssen-Krupp. Dann kamen sie auf die Idee, sie könnten neben dem Job ihr eigenes Ding starten und ein Startup gründen. Das haben sie gemacht: mit der Dating-Plattform MySugardaddy.eu.

Die Idee für das Dating-Startup kommt aus USA und Australien

RuhrgründerAls wir schon fast durch sind mit dem Interview, stellen sich Thorsten und Philip dann doch mal vor, wie es gewesen wäre, wenn Thorsten vor ein paar Jahren die halbe Million bei „Schlag den Raab“ gewonnen hätte… und kommen zu dem Schluss, dass so viel Geld am Anfang vielleicht gar nicht so gut gewesen wäre.

Lieber jeden Euro zehn Mal umdrehen und das Unternehmen langsam wachsen lassen. “Es gab hier damals ja noch gar keinen Markt für eine Plattform wie MySugardaddy”, sagt Philip. Nicht mal Suchanfragen gab es für den Begriff Sugardaddy” bei Google. Jedenfalls nicht in Deutschland.

In den USA und Australien gibt es Dating-Plattformen, die junge Frauen mit Luxus-Lifestyle-Ambitionen mit älteren Männern mit dem entsprechenden finanziellen Background zusammenbringen, schon seit einigen Jahren.

Die technische Umsetzung war eine Herausforderung

In Deutschland gab es vor sechs, sieben Jahren, als Thorsten und Philip anfingen, sich mit der Idee zu beschäftigen, so ein Angebot noch nicht. Doch warum sollte es hierzulande nicht einen ähnlichen Bedarf geben, fragten sich Thorsten und Philip.

Ein ganzes Leben lang Konzern-Karriere, das konnten sich weder Thorsten noch Philip vorstellen und so spielten sie in Gedanken schon verschiedene Geschäftsideen durch.

Mit der Idee zu „MySugardaddy” schließlich wollten sie dann ernst machen und standen gleich vor der ersten Herausforderung: der technischen Umsetzung Online-Plattform. “Wir hatten keine Ahnung vom Programmieren und wie man so eine Plattform aufbaut”, sagt Thorsten. “Wir dachten, man müsste sowas von Grund auf neu programmieren.”

Neben dem Vollzeitjob eine Unternehmergesellschaft gegründet

Die beiden Gründer der Dating-Plattform MySugardaddy.eu: Thorsten Engelmann (l.) und Philip Cappelletti (Foto: Carmen Radeck)
Die Gründer der Dating-Plattform: Thorsten Engelmann (l.) und Philip Cappelletti. Foto: Carmen Radeck

Also gingen die beiden erstmal so vor, wie sie es im Konzern gelernt hatten: „Wir haben Angebote ausgeschrieben”, erzählt Philip. Auf der Online-Plattform Designenlassen.de fanden sie einen Designer aus Indien, den Programmierer bei MyHammer.

Schnell gründeten die beiden eine Unternehmergesellschaft (UG) und arbeiteten in jeder freien Minute neben ihrem Vollzeitjob an ihrem Startup und machten auch ihre ersten Erfahrungen in Sachen schwieriger Kommunikation zwischen Designer und Programmierer und den eigenen Vorstellungen.

Vor dem eigentlichen Start der Plattform sammelten Philip und Thorsten bereits erste E-Mail-Adressen potenzieller Nutzer mit einer ersten einfachen Website ein – mit der Aussicht auf Gratis-Mitgliedschaft für das erste halbe Jahr.

Werbung machten sie dafür bei StudiVZ und über Google. „Wir waren überrascht, mit welch geringen Mitteln man in kurzer Zeit eine größere Zahl von Nutzern generieren kann”, sagt Philip.

Seinen Auftritt als Herausforderer bei „Schlag den Raab“ nutzte Thorsten dann auch gleich als Werbemöglichkeit für „MySugardaddy”. „Da habe ich ein T-Shirt mit unserem Logo getragen – das war schon ein bisschen peinlich”, erzählt er grinsend.

Dating-Plattform geht im September 2010 mit 700 Usern online

Mit 700 Nutzern ging die Plattform im September 2010 an den Start. An den Moment, als nach dem Gratiszeitraum die erste Kundin ihren Mitgliedsbeitrag zahlte, können sich beide heute noch erinnern. „Wir waren zu der Zeit in Shanghai,” erzählt Philip.

„Als ich gesehen habe, dass die erste Zahlung eingegangen ist, bin ich zu Thorstens Hotelzimmer gestürmt, hab an die Tür gehämmert und gerufen, es hat jemand bezahlt, es hat jemand bezahlt!” Mit den nächsten zahlenden Nutzern stand für die beiden fest, dass es funktionierten wird.

Neue Mitarbeiter und erste Zeitungsartikel

Mit wachsendem Erfolg holten die beiden Gründer neben Programmierer und Designer weitere Mitarbeiter für SEO und Marketing an Bord. „Die meisten haben wir über XING rekrutiert”, sagt Philip. Wer nicht adäquat bezahlt werden konnte, wurde am Unternehmen beteiligt. 2011 machten sie aus der UG eine GmbH und gingen auch gleich mit einer neuen Version an den Start. „Seitdem wird optimiert”, sagt Thorsten.

2012 erschien dann ein erster großer Presseartikel über „MySugardaddy” in der „Welt“. Dass es sich bei ihrem Startup um ein doch eher kontroverses Thema handelt, das war den beiden Gründern von vornherein bewusst. „Wir haben das immer auch aktiv genutzt und in der Werbung mit der Provokation gespielt”, sagt Philip. “So ein Thema kann man immer in der Presse diskutieren, da haben wir schon drauf gesetzt.”

Ziel: International die Nummer Eins werden

Gingen vor allem die Ehefrauen der beiden sehr skeptisch mit dem Thema um, waren Philip und Thorsten da eher unbefangen. „Man darf nicht immer von sich ausgehen”, meint Philip. Es gäbe eben auch andere Biografien. „Uns ist vor allem wichtig, dass wir eine für die Community faire Plattform schaffen, ohne Fake-Profile, und dass sich alles im legalen Rahmen abspielt”, sagt Thorsten.

Inzwischen haben beide Gründer ihren Konzernjob gekündigt und arbeiten Vollzeit in ihrem Startup mit Sitz in Dortmund. Im März ist die dritte Version von „MySugardaddy” an den Start gegangen. Mit inzwischen über 150.000 Mitgliedern ist die Plattform die größte ihrer Art in Europa. Ihr ambitioniertes Ziel formuliert Thorsten dann auch noch: „Wir wollen international die Nummer eins werden.”

Dieser Artikel erschien zuerst auf RuhrGründer.de.

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