Von Leopold Achilles
Vor zwei Wochen habe ich noch selbst mit Mama im Zirkuszelt in Dortmund gesessen und die Show des Zirkus Flic Flac genossen. Heute durfte ich selbst dahin, wo sonst nur die Profi-Artisten sind: in die Manege, hoch hinaus ins Zirkuszelt und mitten in den „Globe of Speed“.
Journalistentraining im Zirkuszelt: angeleitet von den Profis durften wir im Zirkus mit machen
An diesem Dienstagmorgen regnet es und um das Zirkuszelt und auf dem abseits gelegenen Parkplatz an den Westfalenhallen ist kaum etwas los. Kein Wunder: die Vorstellungen beginnen auch erst um 16 Uhr. Flic Flac hat für diesen Tag zum Journalistentraining eingeladen. Die Akrobaten aus der Show stehen uns bei und zeigen wie man es richtig macht und geben Hilfestellung. Salto, Drehung, gegen die Wand springen und wieder nach unten. „Das wollen wir gleich auch von Ihnen sehen“ scherzt Rudi Bauer vom Zirkus Flic Flac.
Ihor Komarov, Ukrainer und Profi auf dem Trampolin, erklärt mir, was auf dem Sportgerät zu tun ist. Zu erst sollen wir nur die Arme gemeinsam mit dem Sprung auf und ab bewegen. Dann soll ich mich um 180 Grad drehen, danach bei der Landung sitzen und wieder aufstehen.
Eine leichte Übung, wenn ich so an meine Schulzeit und das damalige Trampolinspringen zurückdenke. „Not bad“ höre ich von Ihor der grinsend gegenüber von mir, mit auf dem Trampolin steht. Nicht so grazil wie er, aber zufrieden mit meiner sportlichen Leistung verlasse ich das Trampolin.
Das „I-Team Trampolin“ kommt zu großen Teilen aus der Ukraine und aus Russland. Zum allerersten Mal sind sie dieses Jahr mit Ihrer Show Teil des Zirkus Flic Flac. Bei Ihrer Performance springen die Akrobaten nicht nur auf und ab. Alleine und miteinander springen Sie über den anderen hinweg oder laufen die Stellwand neben dem Trampolin hinauf.
Nach dem Trampolinspringen wird in luftiger Höhe am Trapez geschaukelt
Nach dem Auf und Ab auf dem Trampolin ist vor dem Schaukeln am Trapez. Zuallererst muss ich an Höhe gewinnen und das Seil etwa sieben Meter weit hinauf klettern. Das Klettern ist kein Problem für mich. Nur der Blick nach Unten nimmt mir dann doch schnell und überraschend den Mut.
Der Mann an der Sicherung spricht mir gut zu. Es ist Nicolai Kuntz, Artist am Schwung-Trapez im Zirkus Flic Flac in Dortmund. „Pass auf deinen Kopf auf“, sagt Kuntz mehrmals. Ich bin fast oben angekommen und kann das Trapez greifen. Nur fühle ich mich mit der einen Pobacke auf dem Trapez aber noch beiden Händen am Kletterseil etwas hilflos. Sonst habe ich nicht so das Problem mit Höhen, aber in der Manege scheint einiges anders zu sein.
Kuntz hilft mir schließlich mit einem Ruck an meinem Sicherungsseil auf das Trapez zu kommen. Jetzt sitze ich, fühle ich mich aber immernoch nicht wirklich wohl. Erst als ich mit etwas Unterstützung Schwung bekomme wird es entspannter: eine Minute im großen Zelt des Zirkus Flic Flac schaukeln. Danach geht’s für mich ganz schnell das Seil wieder runter.
Für Nicolai Kuntz, der mich für meine Nummer am Trapez sichert, ist es eine gewohnte Aufgabe und ein leichtes am Schwung-Trapez zu baumeln und Kunststücke zu vollziehen. Er ist seit seinem achten Lebensjahr Artist und hat fast sein gesamtes Leben im und mit dem Zirkus verbracht, erzählt er. Neben dem Schwung-Trapez ist Nicolai Kuntz außerdem Artist an den Diabolos, welche er bis kurz unter der Zirkuskuppel tanzen lassen kann.
Ab in den „Globe of Speed“: „Pinillo Motor Riders“ rasen um die Reporter herum
Bis zu zehn Motorradfahrer finden bei den Live-Shows im „Globe of Speed“ Platz, der über Schienen in das Hauptzelt geschoben wird. Ich kann von Glück sagen, dass es für uns Redakteure und Fotografen an diesem Morgen aber nur zwei Athleten sind, die auf ihren Maschinen durch die Stahlkugel fegen.
Aufgabe hier: einfach rein stellen und ruhig bleiben. Beim Einschlafen, am vorigen Abend, hatte ich eigentlich schon entschieden genau diese Disziplin auszulassen. Ich habe es schließlich doch gemacht, und sollten auch Sie einmal diese Möglichkeit haben: machen Sie es!
Nicht dass man dadurch schlauer wird – aber eine Erfahrung ist es schon wert. Zwei Maschinen rasen also mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde um mich herum. Der Geruch der Verbrennungsmotoren hat anscheinend eine beruhigende Wirkung und es macht mir irgendwie Spaß.
Pflege für die Stahlkugel: Cola lässt Gummireifen besser haften
Die Kugel aus Stahl wurde von seinen Athleten, den „Pinillo Motor Riders“, am Abend zuvor noch gepflegt. Julian Morales ist einer der Fahrer und erklärt, dass dafür die Kugel mittels Sprühflaschen von innen mit Cola benetzt wird. Das sorgt für bessere Haftung der Reifen an dem runden Stahlgerüst.
Und weil die Behandlung bei den aktuellen Witterungsbedingungen noch nicht komplett abgeschlossen ist, muss die Kugel vor dem Einsatz etwas angewärmt werden und abgetrocknet werden. Erst danach kann die viereinhalb Tonnen schwere Sahlkugel von innen befahren werden.
Mir war zwar schon nach meinem Besuch der Premieren-Show vor zwei Wochen klar, was es für eine Leistung sein muss im Zirkus als Artist tätig zu sein. Nach dem heutigen Journalistentraining ist mir aber nochmal mehr bewusst geworden, was es bedeutet, Akrobat in einem Zirkuszelt zu sein. Sei es am Trapez oder mit neun Freunden, auf Motorrädern in einer Stahlkugel. Viel Disziplin, Übung, Mut und Können gehören dazu.
Wer nun Interesse am Besuch einer Show des Zirkus Flic Flac bekommen hat, dem raten wir an noch bis zum 7. Januar bei einem der wenigen Termine dabei zu sein. Beim nächsten Journalistentraining, in der kommenden Saison des Flic Flac, werden wir Nordstadtblogger an unsere LeserInnen so etwas wie eine „Wildcard“ verlosen, damit Sie diesem Event selbst beiwohnen und ausprobieren können.
Weitere Informationen und Karten gibt es auf der Webseite des Zirkus:
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