Auch im zweiten Sommermonat zeigt sich keine Trendwende am Arbeitsmarkt. Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund stieg im August erneut an. Gut 38.000 Menschen sind aktuell bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Dortmund arbeitslos gemeldet, rund 300 mehr als im Juli.
Schwache Konjunkturprognosen führen zur Zurückhaltung bei Einstellungsbereitschaft
„Wir spüren am Arbeitsmarkt neben den saisonal üblichen Einflüssen auch die für viele Unternehmen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Verbunden mit den schwachen Konjunkturprognosen führt dies auch in Dortmund bei der Einstellungsbereitschaft eher zu abwartender Haltung. Die Stellenmeldungen in 2023 bleiben deutlich hinter dem Vorjahr zurück“, kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
Auch wenn sich im aktuellen Berichtsmonat deutlich mehr Menschen durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit aus ihrer Arbeitslosigkeit abmelden konnten als noch im Juli, so werde die Dynamik am Arbeitsmarkt doch zunehmend durch fehlende Balance von Qualifikation und Anforderung an Bewerberin und Bewerber gebremst.
„Wir müssen noch mehr Möglichkeiten schaffen für Weiterbildung und Qualifizierung und mehr Flexibilität ermöglichen. Nur dann kann es uns gelingen, in absehbarer Zeit Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, so Bettermann.
Ziel: Bestmögliche Unterstützung und Qualifizierungsmöglichkeiten
Der Dortmunder Arbeitsmarkt im August zeigt eine uneinheitliche Entwicklung von Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung. Das Jobcenter Dortmund verzeichnet einen Anstieg der als arbeitslos gemeldete Personen um 531. Gleichzeitig sank die Zahl der durch die Arbeitsagentur betreuten Arbeitslosen.
„Diese gegensätzliche Dynamik lässt sich unter anderem durch das Auslaufen von Sprachkursen und Förderprogrammen erklären, die in diesem Monat endeten. Während dieser gelten die Teilnehmenden als nicht-arbeitslos, fließen nach Beendigung aber wieder in die Arbeitslosenstatistik ein. Die Zahl der Menschen, die Leistungen durch das Jobcenter Dortmund beziehen, ist in diesem Monat insgesamt um 50 Personen gesunken“, berichtet Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenter Dortmund.
Eine gewisse Unsicherheit auf Unternehmensseite bleibe weiterhin bestehen und zeige sich in einem zurückhaltenden Einstellungsverhalten gegenüber den Arbeitssuchenden des Jobcenters, die häufig in un- und angelernten Tätigkeiten tätig sind. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg im August um 350 Personen an.
„Unsere Bemühungen konzentrieren sich weiterhin darauf, den Menschen im Leistungsbezug bestmögliche Unterstützung und Qualifizierungsmöglichkeiten zu bieten. Wir erkennen die Herausforderungen des aktuellen Arbeitsmarktes an und setzen uns dafür ein, die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu reduzieren und die Beschäftigungschancen für alle Betroffenen zu verbessern“, so Weichert.
Arbeitslosigkeit steigt auch im zweiten Sommermonat
Im August wurden 38.053 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 8.153 Personen bei der Arbeitsagentur und 29.900 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 329 Personen oder 0,9 Prozent gestiegen, sie liegt gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent (+2.075 Personen) höher.
Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt um 0,1 Prozentpunkte auf aktuell 11,7 Prozent (August 2022: 11,2 Prozent).
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im August 6.118 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert.
1.894 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 67 Personen weniger als im Vormonat. 5.834 meldeten sich im August bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.727 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 311 Personen mehr als im Vormonat.
Auch die Unterbeschäftigung steigt weiter an
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.
Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter angestiegen. Insgesamt sind im August 49.264 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 218 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt aktuell bei 14,8 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung steigt im August von 76,9 Prozent auf 77,2 Prozent.
Zahl der Ukrainer:innen in der Grundsicherung weiter angestiegen
Seit Juni 2022 haben alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer die Möglichkeit, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen. Im Berichtsmonat August waren im Jobcenter Dortmund 1.976 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Das sind 113 mehr als im Vormonat und 167 Personen mehr als im August 2022.
Ukrainische Geflüchtete bringen gute Voraussetzungen mit, um erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen und nachhaltige Beschäftigungen zu finden.
Sie verfügen zu mehr als 70 Prozent über ukrainische Berufsabschlüsse und Berufserfahrung und sind relativ jung. Dennoch braucht ein Berufseinstieg Zeit. Das liegt vor allem daran, dass auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung sind.
Gute Englischkenntnisse, über die viele der Geflüchteten verfügen, reichen nicht aus. Gerade in qualifizierten Tätigkeiten ist daher nach einem Integrationskurs häufig noch eine berufsbezogene Sprachförderung erforderlich.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass parallel die Anerkennung von Schul-, Studien- und Berufsabschlüssen verfolgt werden muss, um eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen.
Jugendarbeitslosigkeit steigt leicht an – Arbeitskräftenachfrage weiterhin sehr verhalten
Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf aktuell 10,3 Prozent gestiegen. Im August waren damit 3.563 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 37 Personen mehr als im Vormonat.
Im August ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat erneut leicht zurückgegangen und bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 619 neue Stellen gemeldet. Das sind 51 Stellen weniger als im Juli dieses Jahres und 66 Stellenmeldungen weniger als im Vorjahresmonat.
Der aktuelle Stellenbestand sinkt im Vergleich zum Vormonat leicht um 54 Stellen auf 4.217 offene Stellen. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Minus von 1.277 Stellen jedoch deutlich niedriger als im August des Vorjahres. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft/Post/Zustellung, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege.
Alle Zahlen und Fakten gibt es als PDF zum Download:
Arbeitsmarktreport Dortmund August 2023
Der Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt in Dortmund hat begonnen
Auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart am ersten September ist es noch nicht zu spät, um mit einer Berufsausbildung zu beginnen. Es gibt noch zahlreiche Möglichkeiten seine Ausbildung auch für dieses Jahr klarzumachen. Aktuell stehen 1.353 offene Ausbildungsstellen 498 jungen Ausbildungssuchenden gegenüber.
Damit setzt sich auch in Dortmund die Entwicklung hin zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt weiter fort. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende August bei 3.466. Dies sind im Vorjahresvergleich 39 Stellen mehr. Gleichzeitig gab es mit 3.013 jungen Menschen viel weniger Interessierte an betrieblichen Ausbildungsangeboten – ein Rückgang von 425 Jugendlichen oder 12,4 Prozent zum Vorjahr.
„Des einen Freud ist des anderen Leid, vielen Unternehmen fällt es nicht leicht, ihre dualen Ausbildungsplätze zu besetzen. Ja, der demographische Wandel wird zunehmend spürbar, der Nachwuchs wird zahlenmäßig immer kleiner. Zum anderen bewerben sich sehr viele junge Menschen aber auch nur auf sehr wenige bekannte Berufsbilder. Viele Stellen bleiben daher unbesetzt., insbesondere in technischen Berufen, die eigentlich besonders gute Perspektiven bieten. Angebot und Nachfrage passen leider allzu oft nicht zueinander“, sagt Heike Bettermann.
„Unsere Berufsberatung wird in den nächsten Wochen alles daransetzen, noch möglichst viele junge Menschen für eine Berufsausbildung zu begeistern. Allen Jugendlichen, die ihr Ticket für ihre berufliche Zukunft noch nicht lösen konnten aber gerne 2023 noch in eine Ausbildung starten möchten, lege ich schon heute den 12. Oktober ans Herz. An diesem Donnerstag in den Herbstferien stehen die Berufsberaterinnen und Berufsberater den ganzen Tag allen Interessierten mit Rat und Tat im BIZ Dortmund zur Verfügung. Auch Arbeitgeber, die noch händeringend Azubis suchen sind vor Ort. Einfach vorbeikommen, ganz ohne Anmeldung und „Ausbildung für sofort“ mitnehmen“, so Bettermann weiter.