SERIE (3) - 75 Jahre Auslandsgesellschaft Dortmund:

Der Deutsch-Israelische Länderkreis in der Auslandsgesellschaft – ein historischer Überblick

Seit Herbst 2008 findet zwischen Schüler:innen aus Dortmund und Israel ein Jugendaustausch statt.
Seit Herbst 2008 findet zwischen Schüler:innen aus Dortmund und Israel ein Jugendaustausch statt. Foto: pixabay

Am 28. März 1949 wurde die „Gesellschaft der Freunde des Auslandsinstituts“ – die heutigen Auslandsgesellschaft.de – gegründet. Das Ziel lautete damals wie heute Völkerverständigung im Geist von Humanität und Toleranz. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir  in einer Serie Gastbeiträge aus dem Jubiläumsmagazin zum 75. Bestehen des Vereins.

Schon in den 1950er-Jahren gab es erste Bemühungen um Annäherung durch die thematische Beschäftigung mit dem Land Israel, seinen Menschen und der politischen Lage des neuen Staates. Mitglieder des Auslandsinstituts beteiligen sich aktiv an der Gründung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V. Ab den ­1960er-­Jahren – immer noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der BRD und Israel – initiierte die RWAG eigene Vortragsreihen und Ausstellungen zu Israel.

Ein Gastbeitrag von Claudia Steinbach 

Der 6-Tage-Krieg im Nahen Osten beschäftigte schließlich auch die deutsche Presse und so berichteten wir schon 1967 mit dem Ziel einer neutralen und aufklärenden Berichterstattung über ein solch politisches Thema. 1973 organisierte die RWAG im Rahmen der 25 Jahr-Feier des Staates Israel eine politische Studienreise nach Jerusalem.

Der Präsident der Auslandsgesellschaft NRW e.V. Klaus Wegener (rechts) begrüßt die Teilnehmer des Deutsch-Israelischen Jugendaustausches „Building Bridges“.
Der Präsident der Auslandsgesellschaft NRW e.V. Klaus Wegener (rechts) begrüßte die Teilnehmer des Deutsch-Israelischen Jugendaustausches „Building Bridges“. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

1977 fand unsere erste Jugendbegegnungsreise in einen israelischen Kibbuz statt. Alle genannten Aktivitäten gipfelten am 13. Mai 1981 in die Gründungsversammlung des Vereins zur Förderung der Städtefreundschaft zwischen Netanya und Dortmund in der RWAG in Anwesenheit des israelischen Oberbürgermeisters von Netanya.

Anfang 1990 gründete sich das Komitee zur Förderung der Städtepartnerschaft mit Dortmund in Netanya. Schulpartnerschaften zwischen Schulen in Dortmund und Netanya sind entstanden. Am 17. Januar 1991 fand schließlich die Gründung des Deutsch-Israelischen Länderkreises in der RWAG statt.

Am selben Tag begann der Golfkrieg. Unser Verein organisierte monatlich Veranstaltungen zum Thema Israel, Land und Leute. Wir beteiligten uns an offiziellen Gedenkfeiern zur Erinnerung an den 9. November 1938; führten regelmäßig Studien­reisen nach Israel durch und boten Deutschkurse für israelische Studierende an.

Nachdem der Deutsch-Israelische Länderkreis aufgrund der politischen Lage im Nahen Osten und des fortschreitenden Alters der Akteure einige Jahre weniger aktiv war, erlebte dieser bilaterale Kreis auf Initiative des Journalisten Alex Völkel 2006 sein Comeback. Nach den Feierlichkeiten der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Netanya und Dortmund hatte er sich vorgenommen, den Austausch zwischen den beiden Städten wiederzubeleben.

Im Auftrag der Auslandsgesellschaft gaben Völkel und Dr. Fritz Hofmann in der Reihe Brückenschlag den Band „In den Spuren der Realitäten. 25 Jahre Städtepartnerschaft Dortmund – Netanya“. Die Initiative war an die breite Dortmunder Stadtgesellschaft gerichtet. So nahm Völkel Kontakt zu Dortmunder Schulen auf, die sich für den Schüleraustausch mit Netanya interessieren könnten.

Bürgermeisterin Birgit Jörder empfing die deutschen und israelischen SchülerInnen im Rathaus.
Bürgermeisterin Birgit Jörder empfing die deutschen und israelischen SchülerInnen im Rathaus. Foto: Leopold Achilles

Er lud alle potentiellen Akteure zu einer gemeinsamen Dialogveranstaltung ein. Im Oktober 2007 organisierte er, mittlerweile im Leitungs-Team des Deutsch-Israelischen Länderkreises (nunmehr der Auslandsgesellschaft NRW e.V.) anlässlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Dortmund und Netanya zusammen mit dem Verein zur Förderung der Städtefreundschaft zwischen Netanya und Dortmund zunächst eine Reise für Erwachsene nach Israel.

An der Organisation geplanter Schüleraustausche zwischen Dortmundern und Israelis arbeitete er indes weiter. Auf sein Engagement machte er mit hochkarätigen Veranstaltungen aufmerksam. So lud er den erst kürzlich verstorbenen NTV-Journalisten Ulrich Sahm aus Jerusalem ein und rückte auch das Thema Frauen in der israelischen Armee in den Fokus.

2008 reiste Alex Völkel zusammen mit Swantje Neumann (beide auch tätig im Jungen Forum Dortmund) zu einem Match-Making-Seminar nach Tel Aviv auf der Suche nach einem potentiellen Partner in Sachen Jugend- oder Schüleraustausch. Dort lernten sie den Präsidenten der israelischen Jugendorganisation I & Eye (Israeli and European Youth Exchanges), Dr. Shmulik Lahar, kennen und erarbeiteten mit ihm ein Programm für den Jugendaustausch zwischen beiden Ländern.

Die Stadt Dortmund und mit ihr der damalige Oberbürgermeister Dr. Gerd Langemeyer wurden in das Vorhaben involviert. Die Kooperation war eingefädelt, Dortmunder Schulen wurden gesucht und gefunden und der Jugendaustausch zwischen Schülerinnen und Schülern aus Dortmund und Israel startete noch im Herbst 2008 mit einem Besuch in Israel und einer Rückbegegnung in 2010 bei uns.

Der Deutsch-Israelische Jugendaustausch in der Auslandsgesellschaft NRW e.V. wurde zu einem festen Programmpunkt und seither jährlich mit wechselseitigen Begegnungen durchgeführt. Mit Dr. Shmulik Lahar hatten wir einen verlässlichen Partner gefunden.
Lediglich die Corona-Pandemie bescherte uns eine unfreiwillige Pause. Alles lief wie immer bis zum Schwarzen Shabbat am 7. Oktober 2023, dem schrecklichen Massaker der Hamas an der israelischen Bevölkerung. Seitdem ist das Leben der Israelis ein anderes geworden.


Der Serienteil ist ein Gastbeitrag aus dem Jubiläumsmagazin „75 Jahre Auslandsgesellschaft“ der Auslandsgesellschaft.de. In diesem Magazin hat die Auslandsgesellschaft 75 Jahre in die Dekaden aufgeteilt, dann das allgemeine Geschehen, der Stadt Dortmund und das, was in der Auslandsgesellschaft passiert ist, dargestellt.

Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Auch nach so vielen Jahren hat sich das Ziel der Auslandsgesellschaft nicht verändert

Als Arbeiterkind an die Spitze der EU: Jean-Claude Juncker wird für seine Verdienste geehrt

75 Jahre Auslandsgesellschaft: Die Welt für Dortmund: Stadt und e.V. als produktive Symbiose

SERIE (2) – 75 Jahre Auslandsgesellschaft Dortmund: Ein Interview mit Christa Frommknecht

Der Deutsch-Israelische Länderkreis in der Auslandsgesellschaft – ein historischer Überblick

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert