Hip Hop – ein Phänomen, welches für sich selbst spricht. Seit rund 40 Jahren begeistert die Kultur Menschen rund um den Globus. In den Anfängen absolute Nische, wuchs sie zu der Jugendkultur schlechthin an. Heute dominiert Rap die Schulhöfe und die Musikcharts. Natürlich auch in Dortmund. Doch wo sind hier die Spots, die vor Hip Hop nur so sprühen? Jede Menge Leute feiern die Musik und möchten die Kultur besser kennenlernen. Ohne den richtigen Freundeskreis ist man aber fast aufgeschmissen. Diesen Personen Tipps zu geben, ist eine Intention der Artikelserie von 44 Elements. Der Name ist eine Anspielung an die „4 Elemente des Hip Hop“ und die Postleitzahl von Dortmund, die mit 44 beginnt.
Von New York City aus in jeden Winkel der Welt – eine Zeitreise über 50 Jahre
Aber was sind diese noch gleich? Spray’n geh’n, Turntables, Breakdance und Rapshit oder doch eher Geld zähl’n, Girls klär’n, Gangbang und McFit? Hip Hop machte (natürlich) eine Entwicklung durch und somit änderte sich auch der Fokus. Hier soll es aber um den klassischen Hip Hop gehen. Heute: B-Boying beziehungsweise B-Girling, besser bekannt als Breakdance. ___STEADY_PAYWALL___
Nun… wo fangen wir an? Das Breaken findet seinen Ursprung in den Straßen New York Citys der 70er-Jahre. Für die dort heimischen Gangs war es eine gewaltfreie Alternative bei Auseinandersetzungen. Wer die freshesten Moves drauf hatte ging als Sieger hervor.
Diese Moves lassen sich in fünf „Gattungen“ unterteilen. Toprocking (Tanzen im Stand), Uprocking (Übergang von Top- zu Downrocking), Downrocking (Tanzen am Boden), Freezes (Verharren in einer Pose) und Power Moves (quasi Drehungen, meistens um beliebige Achsen).
Dabei hatte die afroamerikanische und lateinamerikanische Bevölkerung großen Einfluss. Pioniere waren hierbei die B-Boys der „Rock Steady Crew“ rund um Richard „Crazy Legs“ Colon und Kenneth „Ken Swift“ Gabbert. „Crazy Legs“ war es, der unter anderem die Windmill erfand, womöglich der bekannteste (Power) Move. Aber wie sieht es mit der Breaker-Szene in Dortmund im Jahre 2020 aus? Darüber habe ich mit Sun Ha Hwang gesprochen.
Breakdance 2020 – „Das Niveau ist ein ganz anderes als vor 20 Jahren“
Er ist schon seit mehreren Jahren B-Boy in Dortmund und kennt die Szene wie kein anderer. Sun Ha’s erster Kontakt zum Breakdance war ein Musikvideo, welches ihm seine Schwester zeigte. Die Rede ist von „It’s Like That“ von Run DMC (Link im Anhang des Artikels). Im Video ist zu sehen, wie eine Gruppe von Mädels gegen eine Gruppe Jungs battled – natürlich im Breaken.
„Als ich das gesehen habe, war ich hin und weg“. Und was ist Sun Ha’s Einschätzung zu Breakdance im Vergleich der vergangenen Jahre? Es ist nicht umsonst eines der vier Elemente des Hip Hop, die Wichtigkeit und der Einfluss, den es hatte ist definitiv nicht zu vergessen. Aber stimmt es, dass Breakdance weniger Aufmerksamkeit genießt als in den 70er- oder 90er-Jahren?
„Im Mainstream kommt es mal hin und wieder vor, dass man Breakdance sieht. Man muss aber sagen, dass die Szene, die Kultur, stetig gewachsen ist.“ Nach einer vergleichweise kurzen Dürre über zehn Jahre in den 80er-Jahren, die durch Übersättigung und Entfremdung der eigentlichen Kultur und Ideale resultierte, kehrte Breakdance im goldenen Zeitalter des Hip Hop zurück in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Seitdem wurde das Niveau immer auf ein neues Level gehoben und es gibt keine Anzeichen, dass die Community schrumpft. Die harte Arbeit wurde belohnt. Denn Breakdance wird ab 2024 olympisch. Bei den Olympischen Spielen in Paris zählt es zum ersten Mal in der Geschichte zu den Wettkampfdisziplinen.
„Es dringt nicht so nach außen. Es ist und bleibt eine Subkultur.“
Im Prinzip ist es ja nichts anderes als beispielsweise Eiskunstlaufen. Es fordert enorme Athletik, genaue Bewegungen und die Ästhetik spielt eine wichtige Rolle. Nur das Breaken cooler ist.
Und auch schon vorher gab es Weltmeisterschaften oder andere Turniere, die hohe Qualität abverlangten. Zu nennen wäre hier definitiv das „Battle of the Year“, welches sogar in Deutschland stattfindet. Jedes Jahr battlen sich die Hochkaräter der Breaker-Szene im idylischen Braunschweig.
Die Highlights des „BOTY“, wie es auch oft genannt wird, sind die Wettkämpfe zwischen den Crews.
Doch was hat Dortmund als Standort zu bieten? Dortmund besitzt eine prestigeträchtige Graffiti-Historie, doch auch im Bereich Breakdance hat Dortmund einiges vorzuweisen.
„Die Breaking-Szene war auch Ende der 90er-Jahre sehr aktiv und sogar groß“, bestätigt Sun Ha. Dortmund selber ist immer noch in der Szene bekannt. Diese profitiert von der erstklassigen Vernetzung untereinander. Bundesweit.
Doch außerhalb des Kosmos fällt es nicht sofort auf. „Es ist und bleibt eine Subkultur“, so Sun Ha. Die Pandemie beeinflusste natürlich auch die Welt des Breakdance.
Hoffnung auf große Veranstaltungen mit internationalen Gästen nach Corona
„International, aber auch auf nationaler Ebene, konnten keine Veranstaltungen stattfinden, sodass der Austausch zwischen den Breaker*innen ausblieb. Das ist sehr schade, aber dafür blieb natürlich sehr viel Zeit zum trainieren“, erzählte Sun Ha mit einem Lächeln.
„Wir haben in der Zeit viel draußen trainiert, wir waren ja auch mit recht gutem Wetter gesegnet dieses Jahr.“ Dabei entdeckten sie neben den Westpark auch andere neue Orte, denn normalerweise trainieren Sun Ha und seine Crew im JKC (Jugend- und Kulturcafé) in der Rheinischen Straße 135.
Insofern der Pandemieverlauf es zulässt und die Lage sich generell beruhigt, kann man sich in Zukunft schon auf neue Veranstaltungen in Dortmund freuen.
„…wenn es beim dritten Mal nicht klappt, selbst beim zehnten Mal, einfach weitermachen“
„Wer von uns gehört hat, der weiß, da waren ja immer so um die 500 Personen anwesend. In den letzten Monaten war die Anzahl ja auf 50 beschränkt“, so Sun Ha. Man wolle internationale Gäste einladen und „jeder soll die Chance haben zu kommen.“ Des weiteren möchte Sun Ha weiter den lokalen Nachwuchs fördern.
Tipps hatte er auch gleich parat: „Gerade Breaking ist eine Disziplin, die sehr viel „Dedication“ fordert. Man muss sich sehr reinknien.“ Dabei aber auf gar keinen Fall frustrieren. „Wenn es beim dritten Mal nicht klappt, selbst beim zehnten Mal, einfach weitermachen.“ Bei Interesse kann man Sun Ha und seinen Leuten montags zwischen 17:30 Uhr und 20 Uhr im Westpark zuschauen oder selber seine ersten Versuche wagen.
Das war die erste Ausgabe von 44 Elements. Nächste Woche gibt es einen Beitrag zur Studiobesichtigung des „Blücherbunkers“- der AWO-Jugendtreff im Hafen. Repräsentiert wird das Element „MC-ing“ (Rap). Passend dazu findet dort nächste Woche von Montag bis Freitag, 12. bis 16. Oktober, eine „16er Edition“ statt. Im Anhang des Artikels steht ein Flyer mit allen nötigen Infos zur Ansicht oder zum Download zur Verfügung.
44 Elements entsteht in Zusammenarbeit mit Niclas Meier, Fachreferent Jugendkultur Jugendamt Dortmund, und Christian Tekin, Jugend- und Kulturcafé Dortmund. Wöchentlich wird eins der vier Elemente des Hip Hop behandelt.
Weitere Informationen: