Die neue Ballett-Intendanz will Künstler:innen ganzheitlich fördern

Schwerpunktzentren und Handlungsballett sollen Dortmund international an die Spitze bringen

Das neue Fürhungstrio: (v.li.): Edward Clug, Dr. Jaš Otrin und Annabelle Lopez-Ochoa.
Das neue Fürhungstrio: (v.li.): Edward Clug, Dr. Jaš Otrin und Annabelle Lopez-Ochoa. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Das Ballett hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter Xin Peng Wang eine fulminante Entwicklung gemacht. Mittlerweile als eigene Sparte des Theaters etabliert, ist das Dortmunder Ballett auch international ein Begriff. Das spiegelt sich auch bei der Nachfolge für Xin Peng Wang wieder, wenn dieser in Ruhestand geht: Die Nachfolge ist ebenfalls international und top besetzt: Das neue Führungstrio stellt sich erstmals vor: Dr. Jaš Otrin, Annabelle Lopez Ochoa und Edward Clug wollen Talente in Tanz, Tanzpädagogik und Choreografie unterstützen und damit das Ballett Dortmund in eine künstlerische Führungsposition bringen.

Viel Lob durch die „Neuen“ für die Arbeit von Xin Peng Wang in Dortmund

„Ich freue mich und zeige mich dankbar für das Vertrauen“, betont der künftige Ballett-Chef Dr. Jaš Otrin. „Es ist eine besondere Ehre, die beiden Weltstars an meiner Seite zu haben“, sagte er mit Blick auf die beiden international bekannten Choreograph:innen. Otrin soll Intendant des Ballett Dortmund und NRW Juniorballett werden und im Team mit Annabelle Lopez Ochoa und Edward Clug als Artists in Residence das künstlerische Profil des Ballett Dortmund prägen.

Der neue Ballettchef Dr. Jaš Otrin.
Der neue Ballettchef Dr. Jaš Otrin. Foto: Björn Hickmann/ stage picture

Otrin ist sich bewusst, dass er in große Fußstapfen tritt und zollt seinem Vorgänger viel Lob und Anerkennung. Dieser habe es in 20 Jahren geschafft, systematisch und langfristig tragfähige Strukturen für das Ballett zu schaffen. Das Probenzentrum, das Juniorballett, das Jugendtanztheater und die Sommerakademien und die vielen internationalen Auftritte – um nur einige Punkte zu nennen – suchten seinesgleichen.

Daran will das neue Trio weiter arbeiten: „Es ist das Grundgerüst und bietet die bestmögliche Chance, das Ballett weiter aufzubauen“, so Dr. Jaš Otrin im Gespräch mit Nordstadtblogger. 

Drei Kompetenz-Zentren für künstlerische Talente

Das Gesamtkonzept hat die städtische Findungskommission überzeugt: Die beiden Artists in Residence werden abwechselnd Choreografien für das Ballett Dortmund und NRW-Juniorballett entwickeln. Dazu steuern Gastchoreografen eine weitere Premiere pro Spielzeit bei. 

„Es ist Zeit, etwas zurückzugeben“, sagt Choreographin Annabelle Lopez-Ochoa.
„Es ist Zeit, etwas zurückzugeben“, sagt Choreographin Annabelle Lopez-Ochoa. Foto: Björn Hickmann/ stage picture

Es entstehen drei Kompetenzzentren: Im Kompetenzzentrum Tanz sollen junge Tänzer:innen gefördert werden, dazu sollen je ein Kompetenzzentrum für Tanzpädagogik sowie für Choreografie entstehen. Ochoa und Clug wollen in diesen Zentren junge Talente mit Workshops, Meisterkursen und Mentorenschaften fördern. 

„Es ist Zeit, etwas zurückzugeben“, sagt Annabelle Lopez Ochoa. „Wir bringen unsere Kreativität und unser Können zusammen“, ergänzt Edward Clug. Die drei Kompetenzzentren sind ein Experimentierfeld für vielversprechende Talente, ein geschützter Raum, um sich auszuprobieren, um zu lernen und Gelerntes vor Publikum zu testen.

„Mit den drei Kompetenzzentren wollen wir uns der Entwicklung der Kunstschaffenden widmen. Das Ballett Dortmund wird so zum Game-Changer und international eine Spitzenposition einnehmen“, verspricht Dr. Jaš Otrin.

Alleinstellungsmerkmal in der Tanzszene

Das Konzept ist bisher einzigartig: Die Belgierin Annabelle Lopez Ochoa und der Rumäne Edward Clug wollen nicht nur künstlerisch mit ihren Choreografien punkten, sondern auch individuell Tänzer:innen in den Schwerpunkten Tanz, Tanzpädagogik und Choreografie aus- und weiterbilden.

„Wir bringen unsere Kreativität und unser Können zusammen“, ergänzt Choreograph Edward Clug. 
„Wir bringen unsere Kreativität und unser Können zusammen“, ergänzt Choreograph Edward Clug. Foto: Björn Hickmann/ stage picture

Die individuelle Förderung der Kunstschaffenden sei ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, betont der Geschäftsführende Direktor des Dortmunder Theaters, Tobias Ehinger. Indem man Talente in der Choreografie fördere, investiere man auch in die eigene Zukunft. „Denn auf dem Markt gibt es eine gewisse Flaute an interessantem Choreografie-Nachwuchs“, so Ehinger. 

Außerdem passt das nahtlos in das bestehende nachhaltige Konzept des Theaters: Auch mit der Akademie für Theater und Digitalität, der neuen Jungen Bühne mit Kinder-Oper und Kinder- und Jugendtheater und dem NRW-Juniorballett investiert das Theater Dortmund in die Zukunft. So sieht das auch das neue Leitungstrio, das sich schon sehr mit dem Dortmunder Weg identifiziert. „In zehn Jahren werden wir ein Modell für viele sein“, sagt Annabelle Lopez Ochoa.

Abwechselnde Uraufführungen von beiden Choreograf:innen

„Wir sind sehr glücklich über diese Dreier-Konstellation und erwarten natürlich viel“, sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Das Team nimmt diese Herausforderung sportlich und gerne an. Clug und Ochoa zählen international zu den renommiertesten choreografischen Namen. 

Dortmunder Ballettchef Xin Peng Wang diskutiert am Tag der Menschenrechte
Dortmunds langjähriger Ballettchef Xin Peng Wang schaut auf seine letzte Spielzeit. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Edward Clug werden viele Dortmunder:innen kennen – denn auch hier hat er bereits Erfolge gefeiert, zum Beispiel mit „Peer Gynt“ und „Strawinsky“, zusammen mit Xin Peng Wang. Annabelle Lopez Ochoa kreierte bereits Werke für mehr als 78 Theater auf der ganzen Welt. 

Ihre Leidenschaft ist das Handlungsballett, das Erzählen von Geschichten, wie die von Eva Perón, Coco Chanel oder der mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Dr. Jaš Otrin war Solotänzer an der Staatsoper München, dem Het Nationale Ballet Amsterdam und der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Anschließend übernahm er die Leitung des Slowenischen Nationalballetts in Ljubljana.

Hintergrund zum neuen Führungstrio

Dr. Jaš Otrin, gebürtiger Slowene, war Solotänzer an der Staatsoper München, dem Het Nationale Ballet Amsterdam und der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Anschließend übernahm er die Leitung des Slowenischen Nationalballetts in Ljubljana. Weitere Stationen waren das Ballettmanagement im Musiktheater im Revier, die Gründung einer Künstleragentur und die Geschäftsführung des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik. Nach seiner aktiven Künstlerkarriere studierte er Musik- und Theatermanagement sowie Theaterwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte über Personalentwicklung im Künstlerischen Tanz.

Das neue Ballett-Trio: Edward Clug, Annabelle Lopez-Ochoa und Jas Otrin (v.li.). Foto: Björn Hickmann/ stage picture

Annabelle Lopez Ochoa kreierte bereits Werke für mehr als 78 Theater auf der ganzen Welt (u.a. English National Ballet London, Les Grands Ballets Canadiens Montreal, Dutch National Ballet Amsterdam, Joffrey Ballet, Hong Kong Ballet, Dance Theatre of Harlem New York City). Neben ihrer choreografischen Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst (u.a. Picasso, Botero) liegt ihr schöpferischer Schwerpunkt auf abendfüllenden Kreationen über große Frauencharaktere, beispielsweise Eva Perón, Coco Chanel oder die mexikanische Malerin Frida Kahlo.

Edward Clug gilt als dramaturgisch genialer Geschichtenerzähler und gehört seit Jahren zu den gefragtesten zeitgenössischen Choreografen. Seine Werke entwickelte er unter anderem am Stuttgarter Ballett, dem Nederlands Dance Theatre, Bolshoi Ballett Moskau, Wiener Staatsballett, dem Zürcher Ballett oder dem Ballett Dortmund. Zahlreiche Auszeichnungen begleiten sein künstlerisches Schaffen. So erhielt er etwa für sein Lebenswerk 2005 und 2008 die beiden höchsten slowenischen Kulturpreise, den Prešeren Award und den Glazer Charter. Darüber hinaus war er 2010 für den „Golden Mask Award“ in Moskau und 2017 mit dem Ballett Dortmund für den prestigeträchtigen „Benois de la Danse“ nominiert.


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